Mit 66 Jahren fängt der Fasching an

Pohlheim (rge). »Mit 66 Jahren« lautete das Kampagne-Motto auf dem eindrucksvollen Bühnenbild der Prunksitzung bei den Karnevalisten »Die Mollys 1956« in Watzenborn-Steinberg. Dass da das Leben bei einigen Fastnachtern erst so richtig anfängt, konnte man auf der Bühne erleben. Zwar mit einem Jahr Corona-Verspätung, aber dafür umso ausgelassener feierten die fast 500 bunt kostümierten Sitzungsgäste das Jubiläum.
»Wir sind vom M-O-L-L-Y-Verein!« sang entsprechend die Gesangsgruppe »Die Mollys« ihr Bekenntnis zur Karnevalstradition und ihrem karnevalistischen Selbstverständnis. Neun Sänger standen unter Leitung von Dieter Schäfer eigens zur 66er-Sitzung wieder gemeinsam auf der Bühne und sorgten wie früher für beste Stimmung.
Durch das bunte Programm navigierten gekonnt mit Witz und Spitzen als Sitzungspräsidenten Jörg Buß und Anne Kathrin Häuser. Sie ist die erste Frau in dieser leitenden Molly-Position.
Ruck in der Bütt
Zuvor hatte der Hansa-Musikverein unter Leitung von Jennifer Rieß und Renate Titz aus der Nachbarstadt Gießen für die Einstimmung unter anderem mit »Cordula Grün« gesorgt. Die erste Rakete zündete das Narrenvolk danach beim gemeinsamen weiß-blauen Garde-Medley der Mollynchen mit Junioren- und Jugendgarde.
Auf gesangliche Zeitreise ging es mit zwei Ikonen des Mainzer Faschings, Ernst Neger und Margit Sponheimer alias Joachim »Joni« Ensle und Beate Schäfer. »Humba Humba Täterä!« sang der ganze Saal mit und schunkelte dabei, wie auch beim Stimmungsevergreen »Am Rosenmontag, bin ich geboren« und »Rucki Zucki«.
Als »Holiday Bürgermeister« präsentierte sich Pohlheims Stadtoberhaupt Andreas Ruck im Papageien-Hemd mit Liegestuhl, Palme und rosa Flamingo in und um die Bütt. Ein Novum für die Limesstadt, wie Sitzungspräsident Buß seinen Auftritt ankündigte. »Wer hat’s gemacht der Ruck« zog der Rathauschef mit spitzer Zunge seine selbst gereimte erste Bilanz und hatte dabei seinen Äpplerschoppen aus dem Taunus zum 10-fachen Prost auf die Bühne mitgebracht.
Auf die Suche nach der verlorenen Prinzessin begab sich die Molly-Jugendschautanz-Gruppe mit viel Schwung, bevor die Bütt Fabi Weber gehörte, die über ihre wilde »Houseparty« berichtete. In der Folge konnte Volkmar Wolters von einem Molly in der Pubertät erzählen. Celina Zeiger und Helene Fabricius wirbelten dazwischen als Tanzmariechen über die Bühne.
Zurück in die Musik der Hitparade von 1968 entführten Anne Kathrin Häuser, Beate Schäfer, Anja Naumann und Joni Ensle.
Mollys-Comeback
Die legendäre Gesangsgruppe »Die Mollys« mit Wolfgang »Mufti« Haas, Dieter Grünfelder, Frank Oliver Weiß, Holger Reitschmidt, Jörg Schmandt, Gerhold »Gigo« Häuser, Joni Ensle, Jörg Buß und Roger Burger feierte ihr Comeback, begleitet am Klavier von ihrem Leiter Dieter Schäfer. »Mit 66 Jahren« stimmten sie den Udo Jürgens-Hit an und auch der »Kriminal-Tango« fehlte nicht.
Junioren-Schautanz folgte unter dem Titel »Drehst du noch oder tanzt du schon.«. Als Landarzt aus der Wetterau präsentierte sich ein Urgestein in der Bütt mit Walter Allert, der aus seinem »ruhigen« Praxisalltag mit Raketentreibstoff im Bier berichtete.
Gefeiertes Männerballett unter dem Titel »Es war einmal« gab es mit den Molletten, die den stützenden Gehstock mit hitzigem Tanz beim »YMCA« im Stil der Village-People tauschten. Aus Hausen zu den Mollys eingeflogen waren Celine Braungardt und Selina Loukidis als bekannt-lustige Stewardessen Babett und Janette, bevor die Mollynchen ihren Schautanz »Die Buchsen der Pandora« unter Begeisterung des Publikums zeigten. Joni Ensle stimmte ein Medley Kölscher Lieder an. Zum großen Finale gehörte die Bühne wieder ganz dem Stimmungsgesang von Mollys & Co., dabei fehlten auch nicht die bekannten Evergreens. Für Stimmung sorgte im Verlauf die Sitzungsband »Mr. Starlight«.

