Menschen zusammenbringen

Fünf Abende. Fünf Konzerte. Fünf Locations unter freiem Himmel. In Lich startet am 17. Juni zum zweiten Mal die Veranstaltungsreihe künstLich unterwegs.
Im vergangenen Jahr wurde sie aus der Pandemie-Not heraus geboren. In diesem Sommer geht sie in ihre zweite Runde und soll künftig neben Kulturtagen, Sommermusikwelten, Musik aus der Stille und dem Programm zum 9. November eine feste Veranstaltungsreihe in Lich werden: künstLich unterwegs. Fünf Konzerte an fünf verschiedenen Orten, allesamt draußen und - von einem Termin abgesehen - bei freiem Eintritt. Gestern stellten die Macher um künstLich-Chefin Karla Katja Leisen und Lichs Kulturkoordinator Peter Damm die Veranstaltungen vor.
Los geht es am 17. Juni im Biergarten der Kinokneipe Statt Gießen mit Romie - zwei Songwriterinnen aus Frankfurt mit großer Liebe und viel Talent für Harmonien. Die Wurzeln im Folk der 1960er Jahre, entlehnen sich Paula Stenger und Jule Heidmann in verschiedene Genres und kreieren daraus ihren eigenen Sound. Sie begleiten sich an Gitarre, Klavier und Ukulele, greifen aber auch mal zu E-Gitarre und E-Bass. Apropos begleiten: Bei der Premiere der Veranstaltungsreihe im vergangenen Jahr tat Jule Heidmann dies für die Singer-Songwriterin Fee an Gitarre und Bass. Jetzt ist sie mit ihrem eigenen Duo in Lich.
Das Konzert im Bürgerpark gibt in diesem Jahr das Multikulturelle Orchester der Stadt Gießen, welches das Kinderhilfsprojekt »Musik statt Straße« unterstützt. Ein Grund, warum die Musiker laut Karla Katja Leisen perfekt zu dem stark frequentierten Veranstaltungsort passen. Der andere ist ihre Multikulturalität: Menschen aus vielen Nationen, die eine universelle Sprache sprechen und Musik aus allen Erdteilen, voller Energie und Lebensfreude darbieten. Arrangiert und begleitet vom Gründer und Geigenvirtuosen Georgi Kalaidjiev nehmen die Musiker ihr Publikum auf eine musikalische Reise über die Kontinente mit.
Die Kirchenruine des Arnsburger Klosters, die in diesem Jahr anstelle des Waldschwimmbades als Location Einzug ins Programm gefunden hat, wird am 23. Juli Kulisse für das dritte der fünf Konzerte sein. Zu Gast: die außergewöhnlichen GEMA 4 (Las quatro Gemas), was übersetzt so viel wie »Die vier Edelsteine« bedeutet. Die Vokalartistinnen, die auf internationaler Ebene zu den vorrangingen Vertreterinnen ihres Genres zählen, führen mit Humor und Leichtigkeit durch die Perlen der kubanischen Musik - die großen Boleros, Lieder im Filín- und Són-Stil, Guarachas, Chachacha. Der Auftritt des Quartetts war eigentlich im Rahmen der vergangenen SommerMusikWelten geplant, musste krankheitsbedingt aber ausfallen.
Von Kora bis Kuba
Die Kunst des Geschichtenerzählens aufleben lässt am 6. August, im Außenbereich des Restaurants Savanne, das Trio JMO. Unter dem Motto »Drei Länder - eine Sprache« erwartet die Besucher eine musikalische Symbiose aus drei Kulturen. Jan Galega Brönnimann (Schweiz), Moussa Cissokho (Senegal) und Omri Hason (Israel) führen die Klänge von Kora, Bassklarinette und Perkussion zu zeitgenössischer Kammermusik zusammen. Afrika, Europa und Orient treffen im Herzen der Natur aufeinander.
Den Abschluss von künstLich unterwegs machen Karla Katja Leisen und Susanne Ines Schmid alias SUKAwave. Am 27. August entführen die beiden Gongistas aus Lich im Park der Kreisvolkshochschule in eine besondere KlangweltSie bringen mitten im Grün ihre Gongs zum Klingen, außerdem Koshis, Klangschalen, Trommeln oder Hand Pans. »Dazu spielen die Vögel, das ist Natur pur«, sagt Leisen.
Alles in allem handelt es sich bei der Konzertreihe um ein niederschwelliges Angebot, das die Menschen zusammenbringen soll, wie künstLich-Chefin Leisen betont. Nötig seien solche Formate nicht nur, um Hemmschwellen abzubauen und Grenzen zu überwinden und dadurch ein erweitertes Publikum zu erreichen. Nötig seien sie auch, weil sich die Leute nach der Pandemie erst wieder ans Ausgehen gewöhnen müssten, so Kino-Mitbetreiber Edgar Langer. Dafür brauche es einen »möglichst barrierefreien Zugang«. Denn die Besucherzahlen seien noch lange nicht auf Vor-Corona-Niveau.
Im vergangenen Jahr hatte künstLich zum ersten Mal zu der Veranstaltungsreihe eingeladen, die vom mittelhessischen Kultursommer finanziell unterstützt wird. Nach zwei Lockdowns war den Kulturschaffenden in der Stadt an der Wetter klar: »Wir müssen was machen, sonst kippt die Gesellschaft«, erinnert sich Leisen. Die Resonanz gab ihnen Recht: Mehrere Hundert zog es allein zum Konzert in den Bürgerpark. Peter Damm: »Die waren so ausgehungert.«
Bei der Künstler-Auswahl versuchen die Macher von künstLich unterwegs einen Mix aus regionalen Akteuren und jenen, die überregional unterwegs sind, hinzubekommen, sagt Damm. Und nach Auffassung von Kultursommer-Geschäftsführer Frank Dauer gelingt das den Lichern sehr gut. »Qualitativ sind das immer ganz tolle Veranstaltungen, die sich mit dem decken, was der Kultursommer Mittelhessen möchte.«