1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen
  3. Pohlheim

Outlet-Center: Das plant der Investor in Garbenteich

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Ursula Sommerlad

Kommentare

Die Katze ist aus dem Sack: Investor Neinver wlll in Garbenteich ein Outlet-Center bauen. Was geplant ist, erläuterte der Geschäftsführer nun vor Ort.

Die Spekulationen haben ein Ende, das heißeste Gerücht hat sich bewahrheitet: Der Immobilien-Spezialist Neinver möchte in Garbenteich ein Outlet-Center realisieren. Anvisiert sind 13 000 bis 14 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, bis zu drei Millionen Besucher und eine Investitionssumme von 85 Millionen Euro. Diese Zahlen nannte Sebastian Sommer, Geschäftsführer von Neinver Deutschland, in einer Sondersitzung der Pohlheimer Stadtverordnetenversammlung in der Sport- und Kulturhalle in Garbenteich. Die Ansiedlung im Garbenteicher Gewerbegebiet Ost sei als »touristisches Infrastrukturprojekt für ganz Hessen« angelegt.

Kein Autohof, aber Tankstelle

»The Style Outlets«: So heißt ist die Marke, mit der Neinver an verschiedenen europäischen Standorten präsent ist, in Deutschland in Leipzig und Montabaur. Bei Baden-Baden, aber schon im Elsass, liegt zudem das Center von Roppenheim, das Sommer bei seiner Präsentation mehrfach als Beispiel anführte.

In Garbenteich ist das Outlet als Herzstück des geplanten Projekts konzipiert. Flankierend dazu sollen sich ein Freizeitpark, Themenwelten, ein Hotel und eine Tankstelle gesellen. Einen Autohof, der zwischenzeitlich auch als heißes Gerücht gehandelt worden war, schloss der Investor ausdrücklich aus. Der passe nicht ins Konzept.

»Neinver ist nicht nur Investor«, sagte Sommer vor schätzungsweise knapp 400 Zuhörern. »Wir bauen, planen, realisieren. Wir wollen langfristig bleiben.« Warum aber gerade Garbenteich? »Der Standort ist prädestiniert«, findet der Geschäftsführer. 14 Outlet-Center gebe es aktuell in Deutschland. Aber keines in Hessen, dem Bundesland mit der vierthöchsten Kaufkraft. Und Pohlheim liege mittendrin. Weit genug entfernt von 1a-Lagen wie der Frankfurter Zeil und anderen Outlet-Centern wie Wertheim, Montabaur, Remscheid oder Ahrtal. Aber nahe genug an der Metropole Frankfurt und ihrem Flughafen. Die Investoren zählen nämlich nicht nur auf Kunden aus der Region, sondern aus ganz Deutschland und darüber hinaus.

Die ersten Outlet-Center seien noch reine Schnäppchenmärkte gewesen, berichtete Sommer. Heutzutage gehe es eher um das Einkaufserlebnis als Ausflug, um einen »Day Out«. Deswegen könne die ganze Region vom Garbenteicher Projekt profitieren. Im pfälzischen Zweibrücken, wo Neinver von 2009 bis 2017 ein Outlet-Center betrieb, seien 20 Prozent der Besucher weiter in der Region unterwegs gewesen. Und mit ihnen ihre Kaufkraft. Dort und auch in Roppenheim habe es zahlreiche Kooperationen mit dem Tourismus und dem örtlichen Einzelhandel gegeben. »Jetzt merkt man, dass regulärer Handel und Outlet-Center miteinander funktionieren.« Zudem ließen sich über einen Städtebaulichen Vertrag die zulässigen Sortimente eng definieren und strikt limitieren. Der Investor nannte auch Marken, mit denen Neinver kooperiert. Klingende Namen sind darunter: Armani und Nike, Escada, Diesel, Boss oder Versace.

40 Hektar stehen zur Verfügung

Neinver ist der Investor für das Outlet-Center. Das Gewerbegebiet mitsamt privat gebautem Autobahnanschluss und Lärmschutzwall zur Wohnbebauung würde von der FS Entwicklungsgesellschaft Mittelhessen GmbH von Jörg Fischer und Frank Smajek erschlossen. 40 Hektar Grundstücke habe man sich bereits gesichert, berichtete Fischer. »Sofern der Aufstellungsbeschluss gefasst wird, können wir mit der Planung beginnen.« Die Vorbereitungen seien sehr aufwendig gewesen und der Outlet-Markt zudem ein sensibles Geschäft. Deshalb habe man mit den Plänen so lange hinter dem Berg gehalten. Fischer: »Das war keine Böswilligkeit.«

Trotz des Stillschweigens war die Bürgerinitiative im Bilde. Ihre Mitglieder verteilten noch vor Beginn der Versammlung ein Flugblatt, das vor den Risiken von Outlet-Centern warnt. Ob die Pläne von Neinver eine Chance auf Realisierung haben, ist gegenwärtig völlig ungewiss. Zunächst ist die Pohlheimer Stadtverordnetenversammlung gefragt. Sie müsste der Aufstellung eines Bebauungsplanes zustimmen. Dann ist da noch der Regionalplan. Er sieht Outlet-Center nur für Oberzentren vor. Das wäre Gießen. Pohlheim liegt als Unterzentrum zwei Stufen darunter. Auf die Problematik hatte schon Bürgermeister Udo Schöffmann in seiner Begrüßung hingewiesen: »Vieles ist noch nicht geklärt. Vieles ist noch nicht genehmigungsfähig.«

Auch interessant

Kommentare