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Feuerwehr öffnet im Notfall Türen

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Von: Patrick Dehnhardt

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Mit Akkuschrauber und ausgefeilter Technik öffnet die Freiwillige Feuerwehr Pohlheim im Notfall Türen. © Patrick Dehnhardt

Pohlheim (pad). Bei der heutigen Folge steht einmal nicht das, was hinter der Tür liegt, im Vordergrund. Vielmehr geht es um die Tür selbst. Denn »Wir öffnen Türen« ist nicht nur der Titel der Adventsserie 2021 der Kreisredaktion, sondern auch das Motto einer Unterrichtseinheit, die nun bei der Feuerwehr Pohlheim in Watzenborn-Steinberg auf dem Dienstplan stand.

Häufiger Einsatz

Türöffnungen gehören zum Alltagsgeschehen bei allen Feuerwehren im Landkreis. Pohlheim wird im Schnitt 20 mal pro Jahr zu solchen Einsätzen alarmiert, berichtet Stadtbrandinspektor Bernd Schöps. »Wir öffnen die Tür, wenn Gefahr im Verzug ist.«

Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein älterer Mensch in seiner Wohnung gestürzt ist und noch auf sich aufmerksam machen oder selbst Hilfe anrufen, aber aufgrund der Verletzungen die Tür nicht mehr öffnen kann. Oder jemand seit Tagen nicht mehr gesehen wurde und sich Nachbarn Sorgen machen, dass er hilflos in der Wohnung liegt. Die Feuerwehr wird dann als Unterstützung für den Rettungsdienst alarmiert.

Ist die Lage dringend, aber nicht lebensgefährlich, wird versucht, die Tür möglichst zerstörungsarm zu öffnen. Neben einigen Werkzeugen, von denen auch so mancher Einbrecher träumen dürfte, ist das Zylinder-Ziehen eine gängige Methode. Dabei wird eine spezielle Schraube in das Türschloss hineingebohrt. Diese passt genau in die Aussparung eines Werkzeugs, das in Feuerwehrkreisen Ziehfix heißt und mit Zug dafür sorgt, dass der Zylinder zerbricht.

Mittels Bauschlüssel können die Feuerwehrleute nun die Tür öffnen. Außer dass es ein neues Schloss braucht, entsteht an der Tür dabei kein Schaden.

Ist die Tür nicht abgeschlossen, gibt es spezielle Spachteln, mit denen sie geöffnet werden kann. Jedoch haben die Feuerwehren mittlerweile eher das Problem, dass die Türen extrem gesichert sind. Wenn etwa das Schloss einen Aufbohrschutz besitzt, die Tür von innen mit einem weiteren massiven Riegel gesichert ist oder die Tür an gleich mehreren Stellen sich im Rahmen verriegelt, wird es nicht nur für Einbrecher, sondern auch Rettungskräfte schwer, in das Haus oder die Wohnung zu kommen.

Dann sucht die Feuerwehr eher nach einem alternativen Weg, zum Beispiel über die Balkontür oder ein Fenster. »Bis jetzt sind wir noch immer überall reingekommen.«

Herrscht akute Not - etwa weil schwarzer Rauch schon aus den Fenster aufsteigt - wird die Tür notfalls mit Gewalt geöffnet. »Dann ist der Schaden an der Tür sowieso das kleinste Übel«, sagt Schöps. In diesem Fall kann die Tür etwa mit einem Halligan-Tool, einer speziellen Hebel- und Brechstange, aufgebrochen werden. Das Bild vom Feuerwehrmann, der mit der Axt die Tür einschlägt, ist hingegen eher ein Mythos.

Es ist übrigens keine gute Idee, sich mit einem Anruf bei der Feuerwehr die Kosten für den Schlüsseldienst sparen zu wollen. Denn sollten die Einsatzkräfte vor Ort keine Gefahr feststellen, rücken sie wieder ab, ohne die Tür zur öffnen. Die Kommune schickt dann aber eine Rechnung für den Einsatz, die bei mehreren hundert Euro liegt.

Um Fehleinsätze zu vermeiden, bittet die Feuerwehr zudem, vor einem Urlaub oder Krankenhausaufenthalt auch mal den Nachbarn Bescheid zu sagen, damit man nicht vermisst wird.

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