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Polizisten als Lebensretter

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Von: Jonas Wissner

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Janina Friedrich, Polizeikommissarin © Jonas Wissner

Zehn Beamtinnen und Beamte der mittelhessischen Polizei sind am Freitag für die Rettung anderer Menschen mit einer hohen Ehrung bedacht worden. Teils haben sie sich dabei selbst in große Gefahr gebracht - etwa bei einem Brand in Reiskirchen.

Es ist ein Job, der immer Risiken birgt - und manchmal lebensgefährlich sein kann, um das Leben anderer zu retten. »Polizeibeamte haben einen schwierigen Beruf, wissen vor allem im Streifen- und Wechseldienst in der Regel nicht, was auf sie zukommt«, sagte Polizeipräsident Bernd Paul bei einem Pressetermin aus »schönem Anlass«: Zehn Polizistinnen und Polizisten aus Mittelhessen sind am Freitag im Gießener Polizeipräsidium für ihren Einsatz zur Rettung anderer Menschen ausgezeichnet worden. Einige erhielten »öffentliche Belobigungen«, andere Beamtinnen und Beamte wurden - da sie nicht nur Leben gerettet, sondern laut Paul auch sich selbst in Lebensgefahr gebracht haben - mit der hessischen Rettungsmedaille bedacht. Paul überreichte die Ehrungen in Vertretung des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier. Üblicherweise findet die Verleihung im Rahmen des Hessentags statt.

Für einen besonders gefährlichen Einsatz in Reiskirchen wurde Polizeikommissarin Janina Friedrich mit der Medaille ausgezeichnet. Sie hatte in einer überaus brenzligen Situation am Morgen des 23. Februar gemeinsam mit ihrem Kollegen Andreas Schäfer, der bei der Verleihung verhindert war, geistesgegenwärtig reagiert und wohl Schlimmeres verhindert: Die beiden Beamten der Autobahnpolizei in Butzbach wollten damals, wie die 23-Jährige am Freitag erläuterte, gerade einen Lkw nahe der Tankstelle kontrollieren, als sie dort Rauch an einem Auto bemerkten. Der Pkw stand dabei direkt an einer Zapfsäule.

»Der Fahrer hatte das Auto verlassen, konnte es noch etwas wegschieben. Wir sind dann hingerannt und haben von allen Zapfsäulen die Feuerlöscher genommen«, schilderte die junge Kommissarin. »Ich habe dort zum ersten Mal in meinem Leben einen Feuerlöscher benutzt - er war schnell leer«, so Friedrich. Es wurde dringend Nachschub gebraucht, doch die Feuerwehr war noch nicht vor Ort. Lkw-Fahrer hätten spontan mit ihren Löschern ausgeholfen, weitere holte Friedrich dann aus einem nahe gelegenen Einkaufsmarkt. »Mein Kollege hatte schon ein Brecheisen organisiert, wir haben dann den Motorraum aufgebrochen«, dort war das Feuer offenbar wegen eines technischen Defekts ausgebrochen.

Als die Feuerwehr eintraf, hatten Friedrich und Schäfer den Brand schon gelöscht. »Wir konnten zum Glück auf freundliche Bürger zählen«, blickte die Beamtin zurück, weder die Lkw-Fahrer noch die Marktleitung hätten danach ihre Feuerlöscher zurückverlangt.

»Das Auto hätte auch explodieren können«, zumal sich im Kofferraum eine Autogasanlage befunden habe, sagte Polizei-Pressesprecher Jörg Reinemer.

War Friedrich während des Löscheinsatzes bewusst, in welche Gefahr sie sich begibt? »Währenddessen habe ich mir keine Gedanken gemacht«, danach aber »erst einmal durchgeatmet« sagte sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie sei nun seit fünf Jahren bei der Polizei und habe es noch keinen Tag bereut, ihren Beruf gewählt zu haben.

»Hut ab, großer Respekt, große Anerkennung!«, wandte sich der Polizeipräsident an die Geehrten. Es sei wichtig, dass die Öffentlichkeit an diesen besonderen Leistungen Anteil nehme und sie wertschätze - »das sage ich insbesondere in einer Situation, wo die hessische Polizei - warum auch immer - nicht nur positive Presse hat«. FOTO: JWR

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