Flaschenwurf auf Tier in Hundepension bei Gießen: Kompliziert und aufwühlend

Nachdem der Leiter einer Hundepension eine halb volle Wasserflasche auf das Tier einer Langgönser Familie geworfen hat, hat diese sich beim Veterinäramt beschwert. Der Vorfall ist allerdings komplizierter, der Leiter der Hundepension sieht sich im Recht.
Der Ärger bei dem Langgönser Familienvater ist groß. »Wir sind unfassbar traurig und wütend«, sagt Olaf Laggies. Ein Besuch Anfang August bei einer Hundepension in Hüttenberg habe ihn betroffen gemacht. Der Leiter der Hundepension habe Lio, seine 14 Monate alte Kreuzung der Rassen Husky und Chow-Chow, verletzt. »Er hat eine halb volle Flasche gegen Lios Kopf geworfen.« Laggies hat den Vorfall dem Veterinäramt des Lahn-Dill-Kreises gemeldet.
Weil seine Familie einen Urlaub geplant hat, habe er eine Unterbringung für den Hund gesucht. Er sei daher mit Lio und seinem zehn Jahre alten Sohn nach Rechtenbach zur Hundepension von Norbert Futschig gefahren, um sich die Einrichtung anzuschauen.
»Unser Hund zeigte keinerlei Aggressionen«, erzählt Laggies. Ein in der Einrichtung untergebrachter Wolfshund sei dann aber Lio zu nahe gekommen, diese habe daraufhin mit einem leichten Knurren reagiert. »In diesem Moment und ohne jede Absprache schmiss Herr Futschig eine halb volle Plastikwasserflasche mit voller Wucht gegen unser Tier.« Die Flasche habe Lio im Gesicht getroffen.
Kritik an Hundepension nahe Gießen: „Sind unfassbar traurig und wütend“
Laggies habe ihn gefragt, was das soll. »Ich war total perplex. Lio ist ein Familienmitglied.« Futschig habe geantwortet: »Soll ich etwa mit der Hand dazwischengehen?«
Gegen ein solches Verhalten werde er sich »mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln« wehren, sagt Laggies. »Selbst unser Sohn war von dieser Siuation völlig verstört«, er habe geweint.
Futschig, der Leiter der Hundepension, legt den Vorfall unterdessen anders dar. Ja, räumt er ein, er habe tatsächlich mit der Flasche nach dem Hund geworfen. Allerdings habe eine »Angriffssituation« vorgelegen. Zunächst habe Laggies’ Sohn einen Hund gestreichelt, daraufhin habe Lio, der Hund der Familie, eifersüchtig reagiert. »Eine gefährliche Situation« sei entstanden.
Leiter der Hundepension bei Gießen wehrt sich: „Eine gefährliche Situation“
Er habe in diesem Moment vor allem das zehn Jahre alte Kind des Langgönsers schützen müssen. Um so schnell wie möglich einzuschreiten, habe er mit der Flasche geworfen. »In so einer Situation ist es besser, zu agieren, als nichts zu tun.« Er sei überzeugt, dass er richtig gehandelt hat, betont Futschig. »Dazu stehe ich auch. Der Schutz des Kindes geht vor den Schutz der Tiere«, fügt er hinzu.
Der Hüttenberger führt die Hundepension seit fünf Jahren, er ist gelernter Hundetrainer und Verhaltensberater, hat eine Zertifizierung der Tierärztekammer Schleswig-Holstein. Ein gutes Dutzend Tiere ist in seiner Pension untergebracht, auch mehrere Tierschutzhunde. Seine Einrichtung werde ein- bis zweimal pro Jahr vom Veterinäramt kontrolliert, versichert er. Der Vierbeiner der Langgönser Familie sei für die Hundepension nicht geeignet gewesen, betont Fuschig weiter.
Veterinäramt des Lahn-Dill-Kreises eingeschaltet
Laggies hat das Veterinäramt des Lahn-Dill-Kreises um eine Überprüfung der Lebensumstände der jeweiligen Hunderassen gebeten, die dort betreut werden. »Insgesamt stellt sich uns die Frage, ob verantwortungsvolle Hundebesitzer überhaupt wissen, was mit ihren Lieblingen in solchen Pensionen passiert«, erklärt Laggies außerdem, nach dieser Erfahrung und einer Genehmigung durch das Veterinäramt müsse man eigentlich davon ausgehen, »dass diese Leute sich auskennen und wissen was sie tun«.
Auf Nachfrage bestätigt das Veterinäramt, die Beschwerde des Langgönsers. »Der Beschwerde wird nachgegangen«, erklärt eine Sprecherin des Lahn-Dill-Kreises. Aus Datenschutzgründen könne man aber zu dem Vorfall keine weiteren Angaben machen.
Laggies und seine Familie haben sich derweil entschieden, den Hund doch nicht in einer Pension abzugeben. »Wir fahren jetzt mit Lio in den Urlaub.«