Mehr als nur »Riwwelkuche-Verein«

Reiskirchen (gal) Eine Kirchengemeinde lebt von ihren Frauen. Daher wurde in Lindenstruth das 100-jährige Bestehen der Frauenhilfe entsprechend gefeiert. Ihnen zu Ehren waren fast alle zum Jubiläumsgottesdienst gesungenen Lieder Werke, die von Frauen geschrieben worden waren.
Pfarrer Dieter Sandori hielt die Festrede. 1916 etablierte sich der allgemeine Name Frauenhilfe. Sechs Jahre später wurde sie in Lindenstruth ins Leben gerufen. Nur eine Urkunde im Gemeindehaus erinnert an das 25-jährige Bestehen, alle weiteren Jubiläen wurden übergangen.
Zu Zeiten von Pfarrer Edwin Marguth aus Winnerod um 1920 wurde viel gesungen und soziale Aufgaben der Frauenhilfe in den Vordergrund gestellt. Andere Pfarrer folgten, bis Pfarrer Martin Kohlschmidt aus dem sächsischen Oberheldrungen 1952 die Pfarrstelle übernahm. In seiner Wirkungszeit wurden um 1958 viele Pakete und Päckchen gepackt und nach »drüben« geschickt, alle unter der Angabe privater Absender.
Als »Stammtisch mit Niveau« bezeichnete Sandori die Zusammenkünfte der Frauen, die vor dem Bau des Gemeindehauses in der Schule oder in einer der örtlichen Gaststätten abgehalten wurden. Bei diesen entwickelten sich Gespräche über den Glauben, die sonntags in der Kirche nicht möglich waren. Männer hatten keinen Zugang zur Frauenhilfe.
Ausflüge, Film- und Dia-Abende rundeten das Programm über die Jahrzehnte ab. Der geliebte Kaffee- und Streuselkuchengenuss brachte der Frauenhilfe auch die Bezeichnung »Riwwelkuche-Verein« ein. Durch alle Jahrzehnte ihres Bestehens sahen die Teilnehmerinnen die Treffen als heilsame Unterbrechung des Alltages. Drei Pfarrerinnen betreuten die Pfarrstelle Lindenstruth vor Sandori und prägten auch die Arbeit der Frauenhilfe.
Für den Verband der evangelischen Frauen in Hessen und Nassau, so der 2015 geprägte Name, sprach Luise Böttcher und gratulierte dem Jubiläumsverein. Sie dankte für die Mitgestaltung zahlreicher Weltgebetstage und wünschte, dass Schönes im Herzen bewahrt werde. Jeweils ein Geschenk der Kirchengemeinde übergab sie an die anwesenden derzeitigen Teilnehmerinnen der Frauenhilfe. Besonders erwähnte sie die langjährige gute Zusammenarbeit mit Johanna Müller.
Sonntag Abschied von Sandori
Pfarrer Sandori dankte ebenfalls Johanna Müller für ihren jahrzehntelange Einsatz in den kirchlichen Belangen sowie der Heimatgeschichtlichen Vereinigung Gruppe Lindenstruth für die Bereitstellung der Informationen über die örtliche Frauenhilfe.
Anschließend lud er zu seinem eigenen Abschiedsgottesdienst am 10. Juli um 14 Uhr ein. Die Musikgruppe Dribbdeblues werde dabei sein und weitere musikalische Darbietungen würden seinen letzten offiziellen Gottesdienst begleiten.