Marktplatz: Zeit für die Entscheidung

Die Zeit drängt, schon um die vom Land gewährte 90-Prozent-Förderung nicht aufs Spiel zu setzen: Am 10. November sollen Laubachs Stadtverordnete nun endlich einen finalen Beschluss zur Umgestaltung des Marktplatzes fassen. Das zumindest ist der Plan der Verwaltung. Ob er aufgeht?
Sofern Laubachs Politiker mit ihrem »Baby« namens Marktplatz-Umbau niederkommen sollten, die Formulierung »schwere Geburt« wäre angemessen: Dass die gute Stube der Stadt im Rahmen des IKEK-Prozesses mehr »Aufenthaltsqualität« erhalten soll, ist schließlich seit drei Jahren Beschlusslage. Erreicht werden sollte dies zuvörderst durch Verbannung der Autos.
Abgespeckter Kompromiss
Priorität hatte aber ebenso die Schaffung von Barrierefreiheit sowie - 2019 aktualisiert - der Erhalt der Linde. Weitere Ziele in Stichworten: Entfernung der Beete samt Bäumen; Wiederherstellung der historischen Sichtachse Engelsbrunnen-Schloss; Durchfahrt zu Storchshof und Grünemannsgasse nur für Anlieger; attraktiveres Umfeld für Engels- und Pumpbrunnen.
Von den IKEK-Gremien sowie dem Stadtplaner Karl-Dieter Schnarr erarbeiteter Entwurf allerdings erhielt wenig Applaus. Nicht beim Ortsbeirat. Und auch nicht bei der Bürgerversammlung, die pandemiebedingt erst im Juli 2021 stattfand. Das Ende für die Pflanzbeete samt Bäume und vor allem der Austausch des Kopfsteinpflasters durch Industriepflaster wurden mit Vehemenz abgelehnt. Dass an dem Abend die Kostenschätzung von 1,1 Millionen Euro in Zweifel gezogen wurde, schon wegen der »Kollateralkosten« (Sanierungsbedarf der Leitungen, Gewölbe?), sei nicht vergessen. Eine deutliches Veto äußerten v.a. Anlieger und Gewerbetreibende.
Um die Kuh vom Eis zu bringen, wurde hierauf eine weitere neue Arbeitsgruppe gebildet. Ihr Auftrag: »Auf Basis der Grundplanung einen Kompromiss mit den direkten Anliegern erzielen«. Der AG gehören Stadtplaner Schnarr, Ortsvorsteher Günter Haas, Bürgermeister Matthias Meyer, Stadtverordnetenvorsteher Joachim M. Kühn und Dr. Ulf Häbel als Vorsitzender der IKEK-Steuerungsgruppe an. Anfang September präsentierte man den Alternativentwurf (siehe Skizze), der von direkten Anliegern auch gutgeheißen wurde.
Kritik: Wegstreifen nicht das Optimum
Wesentliche Punkte: Erhalt des alten Pflasters, einzige Anlage eines barrierefreien Streifens; Verbannung der Autos aus zentralem Bereich, heißt keine Stellflächen mehr direkt an der Linde, »tendenziell, aber noch nicht ganz sicher« (Häbel), auch nicht vorm Salon Kircher; insgesamt 14 Parkplätze; Erhalt der Pflanzbeete und Bäume (nur Absenkung der Umrandung).
Nach einer ersten groben Schätzung des Planers, so Häbel, wäre all dies mit 250 000 bis 300 000 Euro zu realisieren. Für erwogene (absenkbare) Poller von der Ecke Kircher bis zum Alten Rathaus sollen kurzfristig die Kosten noch ermittelt werden.
Zu einem Kernpunkt der Umgestaltung ist freilich anzufügen, dass der Behindertenbeauftragte des Kreises in der nun vorgesehenen barrierearmen Wegeführung keine umfassende Aufwertung, lediglich eine Hilfestellung sieht.
Dass die Zeit für Entscheidung drängt, dafür sorgt auch diese Vorgabe der Abteilung für den Ländlichen Raum beim Lahn-Dill-Kreis als in Sachen IKEK federführender Behörde: Bis September 2022 muss mit 300 000 Euro knapp die Hälfte der förderfähigen Summe, das Jahr darauf alles abgerechnet sein. Sehr sportlich.
Allerdings, so Laubachs Rathauschef, habe besagte Behörde eine »variable Nutzung des Förderbescheids« zugesagt - natürlich vorausgesetzt, dass die Alternativplanung als förderfähig erachtet wird. Ein Parlamentsbeschluss hierzu müsse nun zeitnah erfolgen, auch weil die denkmalschutzrechtliche Genehmigung und genauere Kostenschätzung bis zum 31. März 2022 der Förderstelle vorliegen müsse, unterstreicht Meyer.
Ortsbeirat weiter gegen Urplanung
Erste Voraussetzung, um voranzukommen, ist also ein Parlamentsbeschluss am 10. November. Gemäß Magistratsvorlage stehen drei Variantenzur Wahl: Realisierung des vom Land genehmigten Ursprungsplans, Umsetzung des noch weiter auszuarbeitenden Alternativentwurfs, Verzicht auf das Projekt samt Rückgabe der Fördermittel.
Die IKEK-Steuerungsgruppe übrigens ist Ende September zumindest mehrheitlich bei ihrem Votum für den Schnarr-Entwurf geblieben. Eingeholtes »Meinungsbild« fiel allerdings denkbar knapp aus: sechs Ja-, fünf Neinstimmen, zwei Enthaltungen.
Anders wiederum hat sich der Ortsbeirat positioniert: Am Montag anwesende fünf Mitglieder stimmten alle für den Alternativentwurf. Ortsvorsteher Haas hatte dessen Grundzüge vorgestellt. Wie er weiter erklärte, stehe die Detailplanung um die Linde noch aus. Ebenso ein Gespräch mit der Gräfin, um zu klären, ob eventuell doch der barrierefreie Wegstreifen bis an den Schlosseingang durchgezogen werden könne.