Der Vertrag vor 50 Jahren

Am 1. April feiert Burkhardsfelden ein beachtliches Jubiläum in seiner Geschichte. Denn genau an diesem Tag zählt der Ortsteil seit 50 Jahren zur Großgemeinde Reiskirchen. Die Ortsteile Hattenrod, Saasen und Winnerod wurden bereits am 31. Dezember 1970 zur Gemeinde Reiskirchen eingegliedert.
Die Eingliederung von kleineren Gemeinden an Reiskirchen erschien aufgrund des Verkehrsnetztes der Autobahn und der B49 besonders günstig. Auf Einladung der Gemeinde Reiskirchen trafen im Oktober 1970 die Gemeindevertreter von Harbach, Hattenrod, Burkhardsfelden, Oppenrod, Bersrod, Winnerod, Saasen und Lindenstruth zusammen, um über einen Zusammenschluss zu debattieren.
Hauptsitz der neuen Verwaltung sollte die sowieso im Bau befindliche Verwaltung in Reiskirchen sein, jedoch sollten in den Ortsteilen weiterhin Sprechstunden stattfinden. In vielen Gemeinden befürchtete man allerdings, die rechtliche sowie finanzielle Eigenständigkeit und die Bürgernähe zu den Einwohnern zu verlieren, und stattdessen auf hohen Gebühren sitzen zu bleiben.
Ettingshausen führte aus geographischen und kostensparenden Gründen Verhandlungen mit Hattenrod, Harbach, Queckborn, Münster, Ober-Bessingen und Nieder-Bessingen, um ein eigenes Verwaltungszentrum zu bilden. Im Jahr 1970 konnte Ettingshausen durch eine große Industrieansiedlung und das von den umliegenden Gemeinden gut besuchte Schwimmbad trumpfen. Die Vertreter von Ettingshausen, Münster und Ober-Bessingen hatten sich noch Ende 1970 für einen Zusammenschluss der Dörfer ausgesprochen.
Da bis zum Jahresende von 1971 nicht genügend Beschlüsse für den Änderungsvertrag vorlagen, annullierten Münster und Ober-Bessingen ihre Entscheidung bezüglich Ettingshausen und gingen eine Eingliederung mit den Städten Laubach und Lich ein.
Am 1. April 1972 wurde die Gemeinde Burkhardsfelden in die Gemeinde Reiskirchen eingegliedert. Schon zuvor äußerte sich der ehemalige Bürgermeister Rühl in einem offenen Bürgerbrief an die Bevölkerung: »Während in Hessen die Verwaltungsreform auf freiwilliger Basis läuft, wird in absehbarer Zeit die Verwaltungsreform auf gesetzlicher Grundlage durchgeführt werden. Diese zeitgemäße Reformwelle wird auch vor den Toren unserer Gemeinde nicht halt machen.«
Letztendlich wurde die Gemeindevertretung von den Bestimmungen des Grenzänderungsvertrages überzeugt. In einer Klausel des Grenzänderungsvertrages, welcher am 30. März 1972 unterzeichnet wurde, wurde auch festgehalten, dass falls es in den nächsten fünf Jahren keinen allgemein gesetzlichen Zusammenschluss von Gemeinden geben sollte, die Gesamtgemeinde die Zurückgewinnung der Selbstständigkeit unterstützen würde.
Zu den geplanten Investitionen bis 1977 zählte unter anderem die Fertigstellung der Leichenhalle, die Fertigstellung des Spielplatzes, die Modernisierung der Straßenbeleuchtung, der Erwerb von Bauland, der Bau eines Löschwasserbehälters, der Ausbau der Feldwege und der Ausbau eines neuen Sportplatzes. Für die Umsetzung der Maßnahmen wurden abzüglich der Zuschüsse 703.200,00 DM im fünfjährigen Investitionsplan angesetzt. Der damalige Bürgermeister Hermann Rühl, der seit 1952 das Amt des Bürgermeisters in Burkhardsfelden innehatte, wirkte später im Ortsbeirat Burkhardsfelden und bis 1977 als Beigeordneter im Gemeindevorstand der Gemeinde Reiskirchen mit.
Die Eingliederung von Ettingshausen, Lindenstruth und Bersrod wurde ab dem 1. Januar 1977 wirksam. pm/FOTO: PM