Routinierter Auftakt

133 positiv Getestete. Keine Quarantäne für weitere Schüler. Weitgehend geräuschlos sind die beiden Präventionswochen nach den Ferien verlaufen. Volker Karger, stellvertretender Leiter des Staatlichen Schulamtes, sagt: »Es war der richtige Impuls zu Schuljahresbeginn.«
Seit dieser Woche ist in den 57 Schulen im Landkreis wieder etwas mehr Alltag eingekehrt. Die Präventionsphase nach den Sommerferien inklusive Maskenpflicht am Platz sowie drei statt zwei Antigen-Schnelltests pro Woche ist Geschichte. Bewertet wird sie von den Betroffenen überwiegend positiv.
Mit Blick auf die Pandemie und die damit verbundenen verschärften Schutzmaßnahmen zum Schulstart seien die ersten beiden Wochen »absolut ruhig und stabil abgelaufen«, sagt Volker Karger, stellvertretender Leiter des Staatlichen Schulamtes, auf Anfrage der Gießener Allgemeinen Zeitung. »Es war der richtige Impuls zu Schuljahresbeginn.« Letzterer sei sehr gut vorbereitet gewesen, zudem hätten die Schulen mittlerweile viel Routine im Umgang mit Corona.
Das bestätigt in Kargers Augen auch die geringere Inanspruchnahme des Elterntelefons, das seit einigen Jahren immer in den ersten beiden Wochen nach den Ferien geschaltet ist. »Wir konnten gerade neun Anrufe verzeichnen«, sagt Karger. Angesichts von 16 776 Schülern im Kreis und 17 536 in der Stadt Gießen eine »absolut niedrige Zahl«.
Höher, aber mit Blick auf die Schülerzahlen dennoch gering ist die Menge der positiv Getesteten. »In den vergangenen 14 Tagen wurden dem Gesundheitsamt insgesamt 133 positiv auf SARS-CoV-2 getestete Schüler und Schülerinnen gemeldet. Zu 115 liegen derzeit positive PCR-Befunde vor«, sagt Kreispressesprecher Dirk Wingender auf Anfrage. 65 Fälle davon betreffen die Stadt Gießen, 68 Fälle den Landkreis. Zudem habe es sieben falsch positive Schnelltests (positiver Schnelltest, aber negativer PCR-Test zur Überprüfung) gegeben. Die Tests der Lehrer fielen gar alle negativ aus.
In Quarantäne musste in der Präventionsphase zudem niemand. »War die positiv getestete Person im infektiösen Zeitraum in der Schule, so wurde in der betroffenen Klasse für 14 Tage nach dem Zeitpunkt des letzten Kontakts eine Maskenpflicht auch am Platz angeordnet, und es waren tägliche Tests vorzunehmen«, so Wingender. Dies entspricht dem Erlass des Landes, in dem das einheitliche Vorgehen bei positiven Fällen in Schulklassen geregelt ist.
Und wie bewertet man die Präventionswochen an den Schulen? »Wir sind sehr gut durch diese Zeit gekommen«, sagt Jörg Keller, Leiter der Theo-Koch-Schule (TKS) in Grünberg, mit 1450 Schülern die größte »Penne« im Kreis. »Das hatte ganz viel von Normalität.« Auch deshalb, weil man mittlerweile viel Erfahrung im Umgang mit Corona habe. »Die Lehrer müssen bei den Tests keine Anweisungen mehr geben. Die Schüler machen mit, das ist eine Selbstverständlichkeit.«
Ähnliche Worte findet Jürgen Vesely, Leiter der Erich-Kästner-Schule (EKS) in Lich: »Es lief gut. Die Kinder haben eine unglaubliche Routine entwickelt«, sagt der Rektor, der als stellvertretender Vorsitzender des Interessenverbandes hessischer Schulleiter (IHS) gut vernetzt ist und weiß, dass viele seiner Kollegen ebenfalls dieser Meinung sind.
Lediglich bei den in punkto Tests unerfahrenen Erstklässlern, - in Lich in diesem Jahr 120 Mädchen und Jungen - sei der organisatorische Aufwand größer, personal- und zeitintensiver gewesen. Dennoch würde sich Vesely ein dauerhaftes Testen an drei oder sogar fünf Tagen wünschen. Denn: »Es gibt ein größeres Sicherheitsgefühl, auch für die Lehrkräfte.« Ähnlich sieht das Peter Blasini, Leiter der Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS) in Lich. Zumindest solange, bis die große Mehrheit der Erwachsenen geimpft ist. »Ich würde mir wünschen, dass wir diesbezüglich endlich vorankommen«, sagt Blasini.
An der DBS hatte es in der vergangenen Woche einen Aufmarsch von Impfgegnern gegeben. Anlass war ein Immunisierungsangebot des Landkreises, welches seit rund vier Wochen mobile Impfteams an weiterführende Schulen, Förder- und Berufsschulen schickt. Etwa 50 bis 70 Demonstranten hätten den Haupteingang und den Parkplatz an diesem Nachmittag blockiert und auf seine Bitte hin, das Schulgelände zu verlassen, nicht reagiert, stattdessen Eltern und Schüler angesprochen und versucht, Einfluss zu nehmen.
Die Polizei habe schließlich einen Platzverweis ausgesprochen, so Blasini, der die Form des Protests gegen einen »angeblichen Impfzwang« kritisiert. Dennoch findet er mit Blick auf die Immunisierung: »Schüler sollten das mit ihren Eltern gemeinsam abwägen und in ihrer Entscheidung frei sein.« Sein Fazit bezüglich der Präventionswochen: »Es war vernünftig, dass wir das zum Schuljahresbeginn gemacht haben.«