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Schlagabtausch auf letzten Metern

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Von: Constantin Hoppe

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Die Staufenberger Bürgermeisterkandidaten Peter Gefeller (links) und Thomas Heidlas skizzieren ihre Ziele. © Constantin Hoppe

Von Infrastruktur bis Energiewende: Im Vorfeld der Staufenberger Bürgermeisterwahl am Sonntag haben zwei der drei Kandidaten nun bei einer Podiumsdiskussion Fragen aus der Bevölkerung beantwortet. Dabei setzte einer eher auf Beständigkeit, der andere eher auf Konfrontation.

Gerhard Amend, Peter Gefeller und Thomas Heidlas bewerben sich um das Amt des Staufenberger Bürgermeisters. Doch bei der Podiumsdiskussion am Montagabend waren nur zwei der Kandidaten dabei: Amend (unabhängig) hatte seine Teilnahme an der Veranstaltung der Gießener Allgemeinen und des Gießener Anzeigers abgesagt. Somit stellten sich nur Gefeller (SPD) und Heidlas (CDU) den Fragen der rund 200 Besucher in der Staufenberger Stadthalle. Moderiert wurde die Veranstaltung von Volker Böhm (Gießener Anzeiger) und Jonas Wissner (Gießener Allgemeine).

Eines stand schon fest, bevor die ersten Fragen gestellt wurden: Es wird in Zukunft genug Themen geben, denen sich der Wahlsieger wird stellen müssen. Wie unterschiedlich die beiden Kandidaten in Sachen Auftreten, Temperament und Ausstrahlung sind, konnte schon kurz nach Beginn der Diskussionsrunde bemerkt werden: Während sich Gefeller ruhig gab und vor allem auf seine bereits erreichten Ziele innerhalb von zwölf Jahren als Bürgermeister bedacht war, ging Heidlas deutlich stärker auf Konfrontationskurs und wies auf Dinge hin, die aus seiner Sicht in den letzten Jahren nicht gut liefen - auch wenn beide in vielen Punkten weitgehend einig schienen.

Sanierung oder Neubau? Diese Frage zur Sport- und Kulturhalle in Treis beschäftigt seit Monaten die Politik und die Einwohner. Heidlas, der sich für eine Sanierung der Halle ausspricht, sieht hier Versäumnisse: »Bisher wurde immer über einen Neubau gesprochen - nicht über eine Sanierung - der über Zuschüsse finanziert werden sollte. Doch die Halle ist in keinen Förderungen drin, es gibt also für einen Neubau kein Geld des Bundes.« Gefeller, der einen Neubau favorisiert, merkte an, dass sich bei einer Sanierung die geforderten Brandschutzbestimmungen nicht umsetzen ließen. »Es stimmt, wir haben eine Förderung nicht bewilligt bekommen, aber im zweiten Anlauf erneut den Antrag gestellt, ich bin zuversichtlich, dass wir diese Förderung erhalten«, sagte Gefeller.

Der Klimaschutz und der Ausbau erneuerbarer Energien seien für ihn Herzensanliegen, so der amtierende Bürgermeister. »Der richtige Weg ist meiner Meinung nach der über die erneuerbaren Energien. Und diesen Weg müssen wir gemeinsam mit den Bürgern gehen«, sagte Gefeller. Nur dadurch, dass die Menschen bei der Entwicklung mitgenommen würden - beispielsweise durch Bürger-Solarparks wie den Solarpark Buchenberg - könne die Akzeptanz für die Nutzung erneuerbarer Energien erreicht werden. Schon jetzt werde in Staufenberg mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, als hier verbraucht werde. »Als Nächstes müssen wir die erzeugte Energie sicher für die Bürger speichern oder besser noch hier vor Ort in grünen Wasserstoff umwandeln. Das wird das Thema der Zukunft sein«, sagte Gefeller.

Heidlas sprach sich für mehr Erzeugung klimaneutraler Energien aus: »Der Strombedarf wird in Zukunft steigen, deshalb spielen die sicherlich wichtigen Speicher-Möglichkeiten keine so große Rolle für mich. Zuerst ist wichtig, mehr Strom zu produzieren, um den Bedarf in Zukunft zu decken.« Zudem sollten die Bürger dazu angeregt werden, mehr in Fotovoltaik-Anlagen zu investieren. Dafür schlägt Heidlas eine städtische Förderung für solche Anlagen vor.

Eng verbunden mit dem Klimaschutz ist die Mobilitätswende. Bei der Schaffung neuer Radwege auf dem Gebiet der Kommune sieht Heidlas jedoch weitere Versäumnisse in der Vergangenheit: »In den letzten zwölf Jahren wurde hier in Staufenberg nicht ein einziger Meter Radweg gebaut. Wir müssen hier tätig werden und die große Zeit der Förderungen ist mittlerweile vorbei«, warf Heidlas dem Amtsinhaber vor. Auf die Frage nach fehlenden Radwegen verwies Gefeller auf das Land Hessen: Dieses habe dem geplanten Radweg zwischen Mainzlar und Treis entlang der Lumda höchste Priorität zugewiesen und die dortigen Flächenbesitzer angeschrieben: »Das ist ein klares Signal, dass das Land nun tätig werden will.«

Einig schienen sich die beiden Kandidaten dagegen, dass die Ausweisung der K29 als »unechte« Fahrradstraße im Rahmen eines Verkehrsversuchs unglücklich sei - wobei Gefeller in einer Wochenkulumne im April 2022 die Fahrradstraße noch als seine Idee ausgegeben hatte. Eine Ausweisung als echte Fahrradstraße oder normale Kreisstraße würden beide befürworten. Freilich ist dafür letztlich jedoch nicht die Stadt, sondern der Landkreis verantwortlich.

»Die Straßenausbaubeiträge sind Mist und gehören abgeschafft!« - mit dieser Position in der Diskussion um den Zustand der Straßen verdiente sich Gefeller viel Applaus der anwesenden Bürger. Für die Sanierung beschädigter Straßen schlägt er vor, die Richtung der vergangenen Jahre beizubehalten und Straßendecken zu sanieren, wenn auch Kanalarbeiten anstehen. Dadurch ließen sich Kosten einsparen und die Beiträge würden überflüssig: »Wenn wir unseren Weg beibehalten, kommt uns das günstiger.«

Heidlas will dagegen an den Beiträgen festhalten: »In Sachen Straßen hat Staufenberg Nachholbedarf. Wir dürfen unsere Straßen nicht dem Verfall preisgeben.« Stattdessen sollte versucht werden, Straßen so zu erhalten, dass keine Sanierung nötig werde. Nur bei unvermeidlichen Arbeiten sollten die Anwohner zur Kasse gebeten werden.

Ein Bürger fragte nach der Zukunft des Gewerbegebiets »Interkom«, das Marburg, Staufenberg und die Standortkommune Ebsdorfergrund gemeinsam entwickeln. Angeblich sei die Interkom GmbH in finanzieller Schieflage und habe darum weitere Förderungen beantragt. Gefeller zeigte sich verwundert über die Frage: »Ich weiß nicht, woher dieses Gerücht stammt. Es gibt keine finanziellen Probleme.«

Es stimme jedoch, dass eine weitere Förderung beantragt wurde: »Wir sind bei den dortigen Arbeiten auf ein Merowinger-Grab gestoßen und nun müssen archäologische Grabungen erfolgen. Das kostet Geld und wir haben uns auf eine Förderung von 300 000 Euro beworben.« Ein Problem, vor dem das interkommunale Gebiet stehe, sei der Stimmungswechsel in der Standortkommune Ebsdorfergrund. Dort hat sich inzwischen eine Bürgerinitiative gegen die Fortführung von »Interkom« gebildet. Sowohl Gefeller als auch Heidlas sprechen sich indes für eine Umsetzung der noch ausstehenden beiden Abschnitte aus.

Heidlas versprach in seinem Abschlussstatement mehr Bürgernähe: »Wir müssen die Bürger bei wichtigen Entscheidungen mitnehmen. Die Stadt hat viele Chancen, und die will ich gemeinsam mit Ihnen nutzen.« Gefeller setzte dagegen auf Beständigkeit: »Ich brenne für unsere Stadt und für die Bürger und werde das auch die kommenden Jahre tun. Gepaart mit der Unterstützung und dem Vertrauen der Bürger will ich Staufenberg weiter auf der Erfolgsspur halten.«

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