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Schadholz auf 40 Hektar

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Von: Thomas Brückner

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792 Hektar misst Grünbergs Stadtwald. Zwar keine große Fläche, doch warf sie in der Vergangenheit meist eine erkleckliche Summe ab. Diese Zeiten sind vorbei. Und werden es wohl auf lange Sicht bleiben. Fürs neue Jahr rechnet die Kommune schon mal mit 164 000 Euro an Miesen. Nicht zuletzt Folge der Aufwendungen zur Wiederbewaldung.

Das Ergebnis fällt leider negativ aus, was jedoch mit Blick auf die letzten Jahre nicht verwundert«, schickte Ralf Jäkel seinen Ausführungen vorm Fachausschuss des Grünberger Stadtparlamentes voraus. Gemeinsam mit Revierförster Hannes Wollmerstädt erläuterte der Leiter des Forstamtes Wettenberg an diesem Abend die Kenndaten des Waldwirtschaftsplans 2022.

Nach den Trockenjahren 2018 bis 2020, so Jäkel, habe der letzte Sommer dem Forst eine Atempause verschafft. »Die Frühjahrskulturen sind daher gut vorangekommen.« Auch habe sich der Holzmarkt etwas besser entwickelt, da auf Jahre der Übernutzung der Fichte eine Verknappung folgte. Sogar schlechtere Qualitäten seien abzusetzen gewesen.

Schwacher Trost. Nach den Worten des Amtsleiters hat es die Fichte »weitgehend hinter sich«, zudem bereite nun auch die Buche Sorgen.

Bevor Wollmerstädt auf die neue Planung einging, zog er Bilanz für 2021. Danach wurden im Frühjahr nicht weniger als 15 000 Bäume gepflanzt, sollen bis zum Jahresende noch einmal fast 10 000 hinzukommen. Sein Dank galt hier den Mitarbeitern Rico Wolf und Dieter Bock. Am Ende, so der studierte Forstingenieur, werde man auf rund 20 Hektar Kulturen begründet, gepflegt oder nachgebessert haben.

Welches Ausmaß die v.a. vom Klimawandel »bescherten« Kalamitäten wie Trockenheit und mithin Käferbefall auch in Grünbergs Stadtwald erreicht haben, belegt dieses Zitat des Försters: »Aktuell beträgt die Schadholzfläche noch 40 Hektar.« Noch viel zu tun also auch im neuen Jahr - und nicht minder zu investieren.

Der Einschlag umfasste bis dato 12 500 Festmeter (fm), davon 11 400 fm Fichte, der Rest war Laubholz. Dank der günstigen Marktentwicklung sei der Verkauf weiterer gut 4000 fm toter Fichte vorgesehen. Dass immerhin 550 fm zwecks Verkehrssicherung gefällt werden mussten, auch darauf machte Wollmerstädt die Stadtverordneten aufmerksam.

Zur Planung fürs neue Jahr: Bei den Ausgaben von 350 000 Euro stechen natürlich die Kosten für die Wiederbewaldung heraus. »Allein für Verjüngung müssen wir 128 000 Euro aufwenden, da kommen wir nicht drumrum«, betonte der Revierförster.

Und verwies auf das Gebot der Nachhaltigkeit im Sinne kommender Generationen. Und ebenso auf die Funktionen des Waldes für den Klimaschutzes jetzt und heute, wozu hier nur die Stichworte Kohlenstoffsenke bzw. CO2- Bindung, auch durch Nutzung von Holz als Baustoff, genannt seien. Insgesamt soll nächstes Jahr eine Fläche von rund zwölf Hektar aufgeforstet werden.

An Einnahmen weist der Plan eine Summe von 110 000 Euro aus. Erlöse bringen vor allem Verkäufe der knapp 3000 fm, die 2022 eingeschlagen werden sollen. An dieser Stelle erinnerte Jäkel daran, dass der Zehnjahresplan schon längst »überrissen« wurde. Für einen ausgeglichenen Hiebesatz dürften es eigentlich nur 1700 fm sein, kalamitätsbedingt seien es 2020 und 2021 aber über 15 000 fm gewesen.

Alles in allem wird für Grünbergs Stadtwald erwähntes Minus von 164 000 Euro erwartet. Dass es hier kaum Rädchen gebe, an denen sich drehen lasse, betonte wiederum Wollmerstädt. Zumal die Kosten sicher, die Erlöse aber mit Fragezeichen zu versehen seien. Weiter grundsätzlich: Vorratsaufbau und Sicherheit müssten Priorität gegenüber Durchforstung haben. Letzteres würde zwar Mehreinnahmen aus dem Verkauf von Bauholz einbringen, jedoch die Bestände anfällig machen.

Auf Nachfrage aus dem Ausschuss erklärte der Revierförster, bei der Auswahl der Pflanzen auf Risikostreuung zu setzen. Also kommt ein Mix aus klimaresistenteren Laubhölzern, wie Eichen, Winterlinde oder Vogelkirsche sowie Nadelhölzern wie Douglasie und Küstentanne zum Zuge.

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