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Starkregen nicht vergessen

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Von: Patrick Dehnhardt

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Pohlheim (pm/pad). Ein Unwetter macht nicht an Gemeindegrenzen halt. Die Gemeinde Langgöns hatte sich darum vor zwei Jahren dazu entschlossen, eine Starkregenanalyse durchführen zu wollen und die entsprechende Förderung als Klima-Kommune zu nutzen. Im September 2020 beschlossen die Pohlheimer Stadtverordneten, sich an dieser Starkregenanalyse zu beteiligen, schlossen sich später der Charta der Klima-Kommunen an, um eine bessere Förderperspektive zu erhalten.

Während in Langgöns mittlerweile erste Gutachten vorliegen, ist es in Pohlheim scheinbar ruhig um die Gefahreneinschätzung geworden.

Reiner Leidich (CDU) hat darum nun eine Anfrage an den Bürgermeister gestellt, wann der Beschluss, eine Starkregenanalyse für Pohlheim zu beauftragen, umgesetzt werden solle. In einer Pressemitteilung erinnert er daran, dass bereits im September 2020 die Stadtverordneten beschlossen, eine Analyse von Gefährdung durch Überflutung und Erosion sowie eine generelle Risikoanalyse zu beauftragen und daraus folgende Handlungskonzepte zu entwickeln. Damals wurden die Kosten auf 100 000 Euro geschätzt, bei einer Fördermöglichkeit von 90 Prozent. Im Nachtragshaushalt sollten dafür 10 000 Euro eingestellt werden.

Langgöns schon zwei Schritte weiter

»In einer späteren Stadtverordnetensitzung haben wir den Beitritt zur Charta der Klima-Kommunen beschlossen, sodass die Förderung sogar 100 Prozent beträgt«, schreibt Leidich. Und zeigt sich verwundert, dass man seitdem nichts mehr zur Starkregenanalyse gehört habe.

Stattdessen wurde er hellhörig, als er im Bericht aus den Langgönser Gremien las, dass dort die ersten Ergebnisse der Analyse für die Kommune bereits vorgestellt wurden. Zumal darin die Langgönser Klimaschutzmanagerin Susanne Müller sagte: »Wir waren die einzige Kommune, die bislang einen Förderantrag gestellt, erhalten und die Analyse beauftragt hat.« Das war Mitte Mai.

Dass jede Kommune selbst in Sachen Starkregenanalyse tätig werden muss, ist seit gut einem Jahr bekannt. Der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch erklärte auf Anfrage dieser Zeitung, dass dies an den paradoxen Förder- und Rahmenbedingungen liege. Eine einzelne Kommune erhalte eine höhere Förderquote als ein interkommunaler Zusammenschluss. Zudem hätte bei einer Kooperation von Pohlheim, Langgöns, Hüttenberg und weiteren Kommunen die Analyse europaweit ausgeschrieben werden müssen. Beides keine Aspekte, die einen Zusammenschluss attraktiv machen. Zudem wollte man in Langgöns nach den Unwettern im Kleebachtal nicht warten, bis die anderen Kommunen in die Pötte kommen.

Klimaschutzmanagerin Müller hat allerdings allen Nachbarn angeboten, mit ihren Erfahrungen bei der Antragstellung für die Förderung zu helfen. Ob es dazu bereits eine Anfrage aus dem Pohlheimer Rathaus gab, ließ sich bis Redaktionsschluss nicht klären. Hüttenberg habe hingegen bereits deutliches Interesse signalisiert.

Reusch sagte, dass man bei der Langgönser Analyse auch die Einzugsgebiete der Bäche betrachtet habe, die außerhalb der Gemeindegrenzen liegen. Schließlich mache Butzbacher oder Waldsolmser Wasser nicht an der Kreisgrenze halt. Dies könne als Vorarbeit von anderen Kommunen auch genutzt werden.

Leidich fordert den Pohlheimer Bürgermeister nun dazu auf, einen Sachstandsbericht zu geben, wie es mit der Starkregenanalyse für Pohlheim weitergehen soll. Zudem sei es kritisch zu bewerten, wenn Pohlheim bis heute keinen Förderantrag gestellt habe.

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