1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen

Saubere Sache

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Constantin Hoppe

Kommentare

con_stehsatz_1-B_092738_4c_1
Die Untersuchungen der vergangenen Wochen haben gezeigt: Die Wasserqualität der Badeseen im Landkreis Gießen ist ausgezeichnet. Einem Sprung ins kühle Nass wie im Foto am Wißmarer See steht nichts im Weg. ARCHIVFOTO: FAK © Red

Um die Wasserqualität der Badeseen im Landkreis Gießen ist es bestens bestellt. Das zeigen die jüngst veröffentlichten Ergebnisse einer EU-weiten Untersuchung von Badegewässern. Und dennoch könnte auch in diesem Sommer der Algenwuchs zu einem Problem werden.

Gut möglich, dass in dieser Woche die 30-Grad-Grenze geknackt wird. Die Wettervorhersagen jedenfalls verheißen sommerliche Tage. Da passt es natürlich, dass die Saison in allen Badeseen im Kreisgebiet bereits gestartet ist. Und noch eine Nachricht dürfte all jene, die jetzt den Sprung ins kühle Nass wagen wollen, erfreuen: Die Wasserqualität der hiesigen Seen spielt nämlich auch mit.

Jüngst erst hat das hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) die Ergebnisse einer EU-weiten Untersuchung von Badegewässern veröffentlicht. Die fünf Badeseen im Kreisgebiet - der Trais-Horloffer/Inheidener-See, das Waldschwimmbad in Lich, der Heuchelheimer See, der Wißmarer und der Launsbacher See - weisen demnach eine ausgezeichnete Wasserqualität auf. Das gleiche gilt für den Dutenhofener See, der direkt hinter der Kreisgrenze liegt.

Das freut Badegäste wie Seepächter. Denn die Folgen liegen auf der Hand. »Wird eine schlechte Wasserqualität nachgewiesen, dann merkt man das sofort an der Zahl der Badegäste«, sagt etwa Mike Will, Seepächter in Wißmar. »Dann bleiben Camper und Badegäste weg.« Doch davon dürfte in diesem Jahr keine Rede sein.

Ohnehin schneiden die hessischen Gewässer exzellent ab. 61 Badeseen gibt es im Bundesland, nur zwei davon schafften es nicht in die höchste Kategorie. Dem Gederner See im Wetteraukreis und dem Kärcher-Surfsee in Biblis wurde aber immerhin eine »gute Qualität« bescheinigt. Das Landesamt jedenfalls konstatiert, so gut wie jetzt haben die hiesigen Badeseen noch nie abgeschnitten.

Die zuständigen Gesundheitsämter der Landkreise, so heißt es vonseiten der Behörde, untersuchten auch weiterhin mindestens einmal im Monat die Belastung des Seewassers mit Bakterien. Besonders auf Escherichia coli und intestinale Enterokokken liegt dabei das Augenmerk. Bei diesen handelt es sich um Indikatorkeime für fäkale Verunreinigungen, die bei erhöhtem Vorkommen zu Erkrankungen führen können. Doch die Gewässer im Landkreis erwiesen sich bei der Untersuchung als nahezu bakterienfrei.

Zudem ist auch die Wassertemperatur in den meisten Seen äußerst verlockend. Ein Vergleich mit dem Vorjahr verdeutlicht das. Während die Werte an der Wasseroberfläche bis Ende Mai 2021 bei 14 bis 18 Grad lagen, so waren die hessischen Badegewässer in diesem Jahr Mitte Mai schon zwischen 18 und 23 Grad warm. In den Seen im Kreis lagen die Werte Ende gar zwischen 19 und 22 Grad. Die höchste Temperatur wurde übrigens im Launsbacher See gemessen.

Einem ungetrübten Badevergnügen steht also nichts mehr im Wege? Nun ganz so einfach ist es nicht. Etwas, was den Spaß noch trüben kann, sind Algen: Eine sprunghafte Vermehrung von Cyano-Bakterien oder Blaualgen könnte zu einer Einschränkung der Badeseen führen. So beispielsweise geschehen 2018 am Wißmarer See. Ob es auch in diesem Jahr Algen-Probleme geben wird, ist unsicher: »Da warten wir mal ab«, sagt Pächter Will. »Das liegt an ganz vielen Faktoren, wie dem Phosphat-Eintrag ins Wasser und der Wassertemperatur.«

Eine höhere Wassertemperatur kann das Blaualgen-Wachstum rasant steigern. Gerade in Sachen Temperatur hat der Wißmarer See ein Problem: »Der See ist mit einer mittleren Tiefe von 2,35 Metern sehr flach. Im Juli 2021 hatten wir nach 14 Tagen Sonnenschein eine Wassertemperatur von 30 Grad«, sagt Will.

Zusätzlich bringen auch die Badegäste Nährstoffe ins Wasser, die die Algen gedeihen lassen. In Wißmar ist man deshalb schon vor Jahren dazu übergegangen, nur noch die Dauerkartenbesitzer und bis 300 weitere Badegäste an den See zu lassen.

Zudem wurde in den vergangenen Jahren der Fischbestand reduziert und mehr als 30 Tonnen Bentophos in den See eingebracht. Das Tonmineral bindet überschüssiges Phosphat. Das soll den See nährstoffärmer machen und das Wachstum der Blaualgen hemmen. Wie gut dies in Kombination mit begrenzter Gästezahl wirkt, das wird die laufende Saison zeigen.

Der Kontakt mit Blaualgen kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, wie das HLNUG mitteilt (siehe Info-Kasten). Deshalb wird deren Vermehrung über die Saison hinweg beobachtet. Die Mehrheit der Badeseen im Landkreis weisen hierfür jedoch nur eine geringe oder mittlere Gefahr auf, das Licher Waldschwimmbad und der Wißmarer See haben aber ein größeres Risiko für stärkeres Algenwachstum.

Auf eines weist die Landesbehörde obendrein ganz ausdrücklich hin: Die exzellenten Untersuchungsergebnisse gelten nicht für alle Gewässer. Generell rät das HLNUG vom Baden in Flüssen und Bächen ab. Der Grund sind insbesondere eingeleitete Abwässer, die mit Keimen belastet sein können und Krankheiten verursachen, selbst wenn sie einen Reinigungsprozess in der Kläranlage durchlaufen haben.

Über die Qualität der Badegewässer informiert das HLNUG regelmäßiger auf seiner Webseite www.badeseen.hlnug.de.

Auch interessant

Kommentare