Ohne Scheu

Die meisten Kinder lieben Hunde, doch wissen sie auch, wie man mit den Vierbeiner richtig umgeht? Pädagogin Carina Diegel und ihre Hündin Nala nehmen die Ferienspielkinder aus Allendorf auf ein Abenteuer mit, um genau dies zu vermitteln.
Nicht immer hört die elfjährige Hundedame Nala auf jeden Befehl der Kinder. »Das liegt wohl an der Aufregung«, sagt die Besitzerin der Hündin, Diplom-Pädagogin Carina Diegel. Die Kommune Allendorf hat zusammen mit der 41-Jährigen das Angebot »Nalas Hundeabenteuer« für die Ferienspiele in diesem Jahr initiiert.
Doch was ist eigentlich mit einem Hundeabenteuer gemeint? »Das ist eine Art Gesellschaftsspiel, das ich entwickelt habe, bei dem die Kinder interaktiv mit meiner Hündin spielen«, antwortet Diegel. Anders als beim klassischen »Mensch ärgere Dich nicht« sei das Ziel des Hundeabenteuers nicht, einen Gewinner zu küren. »Das Spiel soll den Kleinen einen verlässlichen Umgang mit Hunden aller Art beibringen«, sagt Diegel. Besonders wichtig sei, dass ihnen vermittelt werde, wie die Körpersprache der Hunde zu deuten sei.
Damit dies auch möglichst reibungslos abläuft, genügt es nicht, einen gewöhnlichen Hund zu haben. Mischlingshund Nala und ihre Besitzerin haben eine Ausbildung hinter sich und agieren gemeinsam als Pädagogik- und Therapiebegleithund-Team. Bereits seit 2009 arbeitet Diegel tiergestützt mit Kindern und Jugendlichen zusammen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und Schnupperphase zwischen den Ferienspielkindern und Nala beginnen die Grundschüler mit dem Abenteuer. Bereits das Würfeln kann dabei tierisch ablaufen. »Entweder könnt ihr selbst den Würfel werfen oder Nala übernimmt das für euch«, erklärt Diegel den Kindern, die in drei »Hundegruppen« gegeneinander spielen.
Gesagt, getan: Auf Kommando stupst die Hündin den Würfel und bringt ihn in Bewegung. Nicht immer würfelt sie das Ergebnis, dass die Kinder sich wünschen. Doch was macht das Spiel nun so besonders und wie bringt es den Umgang mit Hunden bei? »Das ganze Brett ist mit Aktionsfeldern gefüllt«, erklärt die Pädagogin, »wenn die Kinder eine ›grüne Pfote‹ erwischen, müssen sie eine Aufgabe zusammen mit Nala erfüllen.« Diese Aufgaben reichen von Gegenstände bringen, einen Schnürsenkel lösen bis hin zur Anforderung, dass die Kinder die Hündin auf Kommando zum Niesen bringen müssen.
Die »blauen Pfoten« hingegen stellen Theoriefragen dar, um den Kindern Wissen über Hunde zu vermitteln. »Dadurch, dass der Hund bei diesem Spiel im Fokus steht«, sagt Diegel, »erleben die Kinder das Thema ganz anders. Sie können einem Therapiebegleithund ganz offen und ohne Scheu begegnen. Ihre Neugierde und Spaß zum Thema kann anders geweckt werden.«
Angesprochen auf den Grund für diese Veranstaltung im Rahmen der Ferienspiele sagt Diegel: »Die Kinder müssen verstehen, dass es sich bei einem Hund nicht um ein Spielzeug handelt, sondern um ein Lebewesen.« Wenn Kinder mit einem Hund spielen, könne dies großen Stress beim Vierbeiner auslösen. Viele könnten nicht einschätzen, »wann die Ampel für einen fremden Hund grün ist, und ob er die Situation als Bedrohung ansieht und mit einer Abwehrreaktion antwortet«, erklärt Diegel.
Doch in diesem Fall haben viele der teilnehmenden Ferienspielkinder dieses Wissen bereits. Die meisten der Acht- bis Zehnjährigen begründen ihre Teilnahme damit, dass sie Hunde lieben oder selbst Hunde oder andere Haustiere besitzen.
So gehen die Kleinen auch sehr liebevoll und geduldig mit Nala um. Auch um die 16-jährige Hundeoma Lilli, die ebenfalls in jüngeren Jahren Therapiebegleithund war, kümmern sich die Grundschüler vorbildlich. »Man merkt, dass die Kinder sich schon mit Hunden beschäftigt haben und sehr behutsam vorgehen«, lobt Diegel ihre Gruppe. Dennoch erklärt die Pädagogin immer wieder bei gewissen Szenen, wie sich ein »gewöhnlicher« Hund verhalten könne, und warum der Umgang mit Nala die Ausnahme bedeutet. Diegel: »Die richtige Körpersprache und das Wissen über die Hunderegeln sind Voraussetzungen, um mit Hunden interagieren zu können.«