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Sehr hohe Nachfrage nach Wärmepumpen

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Von: Franz Ewert

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HeizenmitWaermepumpen1209_4c © DPA Deutsche Presseagentur

Die künftige Energieversorgung unseres Landes, vor allem auch das Tempo hin zum Erreichen der ausgegeben (Klima-)Ziele, beschäftigt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schon seit vielen Jahren. Die fundamentalen weltweiten Umwälzungen und völlig neuen Herausforderungen infolge des von Russland völkerrechtswidrig angezettelten Krieges im Nachbarland Ukraine haben - kulminierend in den letzten Monaten - eine völlig neue Dynamik in diese Debatte gebracht.

Und plötzlich nehmen die Dinge Fahrt auf, die sie über Jahrzehnte in dieser Form nicht hatten.

Schlagartig wurde die fossile Energie knapp. Erdöl und vor allem Erdgas wurden und werden von interessierter Seite plötzlich ganz offen und nicht nur latent als »Waffe« eingesetzt. Alle Länder sind davon betroffen, besonders aber Deutschland, das sich - viele sagen wohl nicht zu Unrecht - sehenden Auges in eine spätestens seit Kriegsausbruch nicht mehr zu leugnende Abhängigkeit von russischem Erdgas gebracht hat. Die Gesamtproblematik hat jedenfalls neben rasant steigenden Preisen zu einem an Fahrt gewinnenden Umdenken bei den privaten Endverbrauchern geführt. Wer technologisch und finanziell kann, steigt vermehrt um, auf Sonnenenergie oder auch auf Holz.

Alternative Energien sind gefragt. Zumal davon ausgegangen werden sollte, dass die Energiepreise noch weiter steigen werden.

Risiko bleibt

Der Geschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), Helmut Bramann, wünscht sich in Sachen Heizungsmodernisierung mehr Flexibilität. Er befürchtet, dass die Regierung zu sehr auf Systeme wie Wärmepumpen setzt. Dafür jedoch fehlten vor allem die Fachkräfte zur Umsetzung. Um, wie von der Politik gefordert, bis zum Jahr 2030 sechs Millionen Wärmepumpen einzubauen, benötige die Branche 60 000 Monteure pro Jahr.

Viele Fragen im Zusammenhang mit der Wärmewende seien noch ungelöst. Beispielsweise reiche der erneuerbar erzeugte Strom derzeit längst nicht aus, um die Wärmepumpen zu betreiben. Sich alleine auf diese Technik zu konzentrieren, berge ein ähnliches Risiko, wie es aktuell Probleme bereite, das Fehlen des Erdgases aus Russland zu kompensieren.

Der ZVSHK sieht im Wasserstoff eine sehr gute Alternative. Molekularbasierte Heiztechnologien aus Deutschland seien für diese Technik vorbereitet und könnten sogar zum Exportschlager werden.

Angesichts hochkomplexer Aufgabenfelder bleibe die Nachwuchs- und Fachkräftefrage eine entscheidende Herausforderung. Zwar habe die Branche Berufe wie den Anlagenmechaniker SHK als Klimaschützer und Fachmann für generationengerechtes Wohnen etablieren können, doch die Zuwächse bei den Beschäftigten reichten keinesfalls aus, um die Herausforderungen zu bewältigen.

Von der deutschen Bundesregierung fordert der ZVSHK-Hauptgeschäftsführer eine stärkere Förderung klimaschutzrelevanter Handwerksberufe.

Fakt ist, dass die Nachfrage nach Wärmepumpen oder Solarthermie-Anlagen seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine noch weiter gestiegen ist. Unerlässlich für Installation und Wartung solcher Geräte und Anlagen sind entsprechende Fachkräfte. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 27. Juli war die Zahl der Erwerbstätigen im Sanitär- und Heizungsbau über den Zeitraum der letzten zehn Jahre hinweg jedoch rückläufig: Bundesweit waren 2021 insgesamt rund 275 000 Menschen in Sanitär- und Heizungsberufen beschäftigt. Das entspricht einem Rückgang um 9,4 Prozent gegenüber 2012. Damals gingen knapp 303 000 Menschen einem solchen Beruf nach. Im Vergleich dazu ist die Zahl aller Erwerbstätigen im selben Zeitraum gestiegen.

Zudem nimmt die Zahl der älteren Erwerbstätigen in Berufen des Sanitär- und Heizungsbaus zu. Mehr als jeder Fünfte (22,4 Prozent) war 2021 zwischen 55 und 64 Jahren. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2012 (12,9 Prozent).

Ein positiver Trend zeichnet sich jedoch bei den Ausbildungszahlen ab. 2020 machten knapp 37 600 junge Menschen eine Ausbildung in einem SHK-Beruf (Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Ofen- und Luftheizungsbauer). Seit 2014 steigt die Zahl der Auszubildenden kontinuierlich an. Im Zehn-Jahres-Vergleich legte sie um 13,5 Prozent zu. sel/Grafik: dpa

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