Modell für Hessen

Seit fünf Jahren engagiert sich der Landkreis Gießen auch finanziell im Schaffen von bezahlbarem Wohnraum. Dafür gab es jetzt Lob aus dem Hessischen Wirtschaftsministerium sowie von der »Allianz für Wohnen in Hessen«.
Bislang hat die Gesellschaft für sozialen Wohnungsbau und Strukturförderung seit ihrer Gründung im Jahr 2017 den Bau von 176 Wohnungen im Kreis Gießen gefördert. 130 weitere sind in Planung. Mit der Gründung der Gesellschaft, kurz SWS, hatte sich der Landkreis auf den Weg gemacht, im ländlichen Raum bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und das Angebot zu verbessern - auch hinsichtlich kleinerer altengerechter Wohnungen. Zudem galt und gilt es, in den Kommunen rund um Gießen mit neuen bezahlbaren Wohnungen Druck aus dem angespannten Markt zu nehmen.
Dafür gab es am Freitag reichlich Lob von Jens Deutschendorf, Der hessische Wirtschaftsstaatssekretär regt an, dieses Modell »hessenweit in die Fläche zu tragen«. Sein Kommentar: »Mein Respekt dafür, was Sie hier getan haben«. Der Kreis Gießen habe verstanden, dass die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum eine Aufgabe ist, die nicht jede Kommune allein lösen kann. Beim Wohnungsbau müssten alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
Deutschendorf (Die Grünen) informierte sich gemeinsam mit Johannes Heger (Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebunds) und Lorenz Wobbe (Referatsleiter beim Hessischen Landkreistag) im Rahmen der »Allianz für Wohnen in Hessen« bei Landrätin Anita Schneider über die SWS. Zugleich nutzten sie die Gelegenheit, in Grünberg das künftige Altbauberatungszentrums ALBIZ kennenzulernen.
Der Bau von gefördertem Wohnraum war über Jahre rückläufig, erinnert Deutschendorf, erst seit dem Jahr 2021 sei Hessen als einem von wenigen Bundesländern da eine Trendwende gelungen - auch dank Fördermitteln in Rekordhöhe. Es gelte nicht nur, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, sondern zugleich die Qualität im Auge zu behalten sowie mit Fläche sparsam umzugehen. Etwa indem ungenutzte Fläche aktiviert werde. Deutschendorf plädierte dafür, die Förderung weiterzuentwickeln und zudem neue Wohnformen zu berücksichtigen, etwa gemeinschaftliches oder generationenübergreifendes Wohnen.
Der Landkreis Gießen wachse und entwickle sich dynamisch, erläuterte Landrätin Schneider mit Blick auf die vorliegenden demografischen Untersuchungen und Prognosen. Man benötige ausreichend bezahlbaren, bedarfsgerechten und barrierefreien Wohnraum. Das 2021 aktualisierte Wohnraumversorgungskonzept zeige, dass es gerade an Wohnraum für Ein- und Zwei-Personenhaushalte mangele. Den Bedarf beziffert der Landkreis da auf fast 8000 Wohnungen (ohne die Stadt Gießen).
Doch nicht nur Neubau war Thema des Sommergesprächs, sondern zugleich auch das (Re-)Aktivieren älteren Baubestands. Wie das und was da geht, das soll künftig im Altbauberatungs- und Informationszentrum (ALBIZ) in der Grünberger Barfüßergasse vermittelt werden, In dem wohl ältesten Fachwerkhaus der Stadt bauen der Kreis und die Stadt Grünberg an dem künftigen Beratungszentrum, das Besitzern historischer Immobilien zu Umbauvorhaben ermutigen und sie dabei beraten soll.
»Die Frage ist: Wie kann man Förderanträge so verständlich formulieren, dass Menschen nicht abgeschreckt, sondern ermutigt werden diese Anträge zu stellen?«, sagte Henning Wobbe« vom Landkreistag mit Blick auf Wohnbauförderung. Auch wenn sozialer Wohnungsbau nicht die Kernkompetenz des Landkreistages sei, engagiere man sich von Anbeginn an in der »Allianz für Wohnen«. Und der Landkreis Gießen zeige »beispielhaft, wie man es machen kann. Sozialer Wohnungsbau sei Kernaufgabe der Städte- und Gemeinden..
Bezahlbaren Wohnraum nennt Johannes Heger eine wichtige Zukunftsfrage zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Der Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes ermutigte die Kommunen und Kreise, sich da zu engagieren. Die Erhaltung von Ortszentren und attraktiven Wohnlagen sei dabei ein wichtiger Beitrag. Fachwerkhäuser und Hofreiten sind oft »verkannte Schätze, die es zu heben gilt«.