Rätselraten um Stock-Nachfolge
Gießen (so). Zum Jahresende verlässt Hans-Peter Stock den Landkreis Gießen. Der Freie Wähler steht nicht für eine zweite Amtszeit als hauptamtlicher Beigeordneter in der engeren Führung des Kreises zur Verfügung.
Derzeit werden die Weichen für die Nachfolge gestellt. Am Montag wird der Gießener Kreistag einen Wahlvorbereitungsausschuss einrichten. Dieser hat die Aufgabe, die Stellenausschreibung vorzubereiten.
Gewählt wird Stocks Nachfolger oder Nachfolgerin vom Kreistag im Spätsommer oder im frühen Herbst. Die Wahl kann sechs Monate vor Ende der Amtszeit zum 31. Dezember erfolgen, spätestens aber soll sie drei Monate vorher terminiert werden.
Das Vorschlagsrecht liegt bei den Freien Wählern im Kreis Gießen. In der Koalition von CDU, Grünen und FW ist verabredet, dass alle drei Partner neben Landrätin Anita Schneider (SPD) hauptamtlich in der Kreisspitze vertreten sind. Die CDU stellt mit dem Ersten Beigeordneten Christopher Lipp den stellvertretenden Landrat, die Grünen sind mit beim Beigeordneten Christian Zuckermann präsent.
Wen die Freien Wähler vorschlagen werden, das bleibt noch ein gut gehütetes Geheimnis. Ein Name wird seit längerem gehandelt: Der Grünberger Ex-Bürgermeister Frank Ide. Der 59-jährige Freie Wähler war bei der Wahl im Herbst einem Christdemokraten unterlegen und hatte nach 18 Jahren den Schreibtisch im Rathaus räumen müssen. Ide gilt als erfahrener Kommunalpolitiker und könnte vom Alter her gut noch einmal sechs Jahre im Kreis wirken. Doch er schweigt sich zu dem Thema aus, verweist darauf, dass die FW dies voraussichtlich im Mai kundtun werden.
Kandidat Ide?
Man wolle erst die Kreistagssitzung mit dem Einsetzen des Wahlvorbereitungausschusses abwarten, sagt der FW-Vorsitzende Kurt Hillgärtner auf Anfrage. Danach wollen die Freien Wähler »zeitnah« ihren Personalvorschlag benennen.
Hillgärtner bestätigt, dass die Freien Wähler dies in den vergangenen Monaten gründlich vorbereitet haben. Dazu war eine Findungskommission gebildet worden. »Die FW hat in den letzten Monaten intensiv mit verschiedenen Kandidaten und Kandidatinnen Gespräche geführt«. Wer dies ist, dazu gibt es keine Auskünfte. Mutmaßlich aber Aspiranten aus der Region.
»Wir wollen jemanden, der unseren Landkreis sehr gut von innen und von außen kennt«, sagte Kurt Hillgärtner bereits im Januar zur Nachfolge-Regelung, als Stock seinen Abschied aus der Kreisspitze öffentlich angekündigt hatte.
Was wohl nicht zur Diskussion gestanden hat: Die Zahl der Hauptamtlichen in der Kreisspitze wieder von vier auf drei zu reduzieren, also neben Landrätin Schneider nur zwei Dezernenten zu haben. Dies wäre mit Stocks Ausscheiden möglich gewesen. Zumal die CDU-geführte Koalition erst im vergangenen Jahr nach der Kreistagswahl und der Bildung der neuen Mehrheiten eine zusätzliche dritte Dezernenten-Stelle geschaffen hatte.
Begründet wurde dies anfänglich mit der Fülle an Aufgaben, die zu stemmen seien. Um bestimmte Themen stärker zu fördern, sei es nötig, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Eine ganze Zeit lang hatte sich die neue Koalition schwer mit dem Eingeständnis getan, die Wahl von Zuckermann als neuem hauptamtlichem Dezernenten diene auch dazu, alle drei Koalitionspartner hauptamtlich in der Kreisspitze zu verankern. Kritik an der zusätzlichen Stelle und den damit verbundenen Kosten kam vornehmlich von der SPD und den Linken.