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Odenhausen hat einen Weinkönig

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Von: Volker Heller

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Hoheiten unter sich: Weinkönig 2019, Maz I. alias Mathias Schmidt und Weinkönigin 2017, Sabine Krug.
Hoheiten unter sich: Weinkönig 2019, Maz I. alias Mathias Schmidt und Weinkönigin 2017, Sabine Krug. © vh

Rabenau (vh). »Es lebe der König«, hatte das Volk zuletzt 1824 in Frankreich gerufen, als damals der Nachfolger des verstorbenen Königs Ludwig XVIII. verkündet wurde. Das ist schon lange her. Am Samstag, 14. September 2019, um 21.55 Uhr ließ Odenhausen an der Lumda eine monarchische Tradition wieder aufleben. Zum Höhepunkt des Weinfestes in Benders kleiner Feldscheune am Appenborn huldigte eine große Menschenmenge Maz I. (Mathias Schmidt), fortan Weinkönig bis zum nächsten Fest des Winzervereins Odenhausen im Spätsommer 2021.

Rappelvolle Feldscheune

Erstmals wurde das Weinfest nicht wie bisher üblich in Fischers Wein-Stadl in der Kirchstraße gefeiert. Und statt einer weiblichen Hoheit wurde sogar ein Bacchus gekrönt. Das war bekanntlich der römische Weingott. »Wir verneigen uns«, sagte Anette Henkel. Die Vorsitzende der Odenhäuser Winzergilde wohnt selber in Beuern und war 2013 die auserkorene Weinkönigin. Maz I. erklomm einen höheren Standort und ließ sich huldigen. Aber es half alles nichts: die hinten zusammengebundene Langhaarfrisur musste ihre Pracht entfalten. Dann fielen die Haare wie dereinst im Märchen bei Rapunzel - und die Weinseligkeit wollte kein Ende nehmen. Wingertschütz Jürgen Bender erläuterte, das Weinfest sei Ersatz für die vormalige Kirmes. Die Feldscheune in der Ortsmitte platzte aus allen Nähten und das angedockte Festzelt hätte eine Nummer größer sein können. Platz wäre genug vorhanden. Bender sagte, seinen Titel trage er seit 2005: »Es macht richtig viel Spaß«. Er zitierte aus der Reichswingertschütz-Verordnung von 1911. Darin wird der Wächter des Weinbergs mit dem Schulte (damals Bürgermeister) auf eine Bedeutungsebene gestellt. In Frage kämen »schuss- und latzfeste Männer« ohne Fehl und Tadel. Insbesondere würde die Einschätzung »aus dem jüngeren weiblichen Umfeld« beachtet. Der Wingertschütz widerum solle Obacht geben, dass Liebespärchen nicht allzu lange im Weinberg verweilten. Das wäre in Odenhausen wohl weniger akut. Vielmehr könnte Bender hier Trauben stibitzende Waschbären kurz halten.

Zum ersten Tanz mit dem neuen Weinkönig trat die 2017er-Repräsentantin, Sabine Krug, an. Beim Foxtrott ergab sich zusammen mit Maz I. ein Hoheiten-Paar. Man darf gespannt sein, ob der Odenhäuser Bacchus ein Unikat darstellen wird, wenn Ministerpräsident Volker Bouffier im November die ehrenamtlichen Majestäten und Hoheiten aus ganz Hessen zum Empfang ins Wiesbadener Schloss Biebrich bittet.

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