Publikum will nicht gehen

Staufenberg (vh). Wenn das Publikum nach einem zu Ende gegangenen Konzertprogramm absolut nicht den Nachhauseweg antreten will, gibt es dafür zwei Möglichkeiten. Daheim erwartet einen nichts Gescheites - oder die Zuhörer können einfach nicht genug kriegen. So geschehen am Samstagabend in der Staufenberger Stadthalle.
Drei Jahre konnte das Frühjahrskonzert des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Staufenberg unter Mitwirkung des Jugend- und Blasorchesters der Freiwilligen Feuerwehr Lollar wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Am Samstagabend war es dann so weit. Das vereinigte Orchester nahm auf der Bühne Platz. Dirigent Marlon Esenkan kam hinzu. Sogleich mit dem Eingangsstück, der Marsch »Freude zur Musik«, bekamen die Besucher gehörig »eins auf die Ohren«.
Musiker geben vier Zugaben
Ein wenig Anspannung hatten die Musiker und Musikerinnen schon mitgebracht. Einmal war da die große Pause, unterbrochen nur durch das Adventskonzert 2022 im Bürgerhaus Lollar. Dann saßen im Publikum der Kreisstabführer aus Gießen, Werner Rauber-Wagner, der Bezirksstabführer des Feuerwehrverbands Hessen-Darmstadt, Roland Ritter, und der Vorsitzende des Bezirks Mitte im Hessischen Musikverband, Burkhard Licher.
Die Schirmherrschaft hatte Altbürgermeister Horst Münch übernommen. Er konnte aber nicht anwesend sein. Erste Stadträtin Bianka de Waal-Schneider lieferte Kurzinformationen zu den Musikstücken: Klassische Blasmusik mit Märschen und Polkas, internationale Blasmusiktitel, Filmmusiken, Rock und Pop.
Irgendwann lief das wie geschmiert - und die Sache mit dem musikalischen Aushängeschild der Stadt Staufenberg beziehungsweise der Stadt Lollar erfuhr ihre außerordentlich schlüssige Fortsetzung. Das Publikum applaudierte stehend und forderte Zugaben ohne Ende. Esenkan und die fleißigen Künstler gewährten ihren Gästen drei Titel und die Nationalhymne.
Schließlich folgte ein geselliges Beisammensein mit Imbiss und Getränken sowie Fachgesprächen, wie man die Blasmusik weiterhin attraktiv gestalten könne, um den notwendigen Nachwuchs anzuheuern. Werbung machten auch die Fördervereine des Musikzugs.
Der ist dieses Jahr wieder voll beschäftigt mit unter anderem diesen Auftritten: Kirmessen in Biebertal, Ruttershausen und Staufenberg, Schmaadleckermarkt in Lollar, Musik im Park (Großen-Buseck), Kreisverbandstag in Grünberg und Adventskonzert in Lollar.
Manche Klassiker haben eine übergeordnete Bedeutung. Die »Berliner Luft« gilt als inoffizielle Hymne der Stadt und wurde von einer Jury mit unter anderem Dieter Thomas Heck in die Liste der »100 Schlager des Jahrhunderts« aufgenommen. Nostalgie und Ohrwurm verbinden sich ideal im Stück »Du hast den Farbfilm vergessen«. Nina Hagen sang das Lied 1974 als »ironisches Statement zum grauen DDR-Alltag« (so de Waal-Schneider). Die Blasmusik kam in der Stadthalle zwischendurch sehr gefühlvoll daher, das von Frank Sinatra weltbekannte »May Way« oder das Medley »Moment for Morricone«, Westernmelodien des italienischen Komponisten Ennio Morricone.
Das Pop-Medley über ABBA brachte die 80er Jahre zurück und bei »Music«, der Ballade von John Miles, griff Hartmut Reyl so beherzt in die Tasten seines E-Pianos, dass man meinte, der letzte Musiktag sei angebrochen.