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»Wer A sagt, muss auch B sagen«

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Reiskirchen (la). So wie andernorts ist auch in Reiskirchen die Ausweisung von Gewerbeflächen derzeit nicht unumstritten. Die Erweiterung von Gebäuden wird ebenfalls kritisch gesehen. In diesen Zusammenhang passt, dass der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) in gemeinsamer Sitzung mit dem Umweltausschuss von Reiskirchen nun eine Veränderungssperre für das Planungsgebiet entlang der Bersröder Straße empfohlen hat.

Ziel ist es, dort weitere Bebauung und Umbauten zu unterbinden, bis man sich im Klaren ist, in welche Richtung die Reise gehen soll.

Reinhard Strack-Schmalor (SPD) kritisierte, dass bisher nur ein Entwicklungskonzept für das Areal vorgestellt wurde. »Wir doktern da jetzt schon mehr als zwei Jahre dran herum, aber es gilt bereits die Aufstellung des gesamten Flächennutzungsplanes.« Aus seiner Sicht seien die Ortsbeiräte unzureichend einbezogen worden und es zudem nicht ideal, dass das von der Gemeinde beauftragte Planungsbüro gleichzeitig auch Planer von »privaten Dritten ist, die eigene Interessen haben«.

Petra Süße (CDU) gab ein Stimmungsbild, aktuelle Bauvorhaben betreffend: »Der Ortsbeirat Reiskirchen ist da eher verhalten.« Laut der Stellungnahmen dort möchte die Bevölkerung eher nicht noch mehr Bebauung im nördlichen Teil der Kerngemeinde. »Die Menschen hätten schon gerne noch mehr Grasland.«

Soll die Energiegesellschaft Lumdatal ein Gesellschafterdarlehen von Reiskirchen erhalten? Dazu musste der HFA eine Beschlussempfehlung geben. 50 000 Euro würde das Darlehen die Gemeinde kosten. »Wer ›A‹ sagt, muss auch ›B‹ sagen«, kommentierte Strack-Schmalor. »Wir waren uns einig, dass wir Energieschaffung vor Ort haben wollen. Wir wollen mitmachen, also sollten wir auch dieses Darlehen zur Verfügung stellen.« Diskussionsbedarf gab es bei diesem Thema kaum, jedoch galt es hier, über zwei Punkte abzustimmen. Zum einen über eine »außerplanmäßige Ausgabe« für das laufende Haushaltsjahr und zum anderen für das Jahr 2023, in dem der Gemeindevorstand ein Gesellschafterdarlehen ausarbeiten soll. Das Ergebnis für beide Punkte war hier einstimmig.

Weiterhin beriet der HFA über eine Teilnahme bei einer interkommunalen Zusammenarbeit mit der Stadt Staufenberg. Bei der Konzeptentwicklung hatte ein Gremium die touristischen Angebote im Lahntal zusammengetragen. Jetzt setzt sich diese Lenkungsgruppe aus den Bürgermeistern des Teilraums Nord zusammen, so Bürgermeister Dietmar Kromm.

Alleingang oder Zusammenarbeit?

Süße sprach sich gegen eine Zusammenarbeit aus. »Wir brauchen keinen Tourismusbeauftragten, wir brauchen jemanden, der die lokale Wirtschaft vorantreibt.« Sie beklagte, dass in den zwei Jahren, seit das Thema bekannt ist, nicht über den Mehrwert für die Gemeinde gesprochen wurde, »außer, dass man jetzt hier irgendwo Segway fahren kann«. Süße glaubt, dass Investitionen für Tourismus an anderer Stelle besser aufgehoben wären.

Bürgermeister Kromm widersprach: »Wenn man in den zwei Jahren genauer hingesehen hätte, wäre die Internetseite aufgefallen. Die zeigt, was man hier in unserer Region alles unternehmen kann.« Er gab zu bedenken, dass man für Tourismus »einen langen Atem« benötigt. Zwei Jahre Entwicklungszeit würden dafür nicht ausreichen.

Kromm informierte, dass es bereits Gespräche auf Vereinsebene gab, wie Veranstaltungen geplant werden und wie man die Kultur hervorheben kann. Zudem habe das »schöne Hofgut Winnerod« eine starke Wirkung nach außen. Jedoch habe die Gemeinde noch weitaus mehr zu bieten, so der Rathauschef. »Alleingänger« hätten in Sachen Tourismus keine Chance. Grünberg arbeite beim Tourismuskonzept etwa mit Hungen und Laubach zusammen. Die abschließende Beratung dazu wurde vertagt.

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