Charmant, aber pflegeintensiv

Rabenau (vh). Wandern ist ein Freizeitangebot, das im Laufe der Corona-Pandemie einen hohen Stellenwert erhielt. Bewegung in der Natur kostet nur gute Kleidung und geeignetes Schuhwerk. Wer jedoch daraus ein Angebot machen will, etwa in Form eines ausgeschilderten Wanderwegs, muss tiefer in die Tasche greifen. Die Gemeinde Rabenau wirbt auf ihrer Internetseite unter Tourismus und aktive Freizeitgestaltung mit dem Rabenauer Höhenwanderweg.
Seine Gesamtstrecke beträgt 30 Kilometer. Unterwegs findet man 87 Markierungen. Der Rabenauer Sozialausschuss diskutierte jetzt einen Prüfantrag der Freien Wähler zu dessen Beschilderung.
Wie Florian Schnecker (FW) erläuterte, sei diese nicht ausreichend. Würde der lange Weg in Kurzstrecken von vier bis fünf Kilometern Länge gegliedert, so steigere das die Attraktivität. Kurzstrecken sollten an einer Gastronomie vorbeiführen, sagte Schnecker.
Ottmar Lich (FW) meinte, die Wandervereine sollten bezüglich solcher Pläne mit im Boot sitzen. Gastreferent Heinz Georg Jäger, Vorsitzender des Zweigvereins Londorf im Oberhessischen Gebirgsverein (OHGV), machte seinem Unmut Luft. Seit dem Jahr 2006 beschäftige ihn der Höhenwanderweg.
Bisher habe der Verein alle Kosten der Beschilderung getragen. Gleichwohl, so Jäger, »ist der Höhenwanderweg nicht der Wanderweg des OHGV, sondern der Gemeinde Rabenau«.
Bemühungen seinerseits um finanzielle Hilfe hätten bisher nicht gefruchtet. Das Besondere an der Beschilderung seien die Träger der Markierung. 87 Metallschildchen sind nicht wie sonst üblich an Pfosten befestigt, sondern meist an Findlingen - Basaltlava aus dem Londorfer Steinbruch. Manchmal lägen die Findlinge so unglücklich, dass die Schilder verdeckt seien. Es falle dann schwer, auf dem Gemeindebauhof einen Bagger zum Umdrehen zu organisieren.
Karl-Heinz Till (Grüne) fand die Rabenauer Variante der Befestigung an Steinen zwar »charmant«, aber auch pflegeintensiv. Mindestens zweimal jährlich müsse jeder Stein freigemäht werden. Neue Schilder, 2006 bei der Gemeinde bestellt, seien sodann 2018 eingetroffen, teilte Jäger mit. Überdies sei die Schilderlieferung lückenhaft gewesen. Einen Mülleimer für den Parkplatz am Markierungsstein 1 habe er zu Beginn der Corona-Pandemie bei der Gemeinde bestellt. Erst kürzlich sei der montiert worden, verriet der OHGV-Vorsitzende.
QR-Code als Ergänzung
Es könne doch nicht so schwer sein, jährlich 1000 Euro in die Hand zu nehmen, sagte er an die Adresse der Ortspolitik gewandt. Es gebe eine neue Lagekarte des Höhenwanderwegs, sie kostet drei Euro. Den Höhenweg könne man splitten, denn es gebe vier Quereinstiege. Deshalb brauche man keine neuen Teilstrecken. Für 1200 Euro habe der Verein einen Stromerzeuger gekauft, um Löcher für Halterungen in die Findlinge zu bohren. Ein zusätzliches Handicap sei der viele Privatwald in Rabenau. Der Besitzer erlaube die Waldbetretung, aber keine Schilder an Bäumen. Jäger: »Wenn der Baron nicht mitmacht, bekommen wir schlecht einen Weg.« Er, Jäger, schlage vor, auf dem Höhenweg einen Kinder-Familien-Spaßweg auszuschildern.
Bürgermeister Florian Langecker meinte, die Befestigung der Schilder sei »ein Fass ohne Boden«. Die Ortsbeiräte wollten ja eigentlich die jeweiligen Abschnitte pflegen, hätten aber bezüglich der Schilder unterschiedliche Auffassungen.
Christoph Nachtigall (BfR) brachte den digitalen QR-Code als Ergänzung zu den Schildchen ins Gespräch. Man solle Fördermittel suchen. Lisa Langwasser (SPD) schlug einen runden Tisch vor. Teilnehmer könnten die Gemeinde, der Verein, der Baron und andere sein.
Till hatte die Idee, einmal jährlich eine große Aktion auf dem Höhenweg zu veranstalten. Bärbel Schomber (SPD) sagte, das könne ein Event werden wie der »autofreie Sonntag«. Jeder Ortsteil könne einen Beitrag leisten.
Nachtigall meinte, bis Mai solle man eine Arbeitsliste aufstellen, was zu tun sei. Dafür gab es allgemeine Zustimmung.
Der Rundweg beginnt unterhalb des Vereinsheimes des OHGV bei dem Markierungsstein 1. Dieser befindet sich am linken Waldrand zwischen den Waldgebieten »Rückerstall« und »Katzengehege« in Londorf an der Verlängerung der Brodbachstraße.