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Luftakrobatik statt Mathe

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Von: Constantin Hoppe

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Jetzt geht’s rund: Am Mittwoch konnten die Schüler die Ergebnisse des Zirkusprojekts präsentieren. © Constantin Hoppe

Die Schulen waren in den vergangenen anderthalb Jahren besonders schwer von den Corona-Auflagen betroffen. Vier Wochen lang konnten Schüler in Beuern nun dem Corona-Alltag mit einem Zirkusprojekt entkommen.

Musik setzt ein. Eine Gruppe von Kindern läuft los, schnappt sich einige bunte Tücher, Jongliersachen und Teller. Dann geht es in den selbstgebauten Bühnenbereich, wo sie mit ihrer Zirkusshow loslegen, Teller auf Stäben kreisen lassen, mit Tüchern jonglieren oder akrobatische Tricks zeigen.

Das war nur eine der vielen kleinen Szenen, die am Mittwoch in der Willy-Czech-Halle in Beuern zu sehen waren. Die Schüler der Grundschule Beuern präsentierten hier vor einigen ihrer Mitschüler und Lehrer, was sie in den vergangenen vier Wochen im Zirkusunterricht mit Clown Ichmael alles gelernt haben. Geschwister und Eltern durften aber coronabedingt nicht zur Aufführung kommen.

Für die Kinder war der Auftritt gleich aus mehrfacher Hinsicht wichtig, wie Schulleiterin Yvonne Wambach erklärt: »Fast zwei Jahre lang mussten sich die Grundschüler mit sich ständig ändernden Regeln beschäftigen. Das haben sie sehr gut gemacht. Aber es sind eben keine kleinen Erwachsenen, sondern Kinder.« Deshalb war es aus Sicht der Schulleiterin wichtig, ein Projekt zu starten, das den Unterricht durch Freude bereichert: »Es war immer sehr schwierig. Die Kinder waren in den letzten Monaten manchmal so ernst. Wir wollten die Lebensfreude wieder in den Unterricht bringen.«

Dass dieses Vorhaben geglückt ist, kann man am Tag der Vorführung deutlich in den Gesichtern der Kinder ablesen: Mit strahlenden Augen berichten sie von dem Unterricht der vergangenen Wochen, wie viel Spaß sie hatten und was sie alles gelernt haben: »Es war richtig geil!«, schallt es im Chor aus der Kinderschar. Der neunjährige Frederik fasst es so zusammen: »Wir saßen die letzten Monate ja immer nur in der Schule. Jetzt konnten wir endlich mal wieder etwas erleben!«

Die Aufführung geht weiter. Jetzt geht es auf die Laufkugel. Immer zu dritt sind die jungen Artisten unterwegs: Während einer auf der Kugel läuft, sichern ihn zwei andere ab. Die besonders Geschickten verbinden das noch mit einigen Jonglageelementen. Nach wenigen Minuten ist auch dieser Teil der Show vorbei und es folgt Applaus der Mitschüler und Lehrer. Die verdiente Belohnung für die Mühen.

Die Choreographien, die man an diesem Vormittag hier sehen konnte, stammen alle von den Schülern selbst. So lautete eine der Aufgaben während der Woche: »Wir sollten uns in kleinen Gruppen etwas überlegen, das wir aufführen wollen«, erzählen die Kinder. Zusätzlich haben sie auch eine kleine Zirkuskulisse für ihre Aufführung gebaut.

Vier Wochen lang hatten alle Jahrgänge jeweils einen Zirkusunterrichtstag in der Sporthalle. Hier beschäftigten sie sich mit Themen, die sonst eher nicht auf dem Stundenplan stehen: Balancieren, Jonglieren, Luftakrobatik oder Clownerie.

Dahinter steckte auch eine große Portion Zirkuspädagogik, wie Michael Rogalla - besser bekannt als Clown Ichmael - erklärt: »Jeder beteiligt sich an den Dingen, die ihm liegen und muss sich um sein ›Können‹ bemühen. So kann man auch eher zurückhaltende Persönlichkeiten erreichen.« Dazu erfahren viele hier Lob von ihren Alterskameraden: »Es ist toll, wenn man von den anderen Kindern angefeuert wird.« Ganz nebenbei nutzte er auch die Zeit, um die Lehrer an der Schule in der Zirkuspädagogik zu schulen - etwas, das auch in Zukunft noch seinen Platz im Unterricht finden soll.

Im Laufe des Projekts an der Schule ist Schulleiterin Wambach noch etwas aufgefallen: »Die Kinder unterstützen sich viel mehr und stehen sich gegenseitig bei. Gerade hier während der Proben, aber auch abseits davon.« Besonders eine Szene hat sich bei ihr eingeprägt: Als einer der Schüler gerade auf der Laufkugel unterwegs war, fiel seinen Schulkameraden auf, dass seine Schuhe offen waren. Kurzerhand sicherte einer den Läufer und ein zweiter band ihm die Schuhe wieder zu. »Das fand ich wirklich schön«, sagt Wambach.

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