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Seelenfutter für die Freunde

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Von: Gabriele Krämer

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Hommage an Marius Müller-Westernhagen: »Simply4friends« alias (v. l.) Christiane Linke, Sabine Schindele, Wolfgang Fey, Guido Linke und »Johnny Walker«. © Gabi Kraemer

Vier Freunde auf der Bühne und viele, viele Freunde im Saal: »Simply4friends«, das Unplugged-Cover-Quartett aus Lich, stand am Montagabend gleich zweimal auf der Bühne des Kulturzentrums Bezalel- Synagoge. Und lieferte Bemerkenswertes ab.

Familiäre Atmosphäre verbreitete sich in Windeseile, als sich am Montag die Pforten des Kulturzentrums zum ersten Streich des Unplugged-Cover-Quartetts öffneten: Der Pandemie und der damit eingeschränkten Sitzplatzkapazität geschuldet war der Umstand, dass sich die Vier von »Simply4friends« entschlossen hatten, zwei Konzerte hintereinander zu geben. Das Resultat verwunderte kaum: »Volles Haus« im Doppelpack - bei jeweils rund 60 Zuhörern.

Ziemlich aufgeregt seien sie, nach so langer Zeit endlich wieder vor größerem Publikum auftreten zu können, brachte Sänger und Gitarrist Guido Linke die Stimmung seiner musikalischen Mitstreiter Sabine Schindele, Christiane »Nani« Linke und Wolfgang Fey (alle Gesang) auf den Punkt. In der Tat war die zweijährige coronabedingte Bühnenabstinenz des Ensembles nur durch zwei kleinere Auftritte im Dorf- und Kulturladen Eberstadt unterbrochen.

Gerade richtig kam da das Motto der Licher Kulturtage: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein«, habe in ihnen schnell den Entschluss reifen lassen, der Fangemeinde das in dieser Zeit so nötige »Seelenfutter« zu liefern, sagte Linke. In »dieser« Zeit? Als das Konzert geplant wurde, ahnte niemand, dass bald ein Krieg in Europa ausbrechen würde.

Sollte es ursprünglich »nur« ein unbeschwerter Abend werden, so war für die Vier angesichts der furchtbaren Ereignisse in der Ukraine schnell klar, dass sie helfen wollen.

Auf einen Eintritt hatte das Quartett verzichtet. »Dass wir heute auf der Bühne stehen können, das ist für uns schon Lohn genug«, versicherte »Nani« Linke und rief zu Spenden für die in Gießen ansässige Hilfsorganisation GAIN auf.

Nach vorne schauen und gleichzeitig innehalten, war nun Gebot der Stunde: Kaum ein Einstieg ins Programm hätte passender sein können, als »Where have all the flowers gone - Sag mir, wo die Blumen sind«: Den Chorsatz haben die Licher »Songlines« vierstimmig arrangiert. Er wird gegen eine freiwillige Spende an andere Chöre weitergegeben und soll als Friedensbotschaft weitergeschickt werden; der Erlös geht an eine Hilfsorganisation.

»Simply4friends« trafen mit dem Lied einen Nerv beim Publikum, dessen Erschütterung angesichts der Nachrichtenlage aus Osteuropa förmlich zu greifen war. Mit viel Empathie gelang es den Akteuren dort oben auf der Bühne, mit unterschiedlichsten deutsch- und englischsprachigen Songs - darunter etliche »Ohrwürmer« - Momente der Freude und Unbekümmertheit zu verbreiten.

Mit Ed Sheerans Hit »Afterglow« und der über das Videoportal Tik Tok von Nathan Evans weltweit verbreiteten Version des »Wellerman Song«, fuhren die vier Freunde mächtig Applaus ein, der gleich darauf getoppt wurde vom Beifall für ein charmant-schmachtendes »Junge«, einer Hommage an »Die Ärzte«. Dann lüftete sich das Geheimnis um ein Papiertütchen, das eingangs jeder Besucher erhalten hatte: Das Auspacken von Bonbon und Glückssteinchen dauerte nur mal eben so lang, wie die »Umbaupause«, nach der eine Whiskeyflasche im Fokus stand: Marius Müller-Westenhagens süffigem Freund »Johnny Walker«, war eine wirklich »hochprozentige« Performance geschuldet. Schlag auf Schlag ging’s weiter, darunter mit Leonard Cohens »Halleluja«, »Vincent« von Sarah Connor und »Proud Mary« in der Version von Ike und Tina Turner.

Wunderschön der Abschluss mit »Ich will noch nicht nach Hause« von Johannes Oerding. Eine Zugabe hatte es ganz besonders in sich: »You’ve got a friend« nach Carole King.

Bilanz in der Spendenkasse: Unglaubliche 1000 Euro. FOTO: IK

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