Mit einem Hundehalsband fing es an

Yvonne Schad aus Villingen stellt in ihrer Werkstatt individuelle Schnullerketten, Babybodys und Filzanhänger her. Vor fünf Jahren gründete sie dafür als Kleingewerbetreibende ihre Firma »ParaLeine&Co«. Mittlerweile geht sie vielschichtige Wege.
Der Hund sei an allem schuld gewesen, sagt Yvonne Schad und lächelt. Weil seine Halsbänder immer wieder kaputtgingen, wollte die Villingerin eines selbst herstellen, das länger durchhält. Sie suchte nach einem widerstandsfähigen Material, was gleichzeitig für die Tiere angenehm zu tragen ist und gut aussieht. Mit Leinen, die sonst von Fallschirmspringern verwendet werden, fand sie vor bald sieben Jahren das Passende.
Das erste Hundehalsband war schnell geknüpft, die Arbeit machte Schad Spaß. Bald kam eine Leine dazu. Bekannte sahen das neue »Outfit« des Hundes und wollten auch eines. Die Anfragen wurden immer mehr und so beschloss sie, aus dem Hobby ein Nebengewerbe zu machen: »ParaLeine&Co« war geboren. Fünf Jahre ist das nun her.
»Damals passte noch alles in einen Kleiderschrank«, sagt die Kleinunternehmerin, die hauptberuflich weiterhin in der Pflegebranche arbeitet. Mittlerweile hat sie sich einen Werkstattraum eingerichtet - allein schon, um die ganzen Maschinen unterzubringen: Dort werden T-Shirts mit individuellen Aufdrucken und Texten verziert, Osterhasenanhänger aus Filz ausgeschnitten und Armbänder geflochten.
Hundehalsbänder spielen heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Schad ist darüber erleichtert: »Wenn ich fünf Jahre lang nur Halsbänder hergestellt hätte, wäre es langweilig geworden.« Stattdessen kamen immer wieder Freunde, Bekannte und Kunden mit einem Vorschlag um die Ecke und fragten: »Kannst du so etwas auch herstellen?« Meist probierte sie es aus, bei vielen Sachen konnte sie nach einigen Woche die Frage mit »Ja« beantworten.
Als etwa in Villingen der Stadtpokal der Jugendfeuerwehren ausgetragen wurde, bot ParaLeine spezielle Feuerwehrarmbänder an, die ratzfatz weggingen. Zum Finaleinzug Villingens beim Wettbewerb »Dolles Dorf« fertigte sie als Erinnerung Schlüsselanhänger an.
Ein Durchbruch sei es gewesen, für die Grundschulkinder Rechenketten anzubieten: Dabei handelt es sich um Kugeln, die auf einer Schnur aufgefädelten sind. Mathematik lässt sich damit leichter begreifen. Der eingearbeiteter Name des Erstklässlers macht das Ganze dann zu einer individuellen Angelegenheit. Die Nachfrage war von Beginn an groß, sagt Schad, jedes Jahr gehen zig Bestellungen über Facebook und die Papierhandlung Buck in Hungen ein.
Ohnehin ist es interessant, wie Schad für ihr vermeintlich kleines Gewerbe die unterschiedlichsten Möglichkeiten nutzt, um auf sich aufmerksam zu machen. In der Region etwa wurde »ParaLeine« bekannt, als sich die Unternehmerin mit weiteren Manufakturen, Kleingewerbetreibenden und Handwerksbetrieben zum Verein »Wir von hier« zusammenschloss. Dieser veranstaltet Kleingewerbeschauen, damit mehr Menschen ihr Augenmerk auf die kleinen und großen Produkte richten, die im eigenen oder im Nachbardorf hergestellt werden.
War die Besucherresonanz bei der Premiere noch überschaubar, zog die zweite Auflage im Villinger Bürgerhaus bereits viele Besucher an. »Die Zusammenarbeit hat viel gebracht«, resümiert Schad, die durch die Schau etliche neue Kunden fand. Diesen Sommer könnte es eine Neuauflage der Schau geben, wenn die Pandemielage es zulässt.
Schad kennt aber auch die Tage, an denen sie auf einem verregneten Weihnachtsmarkt in der Kälte steht und nur eine Handvoll Besucher überhaupt den Weg dorthin findet. »Da sorgen dann wenigstens die Standnachbarn mit heißen Getränken für gute Stimmung«, erinnert sie sich an solch einen Tag in Lich.
Seit einigen Monaten ist »ParaLeine« zudem mit einer Ausstellung in der Laubacher Marktecke vertreten: Die Inhaberin des Geschäfts hatte von Schads Arbeit erfahren und ihr angeboten, ein Regal mit den Produkten aufzustellen. »Da können die Menschen die Sachen auch anschauen und anfassen«, sieht sie darin eine große Ergänzung zum Vertrieb über das Internet.
Mittlerweile hat sich ihr Sortiment in Richtung Kleinigkeiten für Kinder verschoben: Die Nachfrage nach Greiflingen, Kinderwagenketten und Motorikbällen ist riesig, sagt sie. Da sie diese leicht individualisieren - also mit Namen oder Geburtsdaten versehen kann - sind diese Sachen ein beliebtes Geschenk.
Im Regal in der Marktecke etwa findet man auch den »100 Prozent Laubacher Bub«-Body mit offiziellem städtischem Schriftzug - dafür gab man im Rathaus gerne die Genehmigung. »Auch andere Ortsnamen sind möglich«, sagt Schad. Nur darf sie dann nicht den offiziellen Schriftstil der Stadt verwenden - das Copyright setzt da, ebenso wie bei vielen Film- und Fernsehfiguren oder aber Fußballvereinslogos, Grenzen.
Während die meisten Menschen sich noch auf Ostern vorbereiten, ist man in der Villinger Werkstatt schon wieder einen Schritt weiter: Die Produktion für Muttertag läuft auf Hochtouren. Armbänder, Herzchenanhänger und Ketten fertigt sie derzeit fast jeden Tag an. Auch die ersten Shirts mit dem Aufdruck »Schulkind 2022« hat sie bereits hergestellt.
Zwischendurch bleibt aber genug Zeit, um an neuen Dingen zu experimentieren: »Ich habe noch viele Ideen.« Gerade erst hat sie sich eine Graviermaschine angeschafft, die sie nun ausgiebig testet. Was sie damit noch alles anfertigen könnte, Ideen hat die Villingerin genug.
Übrigens: Das erste Hundehalsband hängt noch immer in der Werkstatt. Es hat durchgehalten.