Schwierige Lage

Die Probleme der Krämermärkte wurden in dieser Woche auch in Laubach deutlich. An die Vor-Corona-Zeit konnten die Veranstalter bei Weitem nicht anknüpfen. 20 Prozent weniger Stände und auch weniger Besucher bilanzierten sie. Doch die Händler sind froh, dass es nach zwei Jahren Zwangspause überhaupt weitergeht.
Socken, Socken, Socken - kleine Söckchen mit einem Raketenmotiv für Babys, Strümpfe, bedruckt mit einem Pferdekonterfei für Mädchen, dicke Wollsocken für Erwachsene und vor allem jede Menge Strumpfware für Diabetiker in verschiedenen Größen: Bei ihrem kleinen Stand hat Maria Rupp aus Rüsselsheim für jeden Geschmack etwas dabei. »Man muss sich über Wasser halten und das kann man nur, wenn man Qualität anbietet«, sagt sie auf die Frage, wie es ihr in den vergangenen zwei Jahren ergangen ist. »Ansonsten hatten wir noch etwas Erspartes, aber das ist jetzt aufgebraucht.«
Den Krämermarkt in Laubach bestückt Rupp schon seit etwa zehn Jahren. Und sie weiß, dass es immer schwieriger wird. »Man muss die Kundschaft schon direkt ansprechen. Wenn erst einmal einer stehen bleibt, kommen mit Glück weitere.«
Dafür muss die Kundschaft aber erst einmal da sein. Es ist Dienstagmittag. Zur eigentlichen Spitzenzeit im Marktgeschäft laufen nur vereinzelt Besucher an den Ständen vorbei. Und fragt man die Händler nach einem Stimmungsbild, so sagen sie, dass es eher »bescheiden« läuft. »In Laubach haben wir aber auch noch einmal eine spezielle Situation«, erläutert Marktmeister Hans-Jürgen Braunsdorff vom Landesverband für Markthandel und Schausteller Hessen. Der Verband ist der Veranstalter des Laubacher Krämermarktes. »Die Menschen feiern seit drei Tagen und sind jetzt am letzten Tag erschöpft.« Dennoch: An die Vor-Corona-Zeit kann man nicht mehr anknüpfen, schildert Braunsdorff. Rund 50 Stände sind diesmal dabei und das seien rund 20 Prozent weniger als zuvor.
Wie blicken die Händler in die Zukunft? Welchen Eindruck hat der Marktmeister? »Wir sind jetzt so weit unten, da kann man optimistisch in die Zukunft gucken.«
Dass viele ihr Geschäft in der Pandemie aufgegeben haben, hat auch Jean Pascal Faskel aus Mücke erfahren müssen. Er ist ebenfalls Mitglied im Landesverband und verkauft Messer, Scheren, Bürsten und einiges mehr. »Natürlich gibt es die normale Auslese«, erzählt er. Aber durch die Pandemie hätten viele seiner Kollegen ihren altersbedingten Ruhestand vorgezogen. »Manche mussten aber auch ihr Geschäft ganz verkaufen, um zu überleben«, sagt Faskel, der im Juli 2020 an einer Großdemonstration der Schausteller in München teilgenommen hatte.
Seit über 20 Jahren ist er selbstständig. »Ich habe Frau und Kinder zu Hause. Um zu überleben, habe ich mir mehrere Putzjobs gesucht.« »Manche Markthändler sind ganz in andere Berufe abgewandert«, erläutert auch der Markmeister. »Noch ein Lockdown wäre schlecht. Die Reserven sind aufgebraucht.«
Maria Rupp vom Sockenstand will vorsorgen, falls es noch einmal einen Lockdown gibt: »Ich hatte bisher keine Kundekartei angelegt. Jetzt notiere ich mir die Kontaktdaten der Stammkunden und welche Ware sie mögen. Dann kann ich sie im Zweifelsfall anrufen und ihnen etwas anbieten.«
Doch trotz der zurückliegenden anstrengenden zwei Jahre gibt es auch Schönes zu berichten: »Vor drei Wochen stand auf einem Markt eine Stammkundin vor mir und hat geweint«, erzählt Faskel. »Sie hat sich so darüber gefreut, dass wir wieder da sind.«