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Planen ohne Ende?

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Von: Christina Jung

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Wenn der Radweg an der B49 einmal gebaut wird, soll an der Abfahrt zum Anneröder Gewerbegebiet eine Querung möglich sein. Die Planungen ziehen sich jedoch weiter in die Länge und kosten die Kommunen immer mehr Geld. © Tina Jung

Ampelanlagen statt Unterführungen. Die Ermittlung neuer Daten zu Flora und Fauna. Der Planungsprozess für den Radweg an der B 49 von Gießen über Fernwald nach Buseck zieht sich hin. Anfang 2023 sollen die notwendigen Unterlagen vorliegen, damit Baurecht geschaffen werden kann.

Rund 14 Jahre. So lange liegt der Beginn der Planungen des Radweges entlang der B49 zurück. Jene 5,6 Kilometer lange Strecke, die von Gießen über Fernwald nach Buseck führt und auf Höhe Oppenrod an den hessischen Radfernweg R7 angebunden werden soll. Mehr als 150 000 Euro haben die drei Kommunen anteilig im Laufe der Zeit bereits für die Planungen ausgegeben und das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein. Außerdem verzögert sich der zeitliche Fahrplan weiter, wie eine Anfrage dieser Zeitung bei der für die Planungen federführende Gemeinde Fernwald ergab. Und es wird kein Planfeststellungsverfahren geben.

Aber der Reihe nach: Immer wieder war es in der Vergangenheit zu Verzögerungen bei den Planungen gekommen, zum großen Ärgernis der politischen Akteure vor Ort. Bereits 2016 hatte ein Vertreter des beauftragten Ingenieurbüros HS aus Linden im Fernwalder Parlament berichtet, dass Baurecht geschaffen werden könne. Drei Jahre später hieß es dann, dass man wohl 2020 ins Planfeststellungsverfahren gehe. Doch auch daraus wurde nichts. Weil der Bund, der Bauträger des Radweges ist, zwischenzeitlich eine Leistungsfähigkeitsprüfung der Einmüdungen entlang der B49 veranlasst hatte.

Das Ergebnis liegt mittlerweile vor: »Der zukünftig zu erwartende Radverkehr kann die B49 an der Kreuzung Udersbergstraße/Europastraße (Gießen) sowie an den Einmündungen zur Borngasse und zur Großen-Busecker Straße (beide Fernwald) in einer ausreichenden Verkehrsqualität queren, wenn dort jeweils Ampelanlagen den Verkehr regeln«, teilte auf GAZ-Anfrage Sonja Lecher, zuständige Sachgebietsleiterin beim Straßen- und Verkehrsmanagement Hessen Mobil, mit, das die Untersuchung im Rahmen der fachlichen Projektbegleitung durchgeführt hatte.

»Für die auf Höhe der Ganseburg geplante Querungsstelle bestätigte sich eine Radwegeunterführung aus Gründen der Verkehrssicherheit.« Die Ergebnisse fließen laut Lecher in die weiteren Planungen ein. Die Fernwalder wird es freuen, sie hatten sich ohnehin von Anfang an gegen die Unterführungsvariante ausgesprochen.

Aber wird es endlich konkret mit der Baurechtschaffung? Nein. Denn es fehlen notwendige Unterlagen. »Die zur landschaftspflegerischen Begleitplanung erforderlichen Datenerfassungen von Flora und Fauna müssen teilweise erneuert werden«, sagt Bürgermeister Manuel Rosenke, der sich zum aktuellen Sachstand mit den HS-Ingenieuren kurzgeschlossen hat. Der Grund dafür: Die Daten behalten nur fünf Jahre ihre Gültigkeit und es ist möglich, dass sich mittlerweile neue Erkenntnisse ergeben haben. »Dazu wurden seit April und noch bis September zum Nachweis von Reptilien und Haselmäusen an etwa 100 Stellen entlang der Strecke Erfassungsdetektoren ausgelegt«, so Rosenke.

Die Folge: Der Planungsprozess verzögert sich um weitere neun Monate und er wird erneut teurer. »Die Erfassung der Daten sowie deren Einarbeitung schlägt mit rund 10 000 Euro zu Buche und wird anteilig auf die drei Kommunen aufgeteilt«, so Rosenke. Zeitliche Auswirkungen auf die Baurechtschaffung ergeben sich, weil neben den ergänzenden Kartierungen im Artenschutz eine Umplanung in den Anbindungen von Annerod (Bornweg und Großen-Bu-secker Straße) hin zu lichtsignalgeregelten Einmündungen vorzunehmen ist (vorher Unterführungen). Weil diesbezüglich eine ergänzende Geländeaufnahme erforderlich ist. Weil aus der entwässerungstechnischen Abstimmung die Auflage der Überprüfung der gesamten Bundesstraße im Raum steht. Und weil die gesamte Planung anhand der aktuellen Qualitätsstandards der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen vorzunehmen ist, so Rosenke.

Nach derzeitiger Einschätzung sollen die zur Schaffung des Baurechtes notwendigen Unterlagen in der ersten Jahreshälfte 2023 vorliegen. Dieses werde nun allerdings nicht - wie bisher geplant - über ein Planfeststellungsverfahren geschaffen, sondern im Rahmen eines Plangenehmigungsverfahrens. Die Baurechtschaffung erfolgt dabei laut Lecher in einem vereinfachten Verfahren, was aufgrund der bisherigen positiven Gespräche mit allen beteiligten Trägern öffentlicher Belange, die in einen solchen Planungsvorgang einzubinden sind, möglich sei. Bei optimalem Verlauf dauert es etwa eineinhalb Jahre. Frühestens dann können an der B49 die Bagger rollen.

Dass sich die Planung des Projektes so lange hinzieht und jährlich 10 000 Euro verschlingt, ist aus Sicht von Bürgermeister Manuel Rosenke ein unglaublicher Vorgang. »Es ist dem Bürger nicht zu erklären, warum wir so lange brauchen, um 5,6 Kilometer Radweg zu bauen.«

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