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Mit Abitur ins Handwerk: „Nach vier Semestern an der Uni habe ich die Reißleine gezogen“

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Von: Constantin Hoppe

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Der Werdegang von Lukas Preusch ist kein gewöhnlicher, hat er doch vor seiner Ausbildung bereits ein Studium begonnen. Aber die Praxis liegt ihm.

Lich – Lukas Preusch mag seinen Beruf. Und der 23-Jährige ist gut darin. Deswegen hat ihn die Handwerkskammer Wiesbaden am Dienstag (7. März) als »Lehrling des Monats« ausgezeichnet.

Es gibt dieses Sprichwort: Handwerk hat goldenen Boden. Da ist etwas dran, aber trotzdem ist der Nachwuchs- und Fachkräftemangel ein großes Problem für die Betriebe, selbst in Branchen wie der Elektrotechnik, die stark boomen. Der Grund ist, dass vielen jungen Menschen ein Studium interessanter erscheint als eine Ausbildung. »Das ist aber oftmals falsch«, sagt Andreas Brieske, Vizepräsident der Handwerkskammer Wiesbaden. »Für viele ist der Weg ins Handwerk der richtige Schritt. Zudem kann man auch nach einer Ausbildung noch ein Studium absolvieren und hat dann bereits praktische Erfahrungen auf seinem Gebiet.«

Eine ähnliche Erfahrung machte auch der frisch gekürte »Lehrling des Monats«. Preusch fand erst über einen Umweg ins Handwerk. Nach seinem Abitur am Laubach-Kolleg im Jahr 2018 zog es den Schottener zuerst an die Justus-Liebig-Universität nach Gießen. Dort begann er, Physik und Technologie für Raumfahrtanwendungen zu studieren. Doch das Studium brach er schließlich ab. »Nach vier Semestern an der Uni habe ich die Reißleine gezogen. Das ganze Studium war mir viel zu theoretisch. Die praktischen Anwendungen haben mir gefehlt.«

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Lukas Preusch ist als »Lehrling des Monats« ausgezeichnet worden. Er lernt den Beruf des Elektronikers bei der Konsysta GmbH in Lich. © Constantin Hoppe

Lukas Preusch aus dem Kreis Gießen macht eine Ausbildung zum Elektroniker

Preusch begab sich auf die Suche nach einem Ausbildungsbetrieb und wurde schließlich in Lich (Kreis Gießen) fündig. »Ein Freund von mir machte hier ebenfalls seine Ausbildung und hat mir vorgeschlagen, ich könnte versuchen, mich zu bewerben«, erzählt er. Am 1. August 2020 begann Preusch seine Ausbildung zum Elektroniker in Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik bei der Konsysta GmbH.

»Es ist gar nicht so selten, dass jemand über eine Empfehlung aus dem Freundeskreis an seine Ausbildungsstätte findet«, sagt Konsysta-Geschäftsführer Erik Faber. »Deshalb hoffen wir jetzt, dass auch Preusch in seinem Freundeskreis ordentlich die Werbetrommel für eine Ausbildung im Handwerk rührt.«

Preusch ist derzeit einer von drei Auszubildenden in der Licher Firma, die sich vor allem mit Brand- und Einbruchschutz beschäftigt. Es sei gerade sein Engagement, das ihn von anderen Auszubildenden abhebe, lobt Michael Hoefeld, Prokurist und Ausbilder bei Konsysta: »Er macht alles, von der Montage bis zur Inbetriebnahme. Er denkt umfassend und ist sich für keine Arbeit zu schade.«

Das sei, sagt Hoefeld weiter, längst keine Selbstverständlichkeit mehr: »Es kommt immer öfter vor, dass wir nicht nur Ausbildungs-, sondern gleichzeitig auch Erziehungsstelle sind.«

Darüber müssen sich die Chefs bei Preusch jedoch keine Gedanken machen. Und das zahlt sich aus: Im Mai wird er seine vorgezogene Gesellenprüfung ablegen. Die anschließende Übernahme in seinem Ausbildungsbetrieb ist bereits ausgemachte Sache.

Pläne darüber hinaus hat er jedoch keine, außer, dass er in dem Betrieb in Lich bleiben möchte: »Zunächst zählt nur, dass ich mit meiner Ausbildung fertig werde«, sagt Preusch. Jedoch will er sich auch nach Abschluss der Ausbildung weiterbilden und dann eventuell seinen Meistertitel machen. (Christian Hoppe)

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