Der geborene Plauderer im Kulturcafé

Staufenberg (vh). Sven Görtz zählt zu den Glücklichen, deren frühe Interessen nachher in den Beruf einflossen. Heute treibt ihn die Kunst um. Görtz bedient den Sänger, Songwriter, Texter, Gitarrist und Hörbuchsprecher. In Treis wohnhaft, war es ihm ein leichtes oder - nach eigenen Worten - fast Verpflichtung, im Kulturcafé Daubringen des Impuls-Vereins Staufenberg nun einen Abend zu gestalten.
Der Landkreis Gießen spendierte Fördergeld und somit öffnete sich nach längerer coronabedingter Pause endlich wieder die Veranstaltungstür am Buchenberg. Görtz hatte in den beiden Pandemie-Jahren zwei Alben geschrieben und produziert. Leider konnten keine Live-Auftritte neue musikalische Botschaften nach außen tragen.
Davon erhielt das gespannte Publikum im Kulturcafé jetzt einige Kostproben. Außerdem sang er Lieder aus seinem Frühwerk und - kein Görtz ohne Bob Dylan und Leonard Cohen - moderne Klassiker dieser Heroen. »Publikum mit Maske ist nicht der schönste Anblick«, so Görtz, aber, allgemein gesagt, besser als ein Künstler ohne Bühne.
Direkter Kontakt zu Leuten ist ihm augenscheinlich wichtig. Görtz ist der geborene Plauderer. Er breitet den Entstehungsprozess des eigenen Tuns aus und weiß viele hintergründige Details über Künstlerkollegen und deren Werke. Gerne lässt der studierte Philosoph andere teilhaben - über Cohens »Hallelujah« etwa. 80 Verse habe dieser dazu geschrieben. Vier davon würden letztlich gesungen.
16 neue Lieder aus Görtz’ Feder trägt das Album »Alle Wege zu dir«. Themen sind beispielsweise das Zusammen- und Getrenntsein, die Endlichkeit oder die Geschäftigkeit eines Tages. Görtz hat zwei Gitarren dabei, eine hell, die andere dunkel lackiert. Gemütlich wird es immer, wenn er die karamellgelbe aus Amerika zum Hallen bringt. Des Sängers sonore Stimme und dieser Klang ergeben Gänsehautgefühl. Görtz hat sich die Freiheit genommen und alte Gedichte vertont - deutsche Klassiker. Dieses Album heißt »Du musst dein Leben ändern«. Rilkes »Panther« oder Heines »Loreley« brachte er mit. Zugaben folgten. Plaudern und Singen: Das Publikum konnte nicht genug bekommen.