Trauer um »Schreiber der Vereine«

Reiskirchen (us/msr). Seine Stimme, laut und energisch, klingt noch im Ohr: »Launspach«. Jahrzehntelang hat sich Willi Launspach so am Telefon gemeldet, wenn die Redaktion der Gießener Allgemeinen Zeitung anrief, um mit ihm die anstehenden Termine zu besprechen.
Vielfältiges soziales Engagement
Der pensionierte Pädagoge gehörte zu den dienstältesten freien Mitarbeitern dieses Verlags. Mehr als 60 Jahre lang lag die Berichterstattung aus seiner Heimatgemeinde Reiskirchen und umliegenden Orten in seinen Händen. Am vergangenen Mittwochfrüh ist er nach kurzer, schwerer Krankheit zu Hause friedlich eingeschlafen, wie seine Familie mitteilte. Am 9. Juli wäre er 83 Jahre alt geworden.
Als Sohn eines Schmiedemeisters wuchs Launspach in Hattenrod auf. Der Vater blieb nach dem Krieg in Russland vermisst. Launspach nannte die Kindheit in der Zeit des Zweiten Weltkriegs später eine entbehrungsreiche Zeit, die ihn geprägt habe. Nach der Volksschule und dem Abitur an der Liebigschule in Gießen absolvierte er bis 1963 ein Lehramtsstudium am Pädagogischen Institut in Weilburg. Die damalige Volksschule in Ettingshausen und die heutige Gallusschule in Grünberg waren seine ersten Stationen. Mit erst 30 Jahren wurde er an der Volksschule Großen-Linden zum Rektor ernannt. In gleicher Funktion wechselte er zwei Jahre später an die Kirschbergschule nach Reiskirchen, der er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2000 treu blieb. Der Lehrerberuf sei für ihn der richtige gewesen, bilanzierte er bei seinem Abschied. »Ich hatte immer mit Menschen zu tun. Meine Maxime war: Gehe mit diesen Menschen auch menschlich um.«
Soziales und kulturelles Engagement nahm im Leben des gebürtigen Hattenröders breiten Raum ein. 48 Jahre wirkte er im Kirchenvorstand seines Heimatdorfes, jahrzehntelang für die Arbeiterwohlfahrt sowohl als Vorsitzender des Ortsverbands Reiskirchen als auch im Kreisvorstand - davon 18 Jahre als stellvertretender Kreisvorsitzender.
Der Seniorenbeirat von Reiskirchen, die Motorfreunde Bersrod, die Feuerwehr Hattenrod, die Gesangvereine in Hattenrod und Reiskirchen sowie die Heimatgeschichtliche Vereinigung Reiskirchen durften ebenfalls auf seine Unterstützung zählen. Launspachs ehrenamtliches Wirken wurde schon 2002 mit dem Landesehrenbrief gewürdigt.
Wie er zum freien Journalisten wurde, hat Willi Launs-pach sehr lebhaft und persönlich in einem Text beschrieben, den er im vergangenen Jahr anlässlich des 75. Jubiläums der Gießener Allgemeinen verfasste. 1958 ging das los, erst mit kleinen Meldungen aus seinem Heimatort Hattenrod.
Nach der Gebietsreform nahm die Sache richtig Fahrt auf. Es war viel los in der neuen Großgemeinde Reiskirchen und Willi Launspach war bei den meisten Veranstaltungen, politischen Sitzungen und Jubiläen dabei. Wenn die Termine zu viel wurden, spannte er notfalls seine Kinder Alexander-Wilhelm und Carolin-Susann ein. Der »Schreiber der Vereine« gab in den vergangenen Jahren diese Leidenschaft an seine Tochter weiter. Über ein Geschenk zu seinem 80. Geburtstag hat sich der Lokalreporter besonders gefreut: das Schild mit der augenzwinkernden Aufschrift »Hofberichterstatter der Gemeinde Reiskirchen und Umgebung«, das die Vereine für ihn anfertigen ließen.
Wenn ihm seine vielfältigen Aktivitäten Zeit ließen, fuhr Launspach mit seiner Frau Christa gerne nach Mittenwald. 2019 konnte sich Launspach über ein großes Geschenk und die Erfüllung einen lang gehegten Wunsches freuen: Seine Enkelin Frieda-Leni. Für viele Menschen kommt sein Tod plötzlich und unerwartet. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt durfte er, im Kreis seiner Frau und seiner zwei Kinder, zu Hause friedlich einschlafen.
Die Trauerfeier findet am Samstag, 21. Mai, um 14 Uhr in der Kirche Hattenrod statt, die Beisetzung im Anschluss im engsten Familienkreis. Der Verstorbene hatte im Vorfeld den Wunsch geäußert, dass die Gäste keine Trauerkleidung tragen sollen.