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»Pfaffenpfad«-Streichung abgelehnt

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Von: Stefan Schaal

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Eine Mehrheit im Lindener Stadtparlament lehnt das Vorhaben eines interkommunalen Gewerbegebiets am Pfaffenpfad eher ab. Dennoch sind die Grünen nun mit dem Vorschlag gescheitert, dass sich die Stadt für eine Streichung der Fläche im Regionalplan einsetzt.

Ab 10. Januar kommenden Jahres dürften Diskussionen um das geplante Gewerbegebiet »Pfaffenpfad« wieder aufflammen. Dann nämlich startet die Offenlage der Entwurfsfassung des Regionalplans Mittelhessen.

Darin enthalten ist auch die vorgesehene interkommunale, 36 Hektar große Gewerbefläche nördlich der A 45 zwischen Lützellinden und Großen-Linden. Die Fraktion der Grünen in Linden hat vorgeschlagen, dass sie die Stadt für eine Streichung des Vorhabens im Regionalplan einsetzt, sie ist damit am Dienstag im Parlament allerdings gescheitert - obwohl eine Mehrheit deutlich gemacht hat, das Gewerbegebiet eher abzulehnen.

»Wir wollen, dass der Pfaffenpfad in der Versenkung verschwindet«, erklärte Dr. Christof Schütz, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, und hielt ein Plädoyer gegen Flächenversiegelung. »Unser Wald? Stirbt. Unsere Bäche? Werden zu reißenden Flüssen, überschwemmen Dörfer und töten Menschen.«

Ziel müsse sein, die Herausforderung des Klimawandels anzunehmen. Alle behaupten, sie hätten verstanden, sagte Schütz. Doch gehe es wie nun bei der Diskussion zum »Pfaffenpfad« um die grundsätzliche Entscheidung, »wie wir in Zukunft wirtschaften wollen«, fielen ausweichende Argumente: dass man sich beispielsweise Optionen für weiteres Wachstum offenhalten wolle und das geplante Gewerbegebiet nur zur Vorsicht im Regionalplan belassen wolle.

»Wir wollen, dass Linden ein Zeichen gegen das bedenkenlose und besinnnungslose Wucherungswachstum in der Fläche setzt«, sagte Schütz. Unterstützung erhielten die Grünen von der SPD und der Linken. Die Schaffung von Arbeitsplätzen müsse ein Ziel sein, erklärte die SPD-Fraktionsvorsitzende Gudrun Lang. »Aber nicht zwingend durch die Gewerbefläche am Pfaffenpfad.« Intelligente Lösungen sollten stattdessen gefunden werden, sagte sie. »Wir müssen Natur und Umwelt in Balance halten.«

Thomas Altenheimer, der Vorsitzende der CDU-Fraktion, stimmte zu, dass »der Flächenverbrauch nicht so weitergehen kann«. Dennoch spreche einiges für den Pfaffenpfad. So könnten sich beispielsweise auch Umweltfirmen dort ansiedeln, sagte er. Man könne durchaus darauf einwirken, dass sich dort keine »Umweltferkel« niederlassen. »Logistiker und einen weiteren Autohof wollen wir auch nicht.« Vor allem biete das geplante Gewerbegebiet Chancen auf Arbeitsplätze in Mittelhessen, betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Die Stadt Linden und ihr Bürgermeister Jörg König (CDU) hatten die Wiederbelebung der Pfaffenpfad-Pläne vor drei Jahren wieder ins Spiel gebracht und das Gebiet als Vorrangfläche für Industrie und Gewerbe im Regionalplan vorgeschlagen. Die Regionalplanung billigt dem Unterzentrum Linden zusätzliche Gewerbeflächen nur in einer Größe von bis zu sieben Hektar zu - daher kam es zur Idee einer interkommunalen Gewerbefläche mit dem Oberzentrum Gießen.

Neben den Grünen, der SPD sowie der Linken sprachen sich auch die Freien Wähler gegen Flächenversiegelung aus und ließen durchblicken, die Gewerbefläche Pfaffenpfad eher abzulehnen. »Wir sind gegen eine Bebauung«, sagte der Fraktionsvorsitzende Joachim Schaffer. Seine Fraktion stimmte dennoch gegen den Antrag der Grünen. »Wir müssen hier und heute keine Entscheidung treffen«, sagte er. Außerdem sei für den Regionalplan nicht das Stadtparlament zuständig, sondern die Regionalversammlung.

13 Abgeordnete der Grünen, der SPD und der Linken stimmten am Ende für den Antrag. CDU, Freie Wähler, AfD und ein SPD-Vertreter votierten mit 19 Stimmen dagegen. Die FDP enthielt sich. Aus ökologischer Sicht teile man den Antrag, »wir haben aber auch die Wirtschaft im Sinn«, sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende Lothar Weigel. Die Grünen hatten eine namentliche Abstimmung beantragt.

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