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Neue Kita: Die Zeit wird knapp

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Von: Ursula Sommerlad

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Ettingshausen braucht einen neuen Kindergarten. Die Gemeinde Reiskirchen plant den Kauf einer gut 6500 Quadratmeter großen Fläche im Holzweg. ARCHIV © Manfred Henss

Ettingshausen braucht einen neuen Kindergarten. Viel Zeit kann sich die Gemeinde mit der Planung nicht mehr lassen. Der Mietvertrag für den Pavillon, in dem momentan zwei Gruppen untergebracht sind, läuft in vier Jahren aus.

Die Ortsvorsteherin von Ettingshausen macht Druck. »Es ist fünf vor zwölf. Die Zeit zerrinnt uns zwischen den Fingern«, warnte Petra Süße (CDU) am Donnerstag in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Es geht um die Kinderbetreuung in ihren Dorf, mit rund 2000 Einwohnern der größte Ortsteil von Reiskirchen. Fünf Kita-Gruppen gibt es derzeit. Drei im Kindergarten am Bürgerhaus, zwei weitere im Pavillon an der Grundschule.

Diese Situation - eine Kita an zwei Standorten - ist nach Ansicht von Ortsvorsteherin Süße allein für sich genommen schon »die unglücklichste, die man sich in einem Dorf vorstellen kann.« Aber es kommt noch schlimmer. Der Landkreis Gießen lässt den Mietvertrag für den Pavillon auslaufen. In vier Jahren ist Schluss, dann fallen zwei Gruppen weg. Bis dahin muss eine neue Lösung gefunden werden, zumal es in Ettingshausen schon jetzt eine Warteliste gibt.

Deshalb geht die CDU nun in die Offensive. Sie schlägt den Kauf einer gut 6500 Quadratmeter großen Fläche am Holzweg vor, die genug Platz für eine Einrichtung mit sechs Gruppen bietet. Süße kennt die Arbeitsbelastung der Bauverwaltung. »Ich weiß, dass es schwierig ist, so viele Projekte auf einmal zu stemmen.« Den Kauf des Grundstücks sieht sie als Voraussetzung für weitere Planungen. SPD-Mann Reinhard Strack-Schmalor, der ebenfalls in Ettingshausen wohnt, nutzte die Gelegenheit für einen Generalangriff Richtung Bürgermeister. Seit drei Jahren wisse man um den drohenden Engpass. »Wir haben schon mehrfach auf die Dringlichkeit hingewiesen.« Aber konkrete Schritte seien bislang nicht unternommen worden. Bürgermeister Dietmar Kromm hielt dagegen. Es habe Überlegungen für eine Kooperation mit dem Landkreis gegeben, der beim Holzweg ein Grundstück für die neue Schülerbetreuung gekauft hat. Die Idee sei gewesen, auf der Fläche nebenan eine neue Kita zu errichten und das Außengelände gemeinsam zu nutzen. Doch Fachleute hätten davon abgeraten.

Die Bedürfnisse von Kleinkindern und Grundschülern seien zu unterschiedlich, allein schon, was die Auswahl der Spielgeräte angeht. »Eine gemeinsame Nutzung ist nicht möglich«, folgert Kromm.

Darüber hinaus berichtete der Bürgermeister von Gesprächen mit einem potenziellen Investor, der eine Kita bauen und an die Kommune vermieten würde. Bei Petra Süße stieß diese Idee auf wenig Gegenliebe. »Wenn man ein Investorenmodell will, hätte man vor drei Jahren loslegen müssen.« Und grundsätzlich sollte sich der einzige Kindergarten in einem so großen Ort wie Ettingshausen in der Hand der Gemeinde befinden.

Strack-Schmalor hatte Bedenken wegen des Standorts am Holzweg, der als Hauptzufahrt zum geplanten erweiterten Gewerbegebiet vorgesehen ist. »Das passt nicht«, findet der SPD-Mann. Sollten neben der Schüler- auch die Kinderbetreuung im Holzweg angesiedelt werden, sei es ratsam, die Zufahrt zum Gewerbegebiet neu zu planen.

Nicht nur Kromm hielt diesen Vorschlag für übertrieben (»Der Holzweg ist nicht die B49«). Michael Seipp-Wallwaey, der Vorsitzende der Gemeindevertretung, ebenfalls SPD, widersprach. »Den idealen Standort wird es nicht geben.« Auch Gerhard Albach (FW) hielt dagegen. »In Lindenstruth entsteht der neue Kindergarten unterhalb einer Firma mit 1200 Arbeitsplätzen.«

Bedenken gegen den Grundstückskauf regten sich bei den Grünen. »Er schränkt die Verwaltung zu sehr ein«, argumentierte Hans Mattusch. In einer abgeänderten Form fand der CDU-Antrag schließlich die Zustimmung aller Ausschussmitglieder: Die Verwaltung soll den Kauf vorbereiten und das Ergebnis der Gemeindevertretung zur Beschlussfassung vorlegen.

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