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Noch kein manifester Mangel

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Von: Christina Jung

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Deutschlandweit besteht ein erhöhter Bedarf an Blutkonserven. Im Landkreis Gießen ist die Versorgungssituation aber konstant. ARCHIV © DPA Deutsche Presseagentur

Weil deutschlandweit ein erhöhter Bedarf an Blutkonserven besteht, hat das Deutsche Rote Kreuz vor einem Notstand gewarnt. Im Landkreis Gießen ist die Versorgungssituation derzeit aber konstant.

In Deutschland wird zu wenig Blut gespendet. Dabei herrscht in vielen Krankenhäusern derzeit ein erhöhter Bedarf, weil aufgeschobene Eingriffe nachgeholt werden. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) warnte dieser Tage in den Medien vor einem gravierenden Notstand. An der Asklepios-Klinik in Lich kann davon keine Rede sein, und auch der für den Landkreis Gießen zuständige DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen spricht von einer konstanten Versorgungslage. Dennoch werden in den kommenden Wochen Blutspenden dringend benötigt.

»Unser Blutdepot ist etwas ausgedünnt, aber aktuell haben wir keinen manifesten Mangel, sodass alle Operationen durchgeführt werden können«, sagt auf Anfrage der Gießener Allgemeine Zeitung der Ärztliche Direktor der Asklepios-Klinik, Dr. Thilo Schwandner. Von der Ausdünnung betroffen seien laut Schwandner vor allem die Blutgruppen AB und 0. »Ein richtiger Mangel besteht bei uns aber nicht«, so Schwandner. Die Ursache für die aktuelle Situation liege im Rückgang der Spenderzahlen. Ein Phänomen, das gerade in den Sommermonaten häufig zu beobachten sei. Dazukomme die Corona-Sommerwelle.

Einen erhöhten Bedarf an Blutkonserven, etwa aufgrund coronabedingt verschobener Eingriffe, gebe es in Lich nicht. »Große Tumoroperationen wurden auch in der Pandemie durchgeführt, sodass gerade diese sensible Patientengruppe gut versorgt wurde«, sagt der Ärztliche Direktor. Ein Gegensteuern ist seiner Auffassung nach dennoch notwendig - durch die restriktivere Durchführung von Transfusionen aufgrund klarer Indikationen. Und durch die Akquise von Spendern.

Letztere betreibt das Deutsche Rote Kreuz regelmäßig mittels verschiedenen Aktionen, machte erst jüngst anlässlich des Weltblutspendetages mit der bundesweiten Kampagne #missingtype auf die Alternativlosigkeit von gespendetem Blut aufmerksam. Denn: »Die Versorgung betroffener Menschen aller Altersklassen kann nur gewährleistet werden, wenn die benötigten Blutpräparate immer in ausreichender Zahl und über alle Blutgruppen hinweg verfügbar sind«, sagt Franziska Hanfland, Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen.

Für den Landkreis Gießen sieht Hanfland nach einem akuten Versorgungstief aktuell eine positive Entwicklung. Blutspendeaktionen fänden verglichen mit 2019 (vor der Pandemie) auf konstantem Niveau statt, ebenso sei die Menge der Blutspenden konstant. Bei den Erstspendern sei sogar ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zu 2019 zu verzeichnen. Aber: »Aufgrund der bevorstehenden Sommerferien kann keinesfalls Entwarnung gegeben werden«, sagt Hanfland. Eine Kombination verschiedener Faktoren führe möglicherweise rasch zu einer kritischen Versorgungslage. Denn »trotz guter Spenderzahl können wir den Bedarf aktuell nicht stabil decken«, so die DRK-Sprecherin. Als Gründe führt sie die Aufhebung der Corona-Restriktionen, die derzeit guten klimatischen Rahmenbedingungen, die Feiertage beziehungsweise bevorstehende Urlaubszeit sowie zugleich temporär ausfallende Spender aufgrund von Erkrankungen in Kombination mit dem gleichzeitig erhöhten Bedarf an Blut in den Kliniken an. Hanfland: »Wir benötigen in den nächsten Wochen dringend mehr Blutspenden.«

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