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So bestatteten die Kelten

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Von: Volker Mattern

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Faszinierend, über 2000 Jahre alte Geschichte einst zu dieser Zeit lebender Menschen in den Händen zu halten. Arnold Czarski und Dr. Regine Müller (links) zeigen restaurierte Grabbeigaben einer Urnenbestattung. © Volker Mattern

Im KeltenKeller in Rodheim-Bieber werden erstmals die Funde aus Grabstätten aus keltischer Zeit rund um den Dünsberg in einer Sonderausstellung präsentiert. Zu sehen bis zum Ende dieses Jahres.

Der »KeltenKeller« ist so etwas wie das Herzstück des Vereins für Archäologie im Gleiberger Land. Dort werden all die zahlreichen und restaurierten Funde aus vielen Jahren Grabungsgeschichte auf, am und rund um den Dünsberg wohl sortiert, beschriftet und sicher in Vitrinen verwahrt. So sind sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Seit gestern und bis Ende des Jahres gibt es im Museum eine Sonderausstellung zu Bestattungen der späten Eisenzeit rund um den Dünsberg zu sehen. Am Freitag wurde die Ausstellung vom Vorsitzenden des Vereins, Arnold Czarski und der Archäologin Dr. Regine Müller eröffnet.

Im Rahmen des Projektes »Kelten Land Hessen« schließt sich das Museum KeltenKeller mit dieser Sonderausstellung den landesweit laufenden Projekten und Sonderausstellungen anderer Kultureinrichtungen an.

Die Bestattungen, im Bereich des keltischen Oppidums auf dem Dünsberg wurden entweder durch Zufall bei Geländebegehungen gefunden oder stammen aus umfangreichen Rettungsgrabungen, die der Verein für Archäologie im Gleiberger Land zwischen 2008 bis 2015 mit Unterstützung zahlreicher ehrenamtlicher Helfer aus ganz Deutschland und einigen internationaler Gästen durchgeführt hat.

Fünf Grabstätten sind derzeit bekannt

Sämtliche Urnen und dazu gehörende Grabbeigaben wurden restauriert und waren bereits vereinzelt in der Dauerausstellung des KeltenKellers zu sehen. Die Funde datieren etwa vom Ende des ersten bis ins letzte Viertel des letzten Jahrhunderts v. Chr., Sie stammen also aus der Hauptbesiedlungsphase des Dünsbergs.

Erstmalig werden bis Ende des Jahres fast alle im Rahmen dieser Grabungen geborgenen Bestattungen aus einem guten Jahrhundert aus dem Umfeld des Dünsberg mit den zugehörigen Grabbeigaben in einem gemeinsamen Kontext ausgestellt. Die Exponate zeigen die in allen fünf bekannten Gräberfeldern einheitliche Form der Brandbestattung mit anschließender Deponierung des Leichenbrandes mit und ohne Urne mitsamt Beigaben im Boden. Dabei lassen sich im Fundmaterial qualitative und damit möglicherweise auch hierarchische Unterschiede zwischen den Bestattungsplätzen feststellen, erläuterte die Archäologin den interessierten Gästen. Die bislang bekannten, aber nicht vollständig untersuchten Grabanlagen, stellten eine wichtige archäologische Quelle für die Interpretation des damaligen Lebens auf und um den Dünsberg herum dar, so Regine Müller. Die fünf bekannten Gräberfelder liegen zwischen einem und sieben Kilometer vom Dünsberg entfernt.- Müller geht davon aus, dass dies nicht die einzigen dem Einzugsbereich des Oppidums zuzuordnenden Bestattungsplätze sind. Auch zeigen einige der Exponate die Gefährdung, der diese Bodendenkmäler ausgesetzt sind. So wurden die ersten Bestattungen in Folge von Forstarbeiten entdeckt. Während einige Urnen vollständig erhalten sind, konnte von anderen lediglich noch die Sohle der Urne geborgen werden.

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