Maskenlos durch die Nacht

Als hätte es Corona nie gegeben: 4400 Menschen haben am Freitagabend in Pohlheim ausgelassen feiernd das Wiesnfest eröffnet. Das Tragen einer Maske war empfohlen, im Festzelt war allerdings kein einziger Gast mit einem Mund- und Nasenschutz zu beobachten.
Tausende Besucher erheben sich. Sie strecken die Hände in die Höhe, grölen, viele stellen sich auf die Bänke im rappelvollen Festzelt auf der Mockswiese. »Prost ihr Säcke«, rufen die Musiker von der Bühne. »Prost, du Sack«, schallt die Antwort aus Tausenden Kehlen durch das Zelt.
Nach zwei Jahren Corona-Pause hat am gestrigen Freitagabend wieder das Wiesnfest in Watzenborn-Steinberg begonnen. 4400 Menschen haben im Festzelt dicht gedrängt gesungen, geschunkelt und getanzt. Die Sehnsucht nach ausgelassenem, unbeschwertem Feiern war jedem Gesicht abzulesen.
Gäste im Zelt müssen geimpft, getestet oder genesen sein. Eine Maskenpflicht gibt es nicht, das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes sei empfohlen, hatte Wiesenwirt Carsten Prill im Vorfeld erklärt. Bei keinem der Gäste war allerdings eine Maske zu beobachten.
»Es fühlt sich an wie immer«, sagte Michaela Werner aus Hungen, die ganz vorne vor der Bühne stand - und gestand, dass sie sich selbst wundere. »Vor einem Monat hätte ich es mir noch nicht vorstellen können, hier mittendrin zu stehen«, sagte sie vor dem Hintergrund der Pandemie. »Diese Stimmung mit meinen Freunden zu erleben - das war mir ein tieferes Bedürfnis als mir bewusst war.«
Zwei Tische weiter biss Roman Stöger in eine Schweinshaxe, einen Augenblick später schunkelte er kauend zum Lied »Volare«. Eigentlich möge er Schlager nicht sonderlich. Aber er komme jedes Jahr hierher. »Als ich vorhin durch das Zelt gelaufen bin und das Stimmengewirr und die Musik wieder gehört habe, hatte ich Tränen in den Augen.«
Die Musiker der Formation »Blechblos’n« hatten den Abend eröffnet. »In München steht ein Hofbräuhaus«, spielten sie zu Beginn. »In Pohlheim steht ein Hexenkessel«, hätte man gerne hinzugefügt. Die Besucher hüpften auf den Bänken. Mit Liedern wie Wolfang Petrys »Wahnsinn« brachten die Band das Festzelt zum Kochen. Danach sorgte Voxxclub für Atmosphäre wie auf dem originalen Oktoberfest mit Songs zum Mitschmettern wie »Anneliese«, »I mog di so« und »Donnawedda«.
Kurz vor Mitternacht setzte Mickie Krause dann das Glanzlicht. Der Schlagersänger, der seit der Premiere 2009 bei jedem Wiesnfest mehrfach auf der Bühne steht, stimmte den Song »Reiß die Hütte ab« an, und keinen Besucher hielt es mehr sitzend auf den Holzbänken.
Zuvor hatte Pohlheims Bürgermeister Andreas Ruck das erste Bier gezapft - und hatte nur einen Schlag benötigt.
Das Wiesnfest steigt in seiner zwölften Auflage bis 8. Mai. Am heutigen Samstag tritt auf der Mockswiese erstmals die Spider Murphy Gang auf. Beim Tanz in den Mai am 30. April zugunsten der »Tour der Hoffnung« steht die Band, die in den 80er Jahren vor allem durch ihre Hits »Skandal im Sperrbezirk« und »Schickeria« bekannt wurde, neben den Trenkwaldern und Victoria, einem Helene-Fischer-Double, auf der Bühne. Ihre Premiere auf dem Wiesnfest feiert zudem Mia Julia, die seit Jahren in der Partymeile auf Mallorca für Stimmung sorgt. Sie tritt am 5. Mai neben den Draufgängern und Peter Wackel auf. Außerdem wird sie tags darauf am 6. Mai neben der Münchner Zwietracht und Mickie Krause singen.
An diesem Sonntag ist bei kostenfreiem Eintritt der traditionelle Frühschoppen mit Geri, der Klostertaler und Ochs am Spieß.