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Stadt Laubach »in guter Hoffnung«

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Von: Thomas Brückner

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Neue Chancen für ein Kulturdenkmal: das 1674 erbaute »Hochzeitshaus« unweit von Laubachs Marktplatz. ARCHIV © Thomas Brueckner

Laubach ( tb). Mehr als einmal hat Laubach zur Kenntnis nehmen müssen: Aus erhoffter Aufwertung stadtbildprägender Bauten nach dem Verkauf an privat wurde es nichts. Stattdessen gab es Sanierungen in »Billigheimer-Manier«. Von »bösen Überraschungen mit reinen Renditeobjekten« sprach denn auch der FW-Politiker Dr. Ulf Häbel. Vor sechs Jahren etatisierte das Stadtparlament daher 500 000 Euro für Immobilienankäufe.

Für ein noch aktiveres Leerstandsmanagement, für den Erhalt einer attraktiven Altstadt.

Ankäufe versus Billigsanierung

Ein positives Pilotprojekt findet sich in der Unteren Langgasse 12: Für 50 000 Euro erworben, wurde das Fachwerkhaus 2021 für 32 500 Euro an ein Ehepaar weiterverkauft. Ihr Konzept hatte die städtischen Gremien überzeugt. Mit hohen Zuschüssen aus der Stadterneuerung (IKEK) machen sie sich jetzt an die Sanierung, heißt es aus der Verwaltung.

Ein zweites Pilotobjekt ist das ebenfalls denkmalgeschützte »Hochzeitshaus«, eines der kreisweit seltenen Zwerchgiebelhäuser, ebenfalls unweit des Marktplatzes. Hier entlastete die Hessische Landgesellschaft (HLG) die Stadt, erwarb das Objekt für 145 000 Euro.

Wie bei Baulandbevorratungen freilich steht auch hier in zehn Jahren die Rückübertragung an die Kommune an, stellt die HLG dann Erwerb und Bewirtschaftungskosten (Stand 2020: rund 21 000 Euro) in Rechnung.

Zwar hatten sich vor zwei Jahren auch hier Interessenten gefunden. Die aber sprangen am Ende ab. Verkauf bzw. Finanzierung scheiterten wegen des nicht gesicherten Überwandlungsrechts - dass die Grundstücksverhältnisse auch in Laubachs Altstadt kompliziert sind, dürfte klar sein.

Jetzt aber darf die Stadt und ihr Leerstandsmanager in »guter Hoffnung« sein, was die Zukunft des Hochzeitshauses angeht: Mit Anliegern konnte eine Vereinbarung erzielt werden, die ihre Interessen und jene potenzieller Käufer, vor allem an einer Zufahrt, sichert. Und: Entsprechende Magistratsvorlage auf Eintragung eines Geh- und Fahrrechtes, Neu- und Zuordnung von Wegeflächen im Bereich des Storchhofs (Name des Quartiers), Verkauf einer Teilfläche sowie auf Überlassung zweier Stellflächen in der Tiefgarage an einen Anlieger hat im Hauptausschuss des Stadtparlaments eine breite Mehrheit gefunden. Fünf Jastimmen von FW, Grünen und SPD standen ein Nein der SPD sowie drei Enthaltungen von CDU und FDP gegenüber.

Einzig umstritten war die Überlassung der Stellplätze, kostenlos und auf 30 Jahre. Wie von der GAZ berichtet, hat sich der Ortsbeirat mit Blick auf die innerstädtische Parkplatzsituation nach Umbau des Marktplatzes dagegen gewandt, als Alternative einen Grundstückstausch zwischen Stadt und Anlieger vorgeschlagen und eine Neuverhandlung gewünscht. Dafür warb nun auch SPD-Sprecher Hartmut Roeschen.

Laut Bürgermeister Matthias Meyer aber ist es »unwahrscheinlich«, dass der Anlieger darauf eingehe. Überdies handele es sich nicht um den Verlust, sondern nur um die Verlagerung zweier Parkplätze in die zudem wenig attraktive Tiefgarage.

Meyer verwies auf die vielen Gespräche von Stadt und HLG, jetzt habe man endlich eine Einigung erzielt, diese sollte das Stadtparlament nicht gefährden. Im Übrigen dränge die Zeit (IKEK-Förderanträge nur bis Ende des Jahres noch möglich, die Red.).

Ob sich nun ein anderer Käufer findet, der zu einem für die Stadt akzeptablen Preis das Anwesen erwirbt und es im Sinne der Innenstadtentwicklung saniert? Ob also die Kuh vom Eis ist - um das (einzig jahreszeitlich) passende Bild zu gebrauchen -, das freilich bleibt abzuwarten.

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