Mit 90 Jahren noch immer Spaß an der Musik

Rabenau (vh). Helene Becker geb. Wissner feierte am gestrigen Donnerstag im Seniorenhaus Lumdatal ihren 90. Geburtstag. Doppelt so viele Volkslieder haben sie und ihr neun Jahre älterer Bruder Heinrich Wissner im Repertoire. Das Geschwister-Duo gibt im Seniorenheim buchstäblich den Ton an. Treten sie gemeinsam auf, dann sie am Keyboard, er mit der Mundharmonika.
Ob Gottesdienste, Geburtstage, Weihnachten oder anderes: Für ein Ständchen ist die rüstige Seniorin immer zu haben. Bruder Heinrich schränkt Demenz etwas ein.
Helene Becker wuchs in einer Familie auf, wo man das Gesellige und Musikalische hoch hielt. »Mit sechs Jahren habe ich schon Ziehharmonika gespielt«, sagt sie. Einen Musiklehrer habe sie dafür nicht gebraucht. Später kamen Harmonium, Akkordeon und Keyboard hinzu. Die Waldstraße 14 in Londorf war ihr Zuhause.
Prägend waren die Kriegsjahre. In der Volksschule gab es oft Kurzunterricht wegen der Bombengefahr. Zwei Brüder wurden eingezogen, kamen wieder zurück. Vater Georg Wissner war parteilos und wurde von den Amerikanern zum Bürgermeister in Londorf eingesetzt. »Unter ihm lebte die Geselligkeit wieder auf«, sagt Becker. Der Vater habe nach dem Krieg für Feierlichkeiten in der Volkshalle gesorgt.
»Ich habe das eigene Ich hier wiedergefunden«, sagt sie über das Leben im Seniorenheim. Weil Becker mit Bruder Heinrich der Musik frönen kann, ist das Haus für sie kein Heim, sondern ihr Zuhause.
Nach der Volksschule besuchte sie die Haushaltsschule in Gießen, heiratete mit 19 Jahren ihren Ehemann Wolfgang Becker. Ein Jahr später kam Tochter Claudia zu Welt. Zwei ihrer vier Kinder leben noch, außerdem gibt es fünf Enkel und drei Urenkel.