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Siegerbembel für das beste Stöffche

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Von: Volker Heller

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Wettbewerbs-Ideengeber Hans-Jörg Müller (rotes T-Shirt) schenkt den Teilnehmern der zweiten Bewertungsgruppe Proben aus. FOTO: VH © Volker Heller

Die Ausgangslage war spannend: Am Samstag sollte in Londorf der wohlschmeckendste Apfelwein aus dem Kreis gefunden werden. Am Ende des Wettbewerbs war das Ergebnis so deutlich, dass es keinen Zweifel mehr zu geben scheint, wo das beste Stöffche im Gießener Land gekeltert wird.

Beim Fußball würde man üblicherweise vom Heimvorteil sprechen. Und im schlimmsten Falle von Schiebung. Die Deutlichkeit des Siegs aber ließ jede mögliche Diskussion verstummen.

Der Obst- und Gartenbauverein Londorf war am Wochenende Gastgeber des 12. Wettbewerbs um den wohlschmeckendsten Apfelwein der Selbstkelterer im Landkreis Gießen - und war am Ende der strahlende Sieger.

Die Ausgangslage war dabei wie in jedem Jahr: 24 Vereine oder Privatpersonen waren überzeugt davon, dass gerade ihr Stöffche das beste sein müsse. Dann aber kam es zu einer Premiere. Erstmals in der noch jungen Wettbewerbsgeschichte gab es gleich zwei erste Plätze aufgrund von gleicher Wertungspunktezahl. Der OGV Londorf räumte dabei an der Spitze alles ab.

Die zweimal 379 Siegerpunkte gingen nämlich jeweils an den Apfelwein des gastgebenden Vereins und an Florian Klingelmeier, den OGV-Vereinsrechner, der hatte seinen privaten Apfelwein bewerten lassen. Platz drei belegte außerdem OGV-Mitglied Waldemar Schunk mit 373 Punkten.

Landrätin Anita Schneider übergab am Ende sichtlich gut gelaunt die Siegerbembel. Für Londorf nahm Karl-Jürgen Haas die Auszeichnung in Empfang. Er hatte sich als Verkoster des OGV zur Verfügung gestellt. Eine Urkunde gab es für jeden Teilnehmer aus der Hand von Wolfgang Zeibig, Vorsitzender des Regionalvereins im Landkreis Gießen der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute, der den Wettbewerb ausgetragen hatte. Organisatorisch wird der originelle Wettbewerb für Hobby-Apfelwein-Sommeliere im Vorfeld und vor Ort von Susanne Tröller und Hans-Jörg Müller bestritten.

Von Müller stammte auch die Wettbewerbsidee. Er sei es irgendwann leid gewesen, dass Freunde und Bekannte immer nur Schmeicheleinheiten übrig hatten, erzählte er. Er habe endlich mal ein kritischeres Urteil hören wollen. »Man will wissen wo man steht«, sagte Müller.

Beim Apfelwein-Test gibt es freilich weder einen tatsächlichen Heimvorteil noch Schmu. Jeder Teilnehmer bringt sein Erzeugnis mit zum Wettbewerbsort. Dieser wechselt übrigens jährlich. Dort werden die Proben in neutrale Flaschen umgefüllt. Jede Flasche erhält eine Nummer. Auf der Bewertungsliste steht dann eine nichtssagende Nummer, die vom Verkoster mit Punkten bedacht wird. Für die Farbe kann er null bis drei Punkte vergeben, für den Geruch null bis vier und für den Geschmack null bis zwölf Punkte. Zum Neutralisieren der Geschmacksnerven gibt es zwischendurch Mineralwasser und Weißbrot.

Das Bewertungsprozedere sieht zwei Durchgänge vor. Die 24 Verkoster bilden dabei zwei Gruppen. In der einen werden die Inhalte aus den Flaschen mit ungeraden Zahlen in der anderen die Flaschen mit den geraden Zahlen bepunktet.

Aus jeder Gruppe kommen die drei punktstärksten Proben weiter. Zusätzlich erhält jede Gruppe eine sogenannte Null-Probe. Dahinter verbirgt sich eine wiederum anonyme Flasche mit dem Mix aus allen 24 Einzelproben. Die Wertungsgruppen gaben dafür einmal 120 und einmal 122 Punkte, was für die Sachkunde der Tester sprechen mag. Jeder Verkoster kam somit auf 16 Proben.

OGV-Vorsitzender Günter Kronenberg heimste 168 Punkte ein und verpasste so knapp den Einzug in die zweite Wertungsrunde. Das jährliche Zusammentreffen hält er allerdings für äußerst wichtig zum Fachsimpeln und zum Plaudern aus dem Nähkästchen. Der Apfelwein sei ein Naturprodukt das man durch Tricks und Kniffe beeinflussen könne, sagt er. Dann fügt Kronenberg im Rückblick auf die Verkostung hinzu: »Am Anfang waren welche dabei, dazu konntest du nicht Apfelwein sagen.«

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