Mit neuen Ideen auf Azubi-Fang

Der Fachkräftemangel ist in vielen Berufssparten nicht von der Hand zu weisen. Vor allem Auszubildende werden händeringend gesucht. Der Arbeitgeberverband Hessenmetall startet deshalb an der IGS Buse-cker Tal ein Pilotprojekt.
Viele junge Menschen fassen eine Ausbildung bei ihrer Berufsorientierung erst gar nicht ins Auge. Meist werden das Abitur und ein anschließendes Studium als wertiger erachtet als eine berufliche Orientierung ins Handwerk oder in die Industrie. Dabei ist der Ausbildungsmarkt für neue Arbeitnehmer aktuell so günstig wie selten. Nahezu in allen Bereichen werden händeringend Fachkräfte gesucht, sagt auch Sascha Drechsel, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Hessenmetall Mittelhessen. »Und die Ausbildungsvergütung wird immer wieder erhöht«, fügt er an.
Drechsel und seine Kollegen starteten nun ein durchaus interessantes Pilotprojekt, um für die Branche zu werben. An der Gesamtschule Busecker Tal (IGS) stellte Hessenmetall am Dienstag seine Arbeit und Mitglieder vor. Das Neue daran: Statt sich direkt an die Schüler und damit potenziellen Auszubildenden zu richten, wurden diesmal gezielt die Eltern angesprochen. Industrie-Unternehmen aus der Region sowie Zoll und THM stellten sich in der Aula der Schule den Fragen der Eltern und gaben eine Übersicht über die Möglichkeiten von Ausbildungen oder Praktika. »Die Eltern sind der wichtigste Faktor bei der Berufswahl der Kinder«, sagt Drechsel.
Einer Umfrage zufolge gaben 74 Prozent der Auszubildenden an, dass der Rat der Eltern für sie ausschlaggebend bei der Berufswahl war. »Den meisten Eltern ist es klar, dass man im Industriebereich gut verdienen kann und die Ausbildungen zukunftsträchtig sind. Aber die Debatte Studium gegen Ausbildung dauert immer noch an, und viele entscheiden sich für ein Studium, obwohl die Ausbildung vielleicht die bessere Wahl wäre«, sagt Drechsel.
Eine Ausbildung steht einem späteren akademischen Weg jedoch nicht im Wege: »Wir haben in Deutschland einen sehr transparenten Bildungsweg. Nach einer Ausbildung kann man noch ein Studium beginnen«, sagt Drechsel. »Nur hat man dann schon mehr Erfahrungen und sich Gedanken über andere Bildungswege gemacht.«
Wie schwer es für die Unternehmen derzeit ist, Auszubildende zu finden, verdeutlichen die aktuellen Zahlen: Laut Hessenmetall gibt es für das im Sommer beginnende Ausbildungsjahr noch 179 freie Plätze bei den Metall- und Elektro-Unternehmen in Mittelhessen. Zudem sind derzeit noch 20 duale Studienplätze nicht belegt, wie der Verband in einer Pressemitteilung erklärt. Gesucht werden vor allem Bewerberinnen und Bewerber für die Ausbildung in den Bereichen Fachinformatik, Elektronik, Mechatronik, Industriemechanik sowie Fachkräfte für technisches Produktdesign, Gießereimechanik, Lagerlogistik und Industriekaufleute.
Sollte das neue Konzept angenommen werden, will Hessenmetall mit noch mehr Schulen kooperieren, um so Auszubildende für seine Mitglieder zu gewinnen.
IGS-Schulleiter Dieter Maier fand zum Ende der Veranstaltung jedenfalls nur lobende Worte für das gemeinsame Projekt: »Ich finde es großartig, dass hier auch die Eltern miteingebunden werden sollen. Denn diese begleiten und beraten ihre Kinder bei solch wichtigen Entscheidungen und werden doch oft nicht bedacht.«