Unter Apfelbäumen

Reiskirchen/Pohlheim (la). Die Hessische Umweltministerin Priska Hinz besuchte während ihrer Sommertour die Streuobstwiesen »Hohl« in Reiskirchen und konnte zwei Förderbescheide in Höhe von 40 000 Euro aus den Mitteln der Hessischen Umweltlotterie GENAU an die Landschaftspflegevereinigung Gießen (LPV) übergeben. Als Vertreterin der LPV nahm Dr. Christiane Schmahl die Bescheide entgegen, der eine für Streuobstwiesen bei Grüningen, der andere für Reiskirchen.
Anlässlich des Besuchs der Ministerin wurde eine Info-Tafel für das Streuobstgebiet »Hohl« eingeweiht, welches Spaziergänger für den besonderen Lebensraum aufmerksam macht. Hinz bezeichnete bunt blühende Streuobstwiesen als »wahre Hotspots der biologischen Vielfalt«. Darüber hinaus schütze man mit der Renaturierung und Pflege dieser Lebensräume die Artenvielfalt und damit auch die Zukunft, sagte Hinz.
Die LPV betreut seit 2018 das Reiskirchner Streuobstgebiet als eines ihrer 100 Projekte im Landkreis. Landwirtschaft, Naturschutz und kommunale Verwaltung arbeiten hier zusammen, sagte die Ministerin. »Hessen hat eine Streuobstwiesenstrategie, mit dem Ziel, die bestehenden Streuobstbestände in Hessen zu sichern.« Dies soll erreicht werden, indem die verantwortlichen Akteure mit Beratung, Unterstützung und Forschungsprojekten die Obstbaumbesitzer unterstützen. »Bis zu eine Million Euro Fördermittel stehen jährlich für die Pflege dieser typischen hessischen Biotope zur Verfügung«, sagte Hinz.
Wolf zählt zur Artenvielfalt
Fabian Zech, Geschäftsführer der LPV, erläuterte, dass die »Hohl« aus vielen kleinen Privatparzellen bestehe, eine Baumreihe ergebe eine Parzelle. »Die LPV hilft, in Absprache mit den Besitzern, bei Pflanzungen, Schnitten und allgemeiner Pflege der Bäume«, sagte er. Weiterhin sollen zunehmend Wildobstsorten angepflanzt werden, da diese trockenheitsresistenter sind.
Bei einem Rundgang um die »Hohl« stellte Dr. Katrin Magel den Anwesenden ihre Rinder auf den Streuobstwiesen vor, was »sehr viel Arbeitskraft und Idealismus« erfordere. Sie lässt Jungtiere die Wiesen beweiden, dies habe zum einen den Vorteil, dass weniger gemäht werden müsse. Sie sagte aber auch, dass sie ihre Rinderzucht aufgeben müsse, falls der Wolf in diese Ecke komme. Hinz hielt dagegen, dass die in Hessen angesiedelten Wölfe »völlig unauffällig« seien. Sollte es doch zu einem herausfordernden Verhalten seitens des Wolfes kommen, »kann er geschossen werden«, sagte die Umweltministerin. »Schließlich gehört auch der Wolf zur Artenvielfalt dazu.«
Reinhard Ackermann, langjähriger Ausbilder im Garten- und Landschaftsbau, zeichnet sich verantwortlich für das Thema Baumpflanzung und Baumschnitt. Dazu lernt er nicht nur junge Auszubildende an. Den Anwesenden beschrieb er den »Werdegang« des Baumes von der Baumschule bis zum Einpflanzen vor Ort. Die im letzten Jahr gepflanzten Jungbäume zeigen deutlich, dass sie unter der trockenen Witterung leiden, obwohl während der Pflanzung schon vorab 20 bis 30 Liter Wasser für einen Baum gegeben worden seien.
Patrick Wiedorn, Sachbearbeiter der LPV, dankte allen Unterstützern, den Vereinen und sozialen Einrichtungen für ihre ehrenamtliche Mithilfe. Den Handballern der TSG Reiskirchen sprach er im Besonderen seinen Dank aus, da sie im Winter eine komplette Weide entbuscht und somit eine spätere Anpflanzung erst ermöglicht haben.
Des Weiteren wies er auf gelbe Markierungen an Bäumen hin. Bäume mit einem gelben Band dürfen von allen Personen abgeerntet werden. Ansonsten erfolgen die Ernten durch die Besitzer selbst oder mithilfe sozialer Institutionen. Gekeltert wird selbst oder über die LPV, die den Saft als »Hohlsaft« vertreibt.