100 000 Euro und 1000 Kilometer: Staufenberger Radler haben ehrgeiziges Ziel

Zehn Radfahrer aus Staufenberg brechen Ende Mai Richtung Sylt auf. Sie wollen auf der Strecke insgesamt 100 000 Euro für einen guten Zweck einsammeln und hoffen auf weitere Unterstützer.
Der Weg ist das Ziel - ein etwas abgedroschener Spruch, doch für dieses Vorhaben passt er: Zehn Staufenberger um Ideengeber Erich Peter Hoepfner wollen vom 26. Mai bis 4. Juni von Staufenberg bis Sylt radeln und auf der Strecke 100 000 Euro an Spenden sammeln. Diese kommen dem Verein »Menschen für Kinder« mit Sitz in Solms zugute, der sich für langzeiterkrankte, vor allem krebskranke oder in Not geratene Kinder engagiert.
Das Bedürfnis, »etwas von dem zurückzugeben, was ich im Leben bekommen habe«, sei eine Triebfeder für das private Spendenprojekt, sagt Hoepfner. Der 62-jährige Trainer und Coach macht sich mit einem Team auf den Weg, das sich gut kennt: Vor gut zehn Jahren sei man in die ungarische Partnerstadt Tarjan geradelt, um das 20-jährige Jubiläum der Partnerschaft zu würdigen, berichtet er. »Das war ein überwältigendes Erlebnis - was da an Freundschaften entstanden ist!« Das Gros der Gruppe habe früher Handball gespielt, sei dann zum gemeinsamen Radeln übergegangen. Im Sommer fahre man nun immer freitags gemeinsam los.
Benefiz-Radtour nach Sylt: Verein »Menschen für Kinder« soll profitieren
Dass jetzt die Insel Sylt angepeilt wird, ist kein Zufall: Hoepfner ist »Sylt-Fan«, macht dort seit Jahrzehnten Urlaub. Als die Idee für die Benefiz-Radtour bei ihm gereift sei, habe er sich mit Bekannten ausgetauscht, auch mit einem Kontaktmann bei der Firma Interstuhl. Das Unternehmen habe prompt 5000 Euro zugesagt, außerdem einen Satz Trikots und einen hochwertigen Designstuhl zur Versteigerung auf Sylt gespendet. »Dann habe ich mir gesagt: Jetzt musst du es auch machen!«
Zum Verein gibt es laut Hoepfner eine Verbindung über Stefan Köhler, der dort im Vorstand ist. Auch andere Mitradler wie Gerold Marondel und Dr. Hans-Jürgen Werdecker seien aktive Unterstützer. In Mittelhessen ist »Menschen für Kinder« bekannt. Vor Corona gab es eine jährliche Benefiz-Radtour durch die Region, laut Hoepfner oft mit hunderten Teilnehmern. Auch er sei schon mehrfach für den guten Zweck mitgeradelt. Für diesen Sommer sei die regionale Tour wieder geplant, dann wolle man auch die Spenden der Sylt-Fahrt an den Verein übergeben.
Die Aktion der Staufenberger könnten Menschen von überall mit Spenden unterstützen, unterstreicht Hoepfner, »wir wollen den Verein über die Region hinaus bekannt machen«. Auch Radiosender würden noch kontaktiert, um so mehr Leute zu erreichen. Ein paar Prominente haben man schon angeschrieben und gefragt, ob sie sich anschließen - bislang aber mit mäßigem Erfolg.
Benefiz-Radtour nach Sylt: Viel vorzubereiten
Der Spendenzweck war rasch gefunden, die Arbeit damit aber längst noch nicht getan: »Wir haben überlegt: Wie machen wir das? Am Anfang war ich ziemlich naiv und dachte: Wir fahren mal los«, blickt Hoepfner zurück. Statt dessen gab es noch allerhand zu bedenken: Flyer drucken, eine Homepage entwickeln, Unterkünfte buchen - Hoepfner ist froh, dass die Radler sich die Aufgaben teilen, allein sei das schwer zu stemmen.
Nicht zuletzt gilt es, die Werbetrommel weiter zu rühren. Viele Bekannte hätten sich schon bereiterklärt. Bereits jetzt beläuft sich das Spendenvolumen auf gut 37 000 Euro, inklusive mündlicher Zusagen sei man schon bei etwa 70 000 Euro. Das Geld werde ohne Einschränkung dem Verein zufließen, versichert Hoepfner. Auf der Internetseite des Projekts (siehe Kasten) kann man aktuell verfolgen, wie sich die Summe entwickelt.
Auch jenseits direkter Spenden gebe es eine große Bereitschaft, die Radler bei ihrem ehrgeizigen Vorhaben zu unterstützen: »Die Hotels haben super reagiert, geben uns zum Beispiel die Zimmer für die Hälfte des Preises.« Die Radler haben auch geschaut, inwieweit sie auf Stationen der Fahrt schon Kontakte haben, die dann bei der Ankunft vor Ort unterstützen oder als Multiplikatoren mit Blick auf Spenden dienen können.
Anschreiben an Bürgermeister, in deren Kommunen das Team Halt macht, wurden ebenfalls vorbereitet. Hoepfner hofft, dass möglichst viele von ihnen Unternehmen vor Ort ansprechen, auf die Aktion hinweisen und so als Türöffner dienen. »Die Kontakte zu bekommen, ist eine Herausforderung.«
Benefiz-Radtour nach Sylt: »Vorfreude und Respekt«
Auch sportlich gesehen ist die Tour ehrgeizig: Pro Tag sollen bis zu 120 Kilometer zurückgelegt werden, jeweils mit einem Stopp mittags und abends. Im Idealfall, so Hoepfner, gebe es dann einen Empfang und direkten Kontakt zu Spendern. Zwar habe man ein Service-Fahrzeug im Schlepptau, aber »keine große Begleitmannschaft«. Einen Ruhetag werde man sich wohl nicht gönnen. Die meisten Mitfahrer seien im Rentenalter. »Ich habe auf dem Heimtrainer schon eine Weile geübt«, verrät Hoepfner lächelnd.
Nun fiebere er mit »Vorfreude und Respekt« der Abfahrt Ende Mai entgegen. Das große Ziel ist die Ankunft auf Sylt Anfang Juni. Für die dortige Organisation habe man die Gastro-Experten vom Sylter »Genuss Kontor« gewinnen können, der Betreiber stamme ursprünglich aus Kesselbach. Nach der Ankunft soll es noch eine kleine Inselrundfahrt geben. Übrigens ist vorab als Auftakt ein Prolog von Staufenberg Richtung Gießen und wieder zurück geplant.
Mit der Ansage, 100 000 Euro einsammeln zu wollen, haben sich Hoepfner und Co. einiges vorgenommen. »Es ist jetzt schon ein Erfolg«, sagt er. »Und wenn wir mal niemanden vor Ort antreffen, geht die Welt auch nicht unter.« Nicht zuletzt gehe es ja auch darum, gemeinsam Spaß und eine gute Zeit zu haben, »es ist eine coole Geschichte«.
Infos und Kontakt
Weitere Informationen zu der Initiative sind online zu finden unter www.spendenradtour.org. Unter anderem werden dort auch auch Unterstützer und Sponsoren genannt, ferner der Kontakt für Spenden. Auf der Homepage sind auch Streckenprofile der einzelnen Etappen verzeichnet.jwr