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Müssen es immer rote Rosen sein?

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Von: Rebecca Fulle

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Für den Blumenhandel ist der Valentinstag ein Großkampftag. Mehr als doppelt so viel Umsatz machen Floristen am 14. Februar. Doch ohnehin habe der Stellenwert schöner Sträuße seit Corona zugenommen, sagt Tobias Strack, Ladeninhaber in Pohlheim, der für den kommenden Dienstag Alternativen zu roten Rosen empfiehlt.

Tobias Strack weiß schon, wie der kommende Dienstag laufen wird. »Die letzte Stunde nachmittags wird am schlimmsten«, sagt er. Er könne Brief und Siegel darauf geben, dass es dann so richtig stressig werde. So war es jedenfalls bislang immer, wenn kurz vor Ladenschluss vielen noch einfiel, dass sie zum Valentinstag vielleicht doch noch einen Blumenstrauß für die Liebste besorgen sollten.

Strack ist Inhaber von »Blumen Sti(e)lwerk« in Pohlheim. Der 14. Februar ist für ihn und seine Kollegen einer der Großkampftage im Jahr. Eine Statistik des Bankenverbandes verdeutlicht die Dimension: Der Umsatz der Blumenhändler deutschlandweit liegt rund um den Valentinstag bei 120 bis 130 Millionen Euro. Das sei doppelt so viel wie normal.

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg - mit den amerikanischen Soldaten - schwappte die Tradition des Valentinstages nach Deutschland über, seitdem gehören zum Fest der Liebenden hierzulande Blumen dazu.

27 Prozent der Deutschen verschenkten zum Valentinstag 2020 Blumen an ihre Partner, das ergab eine Umfrage von Statista. Geschenke wie Parfüm, Schmuck und Schokolade teilten sich den zweiten Platz mit 20 Prozent.

Und noch eines wird deutlich: Greifen die Deutschen ansonsten auch mal zu Blumen aus dem Supermarkt oder zu Sträußen von der Tankstelle, so geht es am 14. Februar doch überwiegend zum lokalen Blumenhändler. Das kann auch Christina Reber-Volz vom »Blumen Volz« in Lich bestätigen. »Der Andrang ist sehr groß«, sagt sie.

Doch welche Blumen verschenkt man nun? Für viele stand der Tag lange im Zeichen der roten Rose. So wurden etwa im Februar 2017 laut Bankenverband 134 Millionen Rosen nach Deutschland importiert. Mittlerweile aber, sagt Florist Strack, sind gerade rote Rosen gar nicht mehr so im Trend. »Wir kaufen auch bewusst keine roten Rosen mehr, da sie bei 6,50 Euro pro Stück liegen. Da ist unsere Schmerzgrenze erreicht«, erklärt der 41-Jährige. »Viele Kunden entscheiden sich dann für einen schönen, romantischen Frühlingsstrauß«, sagt Annette Hahner, Geschäftsführerin des Pohlheimer Ladens.

Sich ganz von roten Rosen zu verabschieden und diese aus dem Sortiment zu streichen, das hat sich Reber-Volz aus Lich »noch nicht getraut«. Aber auch bei ihr im Laden kommen andere Blumen zum Valentinstag gut an. Tulpen, Freesien, Ranunkeln oder Anemonen seien beispielsweise sehr beliebt. »Einmal kunterbunt durch die ganze Frühlingsblumenwelt - und dann vielleicht noch ein rotes Herz mit rein.«

Da ist sowohl für denjenigen was dabei, der richtig tief in die Tasche greifen will, als auch für den, der nur über ein schmales Budget verfügt. »Ein guter Florist macht aus allem etwas«, sagt Strack. »Ob das ein Röschen mit Grün für fünf Euro oder ein riesiger Strauß für 100 Euro ist - der Kunde muss so oder so stolz damit aus dem Laden gehen können.« Dabei ist auch das Vertrauen in den Floristen entscheidend. »Der Kunde muss sich darauf einlassen können, dass wir das als Floristen schön machen.«

Der Blumenhandel, darauf weisen die Experten auch hin, »wartet nicht explizit auf diese Sondertage wie den 14. Februar«, sagt Strack. Ohnehin ist am Valentinstag zwar deutlich mehr los als sonst, doch der Andrang ist nichts im Vergleich zum Muttertag, wenn viele gleich Sträuße für die Partnerin, die Mutter und die Schwiegermutter ordern. »Ein Blumengeschäft, das gut läuft, bräuchte keine Tage wie Valentinstag oder Muttertag«, sagt Strack. Jeder freue sich auch außerhalb dieser Tage über eine kleine Aufmerksamkeit. Und so erzählt auch Reber-Volz von Gesprächen ihrer Kunden: »Ich höre häufig, dass der Mann auch ruhig außer der Reihe mal Blumen schenken könnte.«

Und noch eines haben sowohl die Macher von »Blumen Sti(e)lwerk« in Pohlheim als auch Reber-Volz beobachtet: Der Blumenhandel habe während der Corona-Jahre an Bedeutung gewonnen. Wer schon sonst kaum der schönen Dinge des Lebens frönen konnte, der wollte wenigstens, dass das »Zuhause schön ist und man sich über Blumen freuen kann«, erzählt Strack. Dieser Trend halte an. So hätten viele Kunden Verständnis dafür, dass mittlerweile auch Blumen teurer geworden sind. Sie wissen die Arbeit der Floristen zu schätzen. »Es macht nichts, wenn der Strauß für 20 Euro vielleicht ein wenig kleiner ausfällt«, sagt Strack »die Kunden freuen sich.«

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