Mobbing, rassistische Vorfälle, Versäumnisse beim Datenschutz: Schwere Vorwürfe gegen Gesundheitsamt

Das Gesundheitsamt des Kreis Gießen sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Es geht um ein vergiftetes Arbeitsklima und Wahlkampf.
Kreis Gießen – Mitarbeiter der während der Corona-Krise in maßgeblicher Verantwortung stehenden Abteilung Hygiene im Gesundheitsamt des Landkreises erheben schwere Vorwürfe gegen die eigene Behörde. Sie klagen über Mobbing, rassistische Äußerungen, eine viel zu hohe Verantwortung für Studenten und Berufsanfänger und weisen auf Versäumnisse beim Datenschutz hin. Der persönliche Umgang im Amt sei »unheimlich respektlos«, sagt ein Mitarbeiter.
Es sind Einblicke, die stutzig machen und alarmieren. Eindrücke und Erzählungen von Menschen, die bei der Bewältigung der Corona-Krise in hoher Verantwortung stehen, mitten im Steuerraum sitzen.
Seit zweieinhalb Jahren Pandemie, im Rahmen von bislang 92 666 registrierten Corona-Fällen im Kreis Gießen, sind die Mitarbeiter in der Abteilung Hygiene des Gesundheitsamts für viele Betroffene und Angehörige die ersten Ansprechpartner. Bei Ausbrüchen in Seniorenzentren, Schulen und Kindergärten setzen sie sich mit den Leitern der Einrichtungen in Kontakt - und haben vor allem im ersten Jahr der Pandemie gravierende Entscheidungen über Schließungen und Quarantänen getroffen. Nun erheben einige von ihnen schwere Vorwürfe gegen die eigene Behörde.
Vorwürfe gegen Gesundheitsamt im Kreis Gießen: Mitarbeiter berichten von vergiftetem Arbeitsklima
In Gesprächen mit dieser Zeitung berichten vier aktuelle und drei ehemalige Mitarbeiter von Mobbing. Sie beklagen eine viel zu hohe Verantwortung für Studenten und Berufsanfänger. Zudem weisen sie auf erhebliche Nachlässigkeiten beim Datenschutz im Gesundheitsamt hin. Der persönliche Umgang im Amt sei »unheimlich respektlos«, betont einer von ihnen.
Die Mitarbeiter untermauern ihre Vorwürfe mit einer Reihe von Beispielen. Allein, für sich betrachtet, mögen die jeweiligen Erfahrungen, von denen sie berichten, nicht als dramatisch, boshaft oder skandalös erscheinen. Zumal sich ein Teil ihrer Schilderungen auf die Zeit des Ausnahmezustands zu Beginn der Corona-Krise bezieht, als die Überforderung zum Alltag gehörte. In der Summe aber ergeben ihre Erzählungen das Bild einer Behörde, die ihrer Verantwortung gegenüber den eigenen Mitarbeitern nicht gerecht wird und in der inmitten einer bedrohlichen Krise eine ungesunde, vergiftete Arbeitsatmosphäre herrscht. Die Schilderungen werfen auch die Frage auf, ob das Gesundheitsamt für eine erneute Verschärfung der Pandemie gewappnet wäre.
Berufsanfänger und Studenten im Gesundheitsamt des Kreises Gießen: »Komplett auf uns alleine gestellt«
Die Mitarbeiter berichten, vor allem zu Beginn der Corona-Krise hätten Berufsanfänger und Studenten, die im Zuge der Pandemie im Gesundheitsamt beschäftigt wurden, als plötzliche Teamleiter Entscheidungen treffen müssen, die ihre eigentlichen Kompetenzen überschritten haben. »Wir sind in Situationen geschoben worden, in denen wir nichts verloren hatten«, sagt einer von ihnen.
Beispielhaft erzählt er von einem Fall im Mai 2020, als der Abteilung Hygiene im Gesundheitsamt die Corona-Infektion eines 14 Jahre alten Jugendlichen an der Herderschule in Gießen gemeldet wurde. 22 Schüler und zwei Lehrkräfte wurden daraufhin in Quarantäne geschickt. Diese Entscheidung habe eine frisch im Gesundheitsamt eingestellte Kraft, damals noch Student der Krankenhaushygiene, getroffen - nach Diskussionen mit anderen Studenten, die ihm zum großen Teil widersprochen hätten. Ihnen zufolge hätten deutlich weniger Schüler in Quarantäne geschickt werden müssen, die Entscheidung sei nicht tragbar gewesen. Dass sie, die wenige Wochen zuvor noch in Vorlesungen und Seminaren saßen, nun darüber diskutierten, die Freiheiten von Menschen im Kreis erheblich einzuschränken, sei »absurd« gewesen, blickt ein Mitarbeiter zurück. »Wir waren komplett auf uns alleine gestellt.«
Mitarbeiter des Gesundheitsamts im Kreis Gießen: »Das ist unentschuldbar«
Die Leiterin der Abteilung Hygiene habe sich regelmäßig für mehrere Stunden in Besprechungen auf höherer Verwaltungsebene befunden, während immer wieder kurzfristig Entscheidungen getroffen werden mussten. Studenten und Berufsanfänger seien zugleich Ansprechpartner für die im Gesundheitsamt eingesetzten Bundeswehrsoldaten gewesen. »Wenn die Fragen hatten, kamen die zu uns. Wir hatten selbst nur ein, zwei Monate Berufserfahrung.« Für die Übertragung solch hoher Verantwortung in einer derartigen Krise findet ein Mitarbeiter deutliche Worte: »Das ist unentschuldbar.«
Wochenlang, fügt ein Kollege hinzu, seien im vergangenen Jahr Besprechungen mit der Landrätin Anita Schneider, in denen man Schwierigkeiten hätte ansprechen können, ausgefallen, als diese sich im Wahlkampf befunden habe.
Im Gespräch berichten die Mitarbeiter von einer Vielzahl an problematischen Vorkommnissen. Eine Person, die wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig war, sei vom Gesundheitsamt angefragt worden, ob sie trotz der Erkrankung Aufgaben wie das Anlernen von neuem Personal übernehmen könne.
Die Mitarbeiter erklären, es habe zudem Fälle von Rassismus gegeben. So soll ein Kollege aufgefordert worden sein, in einer Mitarbeiterliste für den Bereich der Kontakt- und Fallermittlung nur Menschen mit deutschen Namen einzutragen und somit einzusetzen. Die Leiterin der Abteilung Hygiene, Johanna de Haas, soll Mitarbeiter mit Migrationshintergrund immer wieder verwechselt haben.
Vorwürfe gegen Gesundheitsamt im Kreis Gießen: Konflikte und Unfrieden durch Annette Gümbel
Zunehmend vergiftet habe sich das Arbeitsklima dann ab Dezember 2020. Die Mitarbeiter lasten dies maßgeblich einer Person an, die ab diesem Zeitpunkt auf Basis eines Honorarvertrags im Gesundheitsamt tätig war: Dr. Annette Gümbel, die Ehefrau des langjährigen hessischen SPD-Vorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel, die für die Grünen im Licher Stadtparlament sitzt und Vorsitzende des Vereins »Lich Basketball« ist.
Gümbel übernahm im Gesundheitsamt als externe Projektkoordinatorin für den Landkreis beratende, administrative und unterstützende Aufgaben, sie sollte unter anderem die Leiterin der Abteilung Hygiene entlasten. Doch nach wenigen Wochen soll es zu Konflikten und Unfrieden gekommen sein, wie Mitarbeiter berichten. So habe Gümbel Kollegen beispielsweise nahegelegt, die Arbeit anderer zu überwachen, denen sie misstraute. Gümbel sei durch Lästern über Kollegen aufgefallen. »Das war Mobbing«, sagt ein Mitarbeiter. Gümbel habe zudem Studenten im Gesundheitsamt integriert, die bevorzugt behandelt worden seien.
Gesundheitsamt im Kreis Gießen: Situation im Frühjahr 2021 eskaliert
Im Frühjahr 2021 sei die Situation eskaliert. Studentische Mitarbeiter des Gesundheitsamts verfassten einen anonymen Brief, beschwerten sich über die Situation. Sie beklagten unter anderem, dass sie ständig an unterschiedlichen Stationen eingesetzt wurden und sich so nie in ihren Jobs einarbeiten konnten. Und auch das Arbeitsklima kritisierten sie.
»Dann ist Krieg ausgebrochen, die Landrätin wurde eingeschaltet«, erzählt ein Mitarbeiter. In einem Krisengespräch habe Schneider gefragt, warum sich Beschäftigte wegen der Probleme nicht früher an sie gewandt hatten. »Sie haben Frau Gümbel ja zu uns geschickt«, entgegneten Mitarbeiter. Kurz darauf habe Gümbel nicht mehr im Gesundheitsamt gearbeitet.
Dann ist Krieg ausgebrochen.
Auf Nachfrage schweigt Gümbel zu den Vorwürfen. Sie bestätigt die Tätigkeit auf Honorarbasis, verweist dann auf eine vertragliche Verschwiegenheitspflicht. Dirk Wingender, Sprecher der Kreisverwaltung, erklärt, dem Landkreis seien eine »motivierende, kommunikative und wertschätzende Arbeitsweise« Gümbels bestätigt worden. Zu den Vorwürfen der Mitarbeiter gegen die Licher Kommunalpolitikerin erklärt der Kreissprecher, »grundsätzlich können Veränderungsprozesse unterschiedliche Meinungen und Wahrnehmungen bewirken«.
Ihr sei nicht gekündigt worden, sagt Wingender. Der Honorarvertrag sei nach einem halben Jahr im Mai vergangenen Jahres ausgelaufen, dies sei so von Anfang ihrer Beschäftigung an vereinbart gewesen.
Vorwürfe gegen Gesundheitsamt: Mobbingfälle dem Landkreis nicht bekannt
Der Kreissprecher verweist indes auf eine Ausnahmesituation in den vergangenen zweieinhalb Jahren und räumt auch Belastungen für die Mitarbeiter ein. Eine »zuvor nie da gewesene« pandemische Lage gehe »nicht spurlos an einem Gesundheitsamt vorüber«, sagt Wingender. »Herausforderungen, Arbeitsbelastung und Dynamik der Situation waren zeitweise außerordentlich hoch.«
Immer wieder habe man auf wechselnde Situationen reagieren, neue Strukturen und krankheitsbedingte Ausfälle in den eigenen Reihen verhindern und ausgleichen müssen. »Neues Personal musste für die Bewältigung der Aufgaben innerhalb kurzer Zeit eingestellt und eingewiesen werden, in vielen Fällen wegen der anlassbezogenen Tätigkeiten mit befristeten Verträgen.«
Das anonyme Beschwerdeschreiben von Mitarbeitern habe sich nicht gegen eine Person wie etwa gegen Gümbel gerichtet, erklärt Wingender. Es deute eher darauf hin, »dass es zu individuellen Überforderungssituationen der Verfasser gekommen sein könnte.« Es sei - wie sonst bei Überlastungsanzeigen üblich - zu einem Gespräch mit der Landrätin gekommen, das zur Klärung beigetragen habe.
Mobbing oder Vorfälle von Rassismus seien dem Landkreis nicht bekannt, erklärt Wingender. Für mögliche Mobbingopfer gebe es feste Ansprechpartner und Stellen in der Kreisverwaltung. In Gesprächen, berichtet er, seien bisher eher Situationen von Belastung erörtert worden, »nicht jedoch konkrete oder personenbezogene Mobbingvorwürfe«. Dass im Gesundheitsamt Namen von Mitarbeitern verwechselt wurden, sei möglich, habe aber mit dem »pandemiebedingt enormen Anwachsen des Personals im Gesundheitsamt« zu tun.
Vorwürfe gegen Gesundheitsamt im Kreis Gießen: Laxer Umgang mit Labordaten
Auf Nachfrage, ob eine vor wenigen Wochen angebotene Fortbildung in der Kreisverwaltung zum Thema Diskriminierung und Rassismus mit Vorfällen zuvor zu tun habe, erklärt Wingender, derartige Präventionsangebote gebe es regelmäßig. Eine entsprechende Anfrage für eine solche Fortbildung habe man bereits vor der Pandemie gestellt.
Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts bekräftigen unterdessen ihre Vorwürfe - und weisen außerdem auf Versäumnisse beim Datenschutz hin. Für Corona-Befunde und Testergebnisse arbeitet der Landkreis eng mit einem Labor in Gießen zusammen. Anfang 2021, berichtet ein Mitarbeiter der Abteilung Hygiene, habe er Zugangsdaten für ein Portal des Laborunternehmens erhalten. Auf dieser Online-Seite sind die persönlichen Daten und sämtliche Befunde von Corona-Tests verfügbar, die vom Gesundheitsamt beauftragt werden. Die Daten Tausender Menschen im Gießener Land seien dort einzusehen.
Es sei Gümbel gewesen, die die Zugangsdaten in einer Rund-E-Mail an alle Studenten und Bundeswehrsoldaten, die zu dem Zeitpunkt in der Fall- und Kontaktermittlung eingebunden waren, verschickt haben soll, obwohl das Laborunternehmen gebeten hatte, sorgsam und diskret mit dem Passwort umzugehen. »Irgendwann hatte die Daten jeder«, berichtet ein Mitarbeiter. »Sie sind weiterhin frei zugänglich für jeden Studenten, der auch nur für ein paar Wochen in der Abteilung Hygiene gearbeitet hat.«
Landrätin soll Aufgaben im Wahlkampf vernachlässigt haben
In sonstigen Beispielen sei der Landkreis sehr streng beim Datenschutz. Aber in diesem Fall sei es auch für viele ehemalige Mitarbeiter des Gesundheitsamts ein Leichtes, einzusehen, wer im Kreis zu welchem Zeitpunkt positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Trotz Empfehlung des Labors sei man im Gesundheitsamt sehr lax mit den bis heute unveränderten Zugangsdaten umgegangen.
Auch im Punkt des Datenschutzes weist der Landkreis jegliche Vorwürfe von sich. Das Gesundheitsamt treffe »alle notwendigen Vorkehrungen, um den Datenschutz bezüglich der Laborergebnisse zu wahren«, erklärt Wingender.
Er dementiert auch, dass die Landrätin die Abläufe im Gesundheitsamt während der Zeit ihres Wahlkampfs vernachlässigt habe. Schneider habe in den Wochen und Monaten vor dem Wahl- und Stichwahltermin ihre Rücksprachen durchweg wahrgenommen. Von August bis zur Stichwahl im Oktober vergangenen Jahres habe die Landrätin an 27 Terminen mit dem Gesundheitsamt oder mit direktem Bezug zur Arbeit des Gesundheitsamts teilgenommen. Mitarbeiter bezweifeln eine solche Zahl an tatsächlichen persönlichen Terminen.
Vorwürfe gegen Gesundheitsamt im Kreis Gießen: Ein grundsätzliches Problem
Ein grundsätzliches Problem sehen die Mitarbeiter darin, dass die amtsärztliche Leitung des Gesundheitsamts seit inzwischen fünf Jahren unbesetzt ist. Das Fehlen der ärztlichen Führungskraft in der gesamten Zeit der Pandemie habe dazu geführt, »dass Personen auf der Ebene darunter extrem überlastet waren, das war nicht tragbar«, sagt ein Mitarbeiter.
Im Gesundheitsamt fehle eine wichtige Stimme und Autoritätsperson, sind die Mitarbeiter überzeugt. Stattdessen gebe es dort »ein ständiges Stechen um Profilierung und Verantwortung« von mehreren Stellen. »Jeder weiß es am besten, jeder möchte sich einbringen.« Das sei problematisch, »wenn man sich mitten in einer Pandemie befindet und am Ende keiner ein Machtwort spricht«.
Weil ein Amtsleiter fehlt, hat es ein ständiges Stechen um Profilierung und Verantwortung gegeben. Jeder weiß es am besten, jeder möchte sich einbringen. Das ist problematisch, wenn man sich mitten in einer Pandemie befindet.
Der Landkreis wehrt sich gegen die Beobachtung, eine Belastung in der Corona-Krise »allein auf die Vakanz der Amtsleitung zurückzuführen«, wie Sprecher Wingender betont. Er weist auf eine Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises ab August 2020 hin. Dessen Amtsleiter habe man mehrfach zurate gezogen. Zwischenzeitlich sei außerdem an der Spitze des Gesundheitsamtes ein Tandem zwischen ärztlichen Leitungspersonen und der Verwaltungsleitung geschaffen worden.
Die Landrätin habe die Vakanz auch mit der Bildung von Schwerpunkt-Teams aufgefangen, ergänzt Wingender. Diese Schwerpunktteams seien aber durch Studenten und Berufsanfänger besetzt worden, entgegnen die Mitarbeiter kritisch.
Das von ihnen als grundlegendes Problem beschriebene Fehlen eines amtsärztlichen Leiters wird voraussichtlich noch mehr als zwei Jahre andauern. Aktuell wird eine Frau für die Stelle angelernt, sie wird ihre Weiterbildung frühestens im Februar 2025 abgeschlossen haben. Nach einer Vakanz von dann sage und schreibe acht Jahren. (Stefan Schaal)
Kommentar: Wenn »Verwunderung« nicht reicht: Ein bitterer Satz der Kreisverwaltung
Der Satz ist bitter und schmerzhaft – und gerade deshalb muss man ihn sich auf der Zunge zergehen lassen: Da berichten Mitarbeiter aus dem Gesundheitsamt von Mobbing in ihrer Behörde, schildern rassistische Vorfälle, beschreiben gegenüber dieser Zeitung ein vergiftetes Arbeitsklima. Und die Kreisverwaltung reagiert auf die Vorwürfe im ersten Satz ihrer Antwort mit »Verwunderung«. Und zwar darüber, dass die Mitarbeiter »nicht die gängigen und vorhandenen Kommunikationswege« und die Möglichkeiten zum Dialog innerhalb der Kreisverwaltung gewählt haben. Dass diese »stattdessen gegen Dienstrecht verstoßen«.
Statt sich zu wundern und die Vorwürfe nur zu dementieren, sollte sich die Kreisverwaltung hinterfragen. Erst mal hat es ja bereits Kritik und Beschwerden gegeben, beispielsweise in Form eines anonymen Briefs von Mitarbeitern. Die Kreisverwaltung hat aber auch in diesem Fall die Kritik nicht wirklich aufgegriffen, wie die Antwort der Kreisverwaltung auf die Vorwürfe nahelegt: Hinter dem Brief stecken »individuelle Überforderungssituationen der Verfasser«, schreibt die Verwaltung. In den Antworten der Kreisverwaltung ist eine beunruhigende Armut an Empathie herauszulesen.
Dass sich Mitarbeiter der Behörde im Vertrauen an diese Zeitung wenden, ist ein mutiger Schritt und vor allem darauf zurückzuführen, dass sie mit Herzblut an ihrer Arbeit hängen, ihr Vertrauen in die Leitung der Behörde allerdings zu schwer beschädigt ist, um Schwierigkeiten innerhalb der Verwaltung anzusprechen.
Den Mitarbeitern ist außerdem die hohe Bedeutung des Gesundheitsamts in der Corona-Krise bewusst. Es geht ihnen darum, dass die Behörde für eine mögliche weitere Verschärfung der Lage gewappnet ist. Ja, zum Teil sprechen sie Probleme an, die auf die Anfangszeit der Pandemie zurückgehen, in der Überforderung schwer zu vermeiden war. Die Versäumnisse beim Datenschutz und das ungesunde Arbeitsklima aber sind hochaktuell und sollten rasch angegangen werden. (Stefan Schaal)