Pohlheimer Jugendliche unter den 15 Siegern bei deutschlandweitem Wettbewerb

Die Pohlheimer Jugendlichen haben beim Wettbewerb »Jugend entscheidet« der Hertie-Stiftung 5000 Euro eingeheimst - und bekommen nun viel Rückenwind für ihre Ideen.
Michelle Kaszuba hat hinter dem Bürgermeisterschreibtisch in Pohlheim Platz genommen. »Was machst du denn da?«, wundert sich Bürgermeister Andreas Ruck, als er in sein Amtszimmer kommt und die Jugendliche auf seinem Sessel erblickt.
Es ist die Einstiegsszene eines Videos, mit dem die Stadt Pohlheim im Wettbewerb der Hertie-Stiftung »Jugend entscheidet« punkten konnte: Sie ist eine von deutschlandweit 15 Kommunen, die eine Förderung gewonnen haben. 151 standen im Wettbewerb.
Die Hertie-Stiftung will mit dem Wettbewerb anstoßen, dass Jugendliche in der Kommunalpolitik mehr gehört werden. Dazu sollen die Kommunen vor Ort ein Beteiligungsformat entwickeln, bei dem die jungen Menschen feststellen, dass es sich lohnt, sich für etwas einzusetzen.
In dem Video unternehmen der Bürgermeister und Michelle Kaszuba einen Ausflug zu Punkten in Pohlheim, in denen sich etwas für die Jugendlichen tun soll. Zunächst geht es in das alte Jugendzentrum. »Es gibt Schönere«, stellt Ruck fest.
Das soll sich demnächst ändern: Das JUZ soll in ein Haus neben der Volkshalle umziehen. Dies hatte die Stadt einst gekauft, um eine breite Zufahrt für den Kindergartenneubau anzulegen. Da diese Pläne verworfen wurden, soll das Haus nun für die Pohlheimer Jugendlichen genutzt werden.
Zwei davon sitzen in dem Clip auf dem Zaun und planen bereits dafür. »Ein Trampolin und eine Küche wären cool«, schlägt ein Mädchen vor. Eine weitere Station ist die BMX-Strecke in Holzheim.
»Wir haben den Jugendlichen keine Texte vorgegeben, sie haben frei in der Situation gesprochen«, sagt Ruck. Das wäre auch gar nicht notwendig gewesen, denn die Jugendlichen seien mit Feuereifer dabei gewesen. Die Erwachsenen und das Team des Kinder- und Jugendbüros wurden dabei Statisten. Um die Regie, Kamera und den Schnitt kümmerte sich Nico Genslein. Der 17-Jährige dachte auch daran, das Video mit Untertiteln zu versehen - Stichwort Barrierefreiheit.
Der Pohlheimer Beitrag überzeugte die Hertie-Stiftung: Die Limesstadt ist eine von 15 Kommunen, die sich nun über einen Sachkostenzuschuss von 5000 Euro freuen kann und eine Prozessbegleitung erhält. Zudem werden die Jugendlichen den Ablauf miterleben, wie eine ihrer Ideen kommunalpolitisch beraten und umgesetzt wird.
Bei einem vom Verein »Politik zum Anfassen« moderierten Thementag sollen die Jugendlichen zunächst ihre Ideen, Vorschläge und Projekte einbringen und diskutieren. Die Verwaltung und Kommunalpolitik arbeiten daraus konkrete Vorschläge aus, welche die Jugendlichen wieder diskutieren und priorisieren. Am Ende soll der Stadtrat in einer öffentlichen Sitzung die Umsetzung beschließen.
Zudem ist eine Fahrt nach Berlin geplant. Dort will man Vertreter aus den anderen Kommunen sowie der Vorjahressieger treffen, um von diesen zu lernen. »Dabei sollen möglichst alle beteiligten Jugendlichen mitfahren können«, sagt der Bürgermeister.
Ruck ist von der Pohlheimer Jugend begeistert: »Die Jugendlichen können viel, sie sind sehr kreativ und zuverlässig. Man muss sie ernst nehmen und ihnen Freiraum geben.« Darin müsse die Kommunalpolitik allerdings arbeiten. Derzeit liege der Fokus bei vielen Parlamentariern vor allen Dingen auf den Bedürfnissen der älteren Bevölkerung, wie viele Beispiele zeigen, etwa der verspätete Breitbandausbau. Ruck sieht darum viel Arbeit auf die Kommunalpolitik zukommen: »Auch die Alteingesessenen in der Stadtverordnetenversammlung müssen lernen, dass die Jugend gute Ideen hat.«
Dass die beteiligten Jugendlichen nun früh mit der Kommunalpolitik in Kontakt kommen, stimmt ihn hoffnungsvoll für die Zukunft: »Vielleicht sitzt der oder die eine später in der Stadtverordnetenversammlung und über die in seiner Jugendzeit geborene Idee abstimmen.« Vielleicht wird Kaszuba wirklich sogar irgendwann einmal Pohlheimer Bürgermeisterin.