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Özkan Tuna schaffte es vom Schulabbrecher zum Chef-Gastronom in Pohlheim

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Von: Stefan Schaal

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„Das Wort Kneipe existiert hier nicht“, betont Özkan »Ötzi« Tuna, der Chef des neuen Restaurants »Zum Ötzi« in Pohlheim-Garbenteich. © Stefan Schaal

Aus der Kneipe „Da Giovanni“ in Pohlheim-Garbenteich wurde das Restaurant „Zum Ötzi“. Chef Özkan »Ötzi« Tuna spricht über seinen Werdegang und Pläne.

Pohlheim - Özkan »Ötzi« Tuna ist der Chef des neu eröffneten Restaurants »Zum Ötzi« in Garbenteich. Dabei hat er mit 17 Jahren einst klein angefangen. „Mein Schulleiter hat damals gesagt: Aus dir wird nichts“, erzählt er. Wenige Monate später habe er sein erstes gastronomisches Unternehmen eröffnet. „Ich wollte niemals für jemand anderen arbeiten“, sagt er.

Die Schnitzel sind in Butterschmalz fertig gebraten, aus der Pfanne landen sie auf einem länglichen Teller – und der Gastronom Özkan »Ötzi« Tuna verwandelt sich in der Küche seines Lokals in Garbenteich in einen Künstler. Er drapiert ein Stück Melone, Johannisbeeren, ein Blatt Radiccio und eine Physialis neben die beiden Schnitzel. Mit Kakaopulver hat er den Namen seines Restaurants auf den Teller gestreut: »Zum Ötzi«.

Chef des neuen Restaurants „Zum Ötzi“ in Garbenteich: „Aus dir wird nichts“

Bis zu sieben Mal kontrolliere er jeden einzelnen Teller, bevor dieser nach draußen zu den Gästen gebracht werde, sagt der 35 Jahre alte Tuna. „Das Auge isst eben mit“, erklärt er.

Vor knapp drei Wochen hat er »Zum Ötzi« eröffnet. Zwei rote Teppiche sind draußen ausgelegt. Der Chef des Restaurants hat auf der Terrasse Platz genommen. Es ist Montag, Ruhetag. Er trinkt einen Schluck aus einer Dose »Red Bull«, dann erzählt er, wie er mit 17 in Aßlar die Schule abgebrochen hat.

Er habe Ärger mit einem Lehrer gehabt. „Ich bin aufgestanden, habe die Tasche genommen und bin gegangen. Das war’s.“ Der Schulleiter habe ihm damals gesagt: „Aus dir wird nichts.“ Wenige Monate später, berichtet »Ötzi« Tuna, habe er in Greifenstein sein erstes gastronomisches Angebot eröffnet: einen Pizzalieferdienst.

Neues Restaurant in Pohlheim-Garbenteich: Spezialität sind Schnitzel

„Meine Eltern waren auch immer selbstständig“, erklärt er. „Ich wollte niemals für jemand anderen arbeiten.“ Er habe später den Schulleiter in Aßlar noch mal besucht, erzählt Tuna. „Ich habe ihm die Urkunde meiner Gewerbeanmeldung gezeigt.“ Dieser habe erwidert: „Ich gebe dir sechs Monate.“

Tuna lehnt sich auf der Terrasse seines Restaurants zurück. „Das war 2005“, sagt er. Inzwischen sei er 17 Jahre lang Gastronom. Den Pizzalieferdienst hat er in Greifenstein in ein Restaurant entwickelt. Nun hat er in Pohlheim seine bereits zweite Gaststätte gegründet.

„Meine Spezialität sind Schnitzel“, erklärt er. „Weil es ein deutsches Gericht ist.“ Wenn ein 75 Jahre alter Gast des Restaurants sich von seinem Tisch erhebe, das Handy heraushole und das Essen fotografiere, „dann macht mich das stolz“, sagt Tuna. Dann gesteht er: „Mir geht es auch um Anerkennung.“

Restaurant-Chef Özkan »Ötzi« Tuna: „Das Wort Kneipe existiert hier nicht“

Der Gastronom bricht mit so mancher Tradition. Wer das Lokal in Garbenteich noch unter dem Namen »Da Giovanni« besucht und in den vergangenen Jahren als Kneipe gekannt hat, wird die Gaststätte heute nicht mehr wiedererkennen. Tuna hat es innerhalb von drei Monaten komplett umgebaut. Alles Urige ist verschwunden. „Das Wort Kneipe existiert hier nicht“, betont Tuna.

Die modernere Innengestaltung hat manche Garbenteicher, die das Lokal als Vereinsheim geschätzt haben, durchaus verärgert. Tuna äußert Verständnis. „Hier, an diesem Ort, liegen für die Vereine viele Erinnerungen“, sagt er. „Und ich habe hier alles auf den Kopf gestellt.“ Das sei aber notwendig gewesen. Bei den vorherigen Pächtern sei das Lokal nicht mehr gut gelaufen. Aber er wolle sich mit den Vereinen verstehen, wolle sie unterstützen, betont Tuna. „Jeder Verein bleibt hier willkommen.“

Die Gründung eines Restaurants sei ein Wagnis, gerade in Zeiten der Inflation. „Die Preise zum Beispiel beim Fleisch und bei Fettprodukten haben sich verdoppelt.“

Zunächst will er nun die neue Terrasse vergrößern. Er freue sich, sagt er, sich und seine kulinarischen Künste in Pohlheim präsentieren zu können. Für einen Moment gerät »Ötzi« ins Schmunzeln. Dann fügt er hinzu: „Es macht mich stolz, wenn ein Gast zu mir sagt: Junge, das war das geilste Schnitzel, das ich je gegessen habe.“ (Stefan Schaal)

Auch im benachbarten Linden hat vor kurzem ein neues Gastro-Angebot eröffnet.

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