Fotovoltaik spielt kaum eine Rolle

Rabenau (vh). Moderne Häuser benötigen wegen zahlreicher Verordnungen des Staates nur noch wenig Energie. Beispielsweise sind Neubauten ab 1995 mit einer relativ guten Gebäudehülle umgeben, da in diesem Jahr die dritte Auflage der damaligen Wärmeschutzverordnung in Kraft trat (heute Energieeinsparverordnung). Wie man jedoch ältere Wohnhäuser energetisch nachrüsten kann und wie ein aktueller Neubau energetisch umfassend auszugestalten sein könnte, darüber informierte die Veranstaltung »Nachhaltiges Wohnen« im Bürgersaal Londorf.
Bürgermeister Florian Langecker begrüßte die Zuhörer. In der Bundespolitik werde viel über Klimaschutzziele diskutiert, außerdem stiegen die Energiepreise. Somit sei das Thema aktuell, sagte er.
Wie Langecker berichtete, habe die Teilnahme Rabenaus an dem Förderprogramm Quartierskonzept kein Ergebnis gebracht. Angedacht war eine gemeinsame Energieversorgung (Nahwärme aus Blockheizkraftwerk) für die Straßenzüge im Bereich der Lumdatalhalle. Mangels Interesse der Anlieger seien die öffentlichen Gebäude - Halle mit Rathaus, Kita, Schule - übrig geblieben. Ob das rentabel sei, werde derweil geprüft.
Die drei Referenten ließen daher das mögliche Thema Nahwärme in Londorf links liegen und konzentrierten sich ganz auf die Möglichkeiten für eine allgemeine Nachrüstung der Einzelgebäude im Quartier. Es folgten knapp zwei Stunden intensive Information im Schnelldurchgang.
Fiktive Lösung fürs Quartier
Projektingenieur Malte Wolf von der Energieeffizienz GmbH (Lampertheim) erläuterte, man habe Fragebögen an die Anlieger verschickt und Vor-Ort-Gespräche geführt, um den Ist-Zustand des Quartiers beispielsweise bezüglich Nutzwärmebilanz und Strombilanz zu ermitteln. Geheizt werde fast ausschließlich mit Öl, also einem fossilen Brennstoff, der nicht nachhaltig sei und bezüglich Klimaschutz gänzlich aus der Mode komme. Ab 2026 dürfen Ölheizungen nur noch als Hybridsystem eingebaut werden (kombiniert mit erneuerbaren Energien).
Bei der Stromerzeugung spiele die Fotovoltaik (PV) im Quartier eine untergeordnete Rolle. Für Wolf ist die PV aber ein Grundpfeiler im Klimaschutz. Wolf wertete die Angaben aus und erstellte für jedes Gebäude eine fiktive technische Lösung. Daraus konnte er die optimale Gestaltung des Quartiers im Bezug auf Nachhaltigkeit, etwa Energieeinsparung oder CO2-Reduzierung, unter Berücksichtigung der vertretbaren Kosten ermitteln.
Dipl.-Ing. Walter Kirsch (Energieberater, ebenfalls für Energieeffizienz tätig) berichtete über die verschiedenen Heizungstechnologien, angefangen von der 30 Jahre alten Brennwerttechnik mit Öl oder Gas über Solarthermie und Pelletheizung zu Wärmepumpen und Kraft-Wärme-Kopplung. Nebenbei gab er Alltagstipps, etwa den, dass nur ein oder zwei Grad weniger Raumtemperatur bereits sechs bis sieben Prozent des Energieträgers einsparten. Rohrleitungen gehörten gedämmt (könne man auch selber machen), für die Heizkörper empfahl er dringend den hydraulischen Abgleich.
Interessant waren technische Gerätedaten fürs Energiesparen. Generell sollte die Vorlauftemperatur einer Heizung 55 Grad nicht übersteigen und Umwälzpumpen maximal fünf bis acht Watt verbrauchen. Kirsch stellte die jeweiligen Förderprogramme und Zuschüsse vor.
Referent Lukas Wagner ist Außendienstmitarbeiter im »Team En5« der Stadtwerke Gießen und spezialisiert auf Energiespar-Contracting. Das ist eine Dienstleistung für private Unternehmen oder Kommunen, um ein Energiekonzept für ein bestimmtes Projekt zu erarbeiten, es umzusetzen, zu betreiben und zu warten. Wagner erläuterte die Einzelschritte. Der Einsparungserfolg werde per Messergebniss dokumentiert. Bezüglich der Klimaziele des Bundes fragten etwa Betriebe, die CO2 neutral werden wollten oder müssten, diese Dienstleistung nach.