Erinnern an Völkermord

Pohlheim (rge). Für die aramäischen Gemeinden bedeutet der Genozid an ihre Vorfahren als Opfer von 1915 im Osmanischen Reich auch noch nach 107 Jahren ein Trauma. Das wurde beim Gedenken an die drei Millionen Opfer des Völkermordes, vor dem 2019 unter internationaler Beachtung errichteten Mahnmal in Pohlheim, wieder deutlich.
Leben in Diaspora
Unter großer Beteiligung der syrisch-orthodoxen Kirchengemeinden aus Pohlheim und Gießen und in Anwesenheit von Landrätin Anita Schneider sowie Pohlheims Bürgermeister Andreas Ruck, der Ortsvorsteherin Eva Saarbourg und weiterer politischer Vertretern gedachte man öffentlich und in einem offiziellen Akt den Opfern, deren Nachfahren durch religiöse Verfolgung in ihrer ehemaligen Heimat heute in der Diaspora unter anderem hier im Landkreis eine neue Heimat gefunden haben. Gedankt wurde dabei noch einmal der Limes-Stadt, deren Vertreter im Stadtparlament 2017 den politischen Weg zur Errichtung an dieser Stelle als Ort der Erinnerung und Mahnung mit einer Stehle aus Metall frei gemacht hatten.
So wurde zunächst am Mittwochabend nach dem Läuten der Glocken der benachbarten Christuskirche in Watzenborn-Steinberg schweigend den Opfern gedacht, bevor Samuel Gergin für die syrisch-orthodoxen Gemeinden und die Diözese mahnte, dass es weiter die Wunden zu heilen gelte, die durch die damaligen Gräueltaten entstanden seien. »Erinnern und mahnen« wollen man an dieser Stelle. Das Leugnen bezeichnete er als keine Lösung.
Schneider rief zur Aussöhnung auf und dabei wach zu bleiben und daraus zu lernen, damit sich solch schmerzhaften Ereignisse durch Rassismus und Ausgrenzung nicht wiederholten. Es wurde danach durch die syrisch-orthodoxen Kirchenvertreter Dekan Iskender Kücükaplan und den Pfarrern Kenan Be Josef und Lahdo Aydin in einer Andacht zur Versöhnung aufgerufen und mit aktuellen Bezug für Frieden in der Ukraine gebetet.