»Ohrwürmer« aus Klassik und Hitparaden

Rabenau (vh). Das Hofgut-Theater Rabenau hat erstmals eine gemischte Form der Liedgestaltung angeboten. Diana Bölan (Sopran) sang Stücke der klassischen Romantik und - überwiegend - bekannte Jazz-Standards, außerdem Pop und Soul. Bölans leicht flirrender und angerauter Sopran, der schon mal engelsgleich zu klingen vermag, ist für alles gut. Jedenfalls traf sie stets und überall den richtigen Ton.
Am Klavier verzückte Hartmut Reyl mit starkem Rhythmusgefühl und zackigen Läufen. Theater-Chefin Gudrun Maecker gab kurze Informationen zu den Komponisten.
Bereits der Einstieg, »Summertime« aus Gershwins Oper »Porgy and Bess« verdeutlichte, dass mit diesem Abend romantische Sommergefühle einher gingen und die Jahreszeit dennoch verabschiedet wurde. Eigentlich sollte das Konzert im Freien stattfinden, dafür war’s aber zu kalt.
Viele Evergreens
Ein Wiegenlied, »Sandmännchen« von Brahms, rundete die Gefühle ab. Interessant war das Konzert auch, weil Maecker die soziale Komponente näherbrachte. Allgemein hatten es die farbigen Künstler in den USA viel schwerer, aufzusteigen. Ihnen fehlte zumal die professionelle Ausbildung. Es brauchte einen anderen Anschub. Ella Fitzgerald etwa, Stimmumfang drei Oktaven, verhalf Marylin Monroe zum Durchbruch. Bölan sang »Basin Street Blues«. Ein Jazz-Evergreen ist »Blue Moon« von Richard Rodgers. »Fly me to the Moon« von Frank Sinatra und »What a wonderful World« von Louis Armstrong sind musikalische Hymnen auf das Universum. Joe Cocker wurde in Woodstock entdeckt. Keiner konnte »Unchain my heart« so knackig singen wie er. Das Publikum spendierte Sonderapplaus - Reyl raste die Tasten auf und ab. Udo Jürgens, ein Mann mit anfangs sogar klassischer Ausbildung, hat Ohrwürmer geschaffen. Bei »Griechischer Wein« ging der Sopran mit der Sängerin durch. Bölan sang das Lied ungewohnt hoch. Sie schaffte das. Dean Martin war mit »Dream a little Dream« vertreten. Janis Joplin gilt als typisches Beispiel für ein rauschendes Künstlerleben, Drogen und den frühen Tod. Exzessiv waren ihre Bühnenauftritte. Bölan zeigte mit dem Titel »Peace of my heart« auch darstellerisch, wie das wohl ausgesehen haben muss. »Stand by me« ist ein Renner von Ben E. King. Ein Elvis Presley durfte mit »Can’t help falling in Love« nicht fehlen.
Schließlich nochmal klassische Romantik: »Im Abendrot« von Schubert. Entzückend. Jemand meinte, die beiden müssten mal einen Schubert-Abend gestalten. Noch zwei Zugaben: »Bei mir bist du schön« (Andrew Sisters) und, für das Publikum zum Mitmachen, »Tequila« (The Champs).