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»Sorgen, Nöte, massive Unsicherheit«

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Von: Franz Ewert

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Gerd Euler (l.) und Sascha Reitz. © Franz Ewert

Reiskirchen/Gießen (sel). Auf der jüngsten Innungsversammlung der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker (SHK) im Restaurant des Golfclubs Winnerod gab es vor allem ein bestimmendes Thema: die derzeitige politische Großwetterlage.

Obermeister Sascha Reitz sprach in seinem Bericht von »Sorgen und Nöten und einer massiven Unsicherheit« im Blick auf die weitere wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklung. Die Situation der Energieversorgung spitze sich zu. Die Folgen von Corona und des Ukraine-Krieges überrollten sogar die geplante Energiewende und »stellen eine neue Spitze der Herausforderungen dar, der wir uns stellen müssen«.

Es ist laut Reitz »alles andere als vergnügungssteuerpflichtig«, wenn eine Lieferung Diesel vor wenigen Wochen 10 000 Euro, mittlerweile aber schon 22 000 Euro koste. »Wie gleichen wir diese Kosten aus für unsere Mitarbeiter, wie holen wir die Mehrausgaben wieder rein?«

Gestern noch sei im Gas ein günstiger und vergleichsweise klimafreundlicher Energieträger und eine Übergangstechnologie hin zur Energiewende gesehen worden. Jetzt aber, so Reitz, »reden wir von Umkehr, von Versorgungslücken, ja sogar von Abschaltungen für verschiedene Abnehmer«.

Wenn jetzt die Politik und auch die Bundesnetzagentur über die Effektivierung von Heizanlagen, von Wartung und hydraulischem Abgleich rede, dann sind das laut Reitz »Themen der SHK-Branche, die uns schon seit Jahren umtreiben«. Themen, die vor der Krise aber von eher untergeordnetem Interesse waren. »Jetzt aber sollen wir mal eben die Welt retten, sollen bauen, warten, optimieren?«, fragte Reitz nicht ohne Ironie.

Reitz: Ohne Meister keine Energiewende

Reitz verwies auf den Mangel an Fachkräften im Handwerk und auf die Materialknappheit. Um diese Kapazitäten wieder hochzufahren, seien Jahre, vielleicht Jahrzehnte nötig für Ausbildung und das Sammeln von Erfahrungen. Ohne den politischen Willen funktioniere es nicht: »Solange eine Ausbildung weniger wert ist als ein Studium, für das quasi die Allgemeinheit zahlt, solange ein Handwerker für seine Meisterausbildung zahlen muss, solange das Handwerk keine höherer Akzeptanz in der Bevölkerung erfährt, werden die gesteckten Ziele nicht erreicht werden. Denn ohne Meister keine Ausbildung, keine Fachkompetenz und letztlich auch keine gelingende Energiewende.«

Vor diesem Hintergrund sei sich das SHK-Handwerk seiner Verantwortung bewusst, werde seine Qualität im Sinne der »Meisterbetriebe« hochhalten, bei den notwendigen Anpassungsprozessen »Gas geben«.

Als erfreuliche Entwicklung bezeichnete es der Obermeister, dass die Zahl der Innungsmitgliedsbetriebe in Stadt und Kreis Gießen innerhalb des vergangenen Jahres um sechs auf aktuell 92 gestiegen ist. Dass dies gerade in Corona- und anderen Krisenzeiten geschehen sei, wertet Reitz als »Wende hin zur Gemeinschaft« und der Erkenntnis, dass deren Stärke und Kraft im gemeinsamen und damit wirkungsvolleren Vertreten der Interessen liege.

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