»Er hatte immer Angst«
Staufenberg/Wettenberg (jwr). Im Prozess gegen einen 34-Jährigen, der im Juli 2021 seine damalige Ehefrau während einer Autofahrt beinahe tödlich mit einem Messer verletzt und sich dann mit den drei gemeinsamen Kindern ins Ausland abgesetzt haben soll, ist am Dienstag eine Ärztin der Familie vernommen worden. Der Erkenntnisgewinn hielt sich aber in Grenzen - auch weil die Zeugin nur aus ihrer vagen Erinnerung berichten konnte, obwohl die Mutter sie von ihrer Schweigepflicht entbunden hatte.
Sie habe inzwischen eine eigene Praxis und keinen Zugriff mehr auf die Patientendaten, sagte die 46-jährige Medizinerin zur Begründung.
Ihr zufolge kam die Familie vor allem zum Impfen vorbei, den Angeklagten habe sie über ihren Schwager gekannt. »Er hatte immer Angst, dass die Kinder weggenommen werden und wollte es richtig machen«, sagte sie. Im Vorfeld der Tat sei der Angeklagte mit den Kindern in die Praxis gekommen, habe Atteste gefordert, weil sie krank gewesen seien. Details konnte sie auf Nachfrage aber kaum nennen. Der Angeklagte habe sich auch wegen einer vermeintlichen Verbrennung einer Tochter bei ihr gemeldet, sie dann eine Salbe verschrieben. Dies sei wohl »zwei bis drei Wochen« vor der Tat geschehen - und nicht, wie der Angeklagte ausgesagt hatte, am Tattag. Zwischen den Eheleuten habe es Streit gegeben, »deswegen war das Jugendamt eingeschaltet«. Sie habe eine Familientherapie empfohlen. Dass der Angeklagte sie am Tattag zu erreichen versucht habe, konnte sie nicht bestätigen.